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Eine Ehe in Briefen

Eine Ehe in Briefen

Titel: Eine Ehe in Briefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofja Tolstaja , Lew Tolstoj
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denn niemand in der Lage, dem anderen dann eine Hilfe zu sein und sein Leiden zu lindern, wenn er dies braucht? Was ich in der letzten Zeit durchgemacht habe, die Trauer meiner Kinder mit anzusehen und zu ertragen, ist um vieles schwerer als wenn dies sich in der Ferne vollzogen hätte. Und auch die eigene Hilflosigkeit ist schwer.
    Es läutet zum Essen. Ich küsse Dich und Sascha. Wenn ich von Euch ein Telegramm erhielte, daß es Euch gutgeht, fiele mir der Weg nach Hause leichter. Lebe wohl.
    Deine Sonja Tolstaja.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    31. Dez[ember 1900]
    [Moskau]
    Es ist sehr schade, daß meine Briefe und mein Telegramm Dich der Feiertage wegen nicht beizeiten erreichten. Da ich um Deine Neigung, Dich zu sorgen, weiß, habe ich mich bemüht, Dir umgehend alle Nachrichten, die ich erhielt, mitzuteilen. Doch eine Reihe von Umständen führte dazu, daß Du aus Jasnaja abgereist bist, ohne meine Nachricht zu erhalten. [...] Ich hoffe nur, daß Tanjas Befinden weiterhin gut ist und Du Dich auf der Reise nicht verkühlst, ich bin froh, daß Du in Kotschety bist und Dich dort von dem Schweren, das Du auf Jasnaja durchgemachthast, erholen kannst. Wir hier sind vollauf gesund. Sascha war gestern bei den Martynows. Mischa ist bei uns. Heute abend wird auf der Silvesterfeier bei den Glebows seine Verlobung mit Lina 13 bekanntgegeben. Es ist gut, daß ich jeglichen Aberglauben abgelegt habe. Daß wir den Beginn des neuen Jahres nicht zusammen begehen, bekümmert mich nicht, wenn wir nur weiterhin einander seelisch so nah verbunden sein werden. Ich küsse Dich und die liebe, kluge Tanja.
    L.T.

1901
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [26. Mai 1901]
    [Jasnaja Poljana]
    Von Dir haben wir noch keinen Brief erhalten, liebe Sonja. Ich hoffe, dies bedeutet nichts Schlechtes. [...] Bei uns ist alles bestens. Ich bin wohlauf. Nur die Knie schmerzen noch ein wenig, doch insgesamt geht es mir viel besser. [...] Ljowa ist gestern zu Ilja abgereist. Er ist, so scheint es, ziemlich mürrisch gegen Dora, und dies betrübt mich. [...] Ich nutze den wunderbaren Sommer – der Frühling ist schon dahingegangen – und bin sehr traurig, daß Dich die Geschäfte in Moskau halten. Es besuchten mich hier ein Herr aus Rjasan mit einer Grußadresse 14 , des weiteren zwei in ihrer Klugheit und Ernsthaftigkeit sehr eindrucksvolle junge Arbeiter aus Moskau. [...] Soeben war die schwangere Bäuerin hier, deren Haus abgebrannt ist und die Dir besonders leid tat, ich gab ihr Brennholz. Auch drei weitere Opfer des Brandes waren hier, ich gab ihnen je 10 R[ubel].
    Nun denn, lebe einstweilen wohl. Bleibe gesund und sorge Dich nicht.
    26. Mai 1901.
    L.T.

1902
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    [22. April 1902]
    [Sewastopol]
    Bis Balaklawa 15 verlief die Fahrt leicht und unbeschwert. Das Tal von Baidar erfreute das Auge mit seinem frühlingshaften, frischen Grün; allerorten grünt es, und die Augen können sich vom schweren Grau der Steine in Gaspra 16 erholen. Nach Balaklawa kam Wind auf, und es wurde heiß, auf dem Weg nach Sewastopol und in der Stadt selbst wurden Gesicht und Kopf geradezu verbrannt. Die Billetts haben wir bereits gekauft, wir reisen in einer Stunde. Ich bin in Sorge, was bei Euch in Gaspra sein mag, doch versuche ich, mich meiner Angst um Dich nicht hinzugeben.
    Ich küsse alle. Hat Sascha meine Telegramme abgesandt?
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [27. April 1902]
    [Gaspra]
    Übermitteln Sie der Gräfin: Wetter prachtvoll, 19 Grad im Schatten, den dritten Tag bereits werde ich auf die Terrasse geschoben, dies telegraphiere ich persönlich.
    Lew.
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    [15. November 1902]
    [Moskau]
    Lieber Ljowotschka, hier in Moskau begannen plötzlich die Gelenke an Händen und Fingern derart zu schmerzen, daß ich mich an Ussow um Rat wenden mußte. Er war wie immer überaus liebenswürdig, untersuchte mich aufmerksam und befand,die Gicht sei sehr vorangeschritten, der Grund hierfür liege in ungenügender Ernährung ( manque de nutrition ), aus irgendeinem Grund sagte er dies auf Französisch. Er verordnete mir für die Dauer von 6 Wochen Heilwasser, Solebäder, Jodsalbe, Warmhalten von Händen und Füßen u.ä. Dies alles ist sehr beschwerlich, doch ich werde es tun, wenn ich wieder in Jasnaja bin und nirgendwo anders hinfahren.
    Das Schlimmste ist, daß ich in der gesamten Zeit

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