Eine ewige Liebe
aus, als gehörte er in unser Jahrhundert. R yan trottete hinter ihnen her, ihre langen blonden Haare hatte sie zu einem wippenden Pferdeschwanz zusammengebunden.
Wenn man R yan und Ridley zusammen sah, war ihre Ähnlichkeit unverkennbar. In den vergangenen sechs Monaten hatte R yan ihre kindlichen Züge verloren und sah jetzt schon fast wie einTeenager aus, obwohl sie erst zwölf war.
Tante Del lächelte Rid matt an. »Ich bin froh, dass es dir gut geht. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.«
Ridley biss sich auf die Lippe und wippte nervös auf ihren schwindelerregend hohen Absätzen. »Es tut mir wirklich leid. Aber telefonieren war ein bisschen schwierig in letzter Zeit.«
»Abraham hatte Rid in einen Käfig eingesperrt«, sagte ich, ohne lange zu überlegen. Ridley hatte sich zwar einiges geleistet, aber dass man ihr etwas vorwarf, wofür sie nichts konnte, empfand ich als ungerecht.
Tante Del sah sie bestürzt an, und auch alle anderen zeigten betroffene Mienen – alle außer R eece, die sich schützend zwischen ihre Mutter und ihre Dunkle Schwester stellte.
»Stimmt das?« Onkel Barclay klang aufrichtig besorgt.
Ridley zwirbelte eine pinkfarbene Strähne zwischen ihren Fingern. »Ja. Und er hat mich behandelt wie ein echter Märchenprinz.« Gleichzeitig keltete sie: Kein Wort mehr davon, Cousinchen. Jetzt nicht . »Es geht mir gut«, fuhr sie laut fort und wischte mit einer Handbewegung die Besorgnis ihresVaters beiseite. » Wir sollten uns lieber um Ethan kümmern.Wen interessiert schon die Sache mit mir und dem großen bösenWolf.«
R yan machte zaghaft einen Schritt auf Ridley zu. »Mich«, sagte sie leise.
Rid gab keineAntwort. Stattdessen streckte sie ihre Hand aus.
Ich wartete darauf, dass eine Maus oder ein Lollipop in ihrer Hand erschien, irgendein billigerTrick, um ihre Schwester abzulenken.Aber die Hand blieb leer.
R yan lächelte und ergriff Ridleys Hand.
Ich hörte, wieTante Del tief Luft holte, aber vielleicht war es auch nur ich selbst.
» Wenn Lena dir vertraut, dann tue ich das auch«, sagte R yan. Und mit einem Blick auf R eece fügte sie hinzu: »Schwestern sollten einander vertrauen.«
R eece rührte sich nicht vom Fleck, aber man musste keine Sybille sein, um in ihrem Gesicht lesen zu können.
In ihrer harten, abweisenden Haltung, die sie so demonstrativ zur Schau stellte, zeigten sich die ersten feinen Risse. Man bemerkte sie nicht sofort, aber sie waren da. Es war derAnfang von etwas – obTränen,Vergebung oder Bedauern, ich konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen.
Aber es erinnerte mich an etwas, das Marian vor einiger Zeit zu Ethan gesagt hatte. Es war eines ihrer berühmten Zitate von einemTypen namens Leonard Cohen und es lautete sinngemäß: Es gibt einen Riss in allem. Denn nur so kommt das Licht herein.
Genau das passierte gerade mit R eece.
Endlich kam Licht herein.
»Lena, ist alles in Ordnung mit dir?« Onkel Barclay blickte zur Decke. Der Kristallleuchter war gefährlich ins Schwingen geraten.
Ich holte tief Luft und der Leuchter hing wieder still. R eiß dich zusammen .
»Ja, alles ist okay«, sagte ich, während wieder einmalWorte in meinem Kopf entstanden, die ich niemals aufschreiben würde.
krumm
wie die äste eines baumes
zerborsten
wie die teile meines herzens
zerbrochen
wie der siebzehnte mond
zersplittert
wie das fensterglas
an unserem ersten tag
Ich schloss dieAugen und versuchte, dieWörter zum Schweigen zu bringen, die sich mir so hartnäckig aufdrängten.
Nein .
Ich versuchte, sie zu ignorieren, versuchte, sie zu verjagen. Ich wollte sie nicht an Onkel Macon kelten und ich wollte auch nichts mehr schreiben.
Nicht bevor Ethan wieder da war.
Kein einzigesWort.
» Wir sollten aufbrechen.« Onkel Macon zog seinen schwarzen Kaschmirmantel an. »Amarie ist eine Frau, die man besser nicht warten lässt.«
Boo trottete hinter ihm her, sein dichtes dunkles Fell verschmolz beinahe mit der Dunkelheit des Raums.
Ridley öffnete dieTür und floh nach draußen. Noch auf denVerandastufen wickelte sie einen roten Lolli aus.Vor dem Blumenbeet zögerte sie kurz, dann steckte sie das Papier in ihreTasche.
Menschen und Caster konnten sich ändern – sogar die, die die falscheWahl getroffen hatten. Es kam nur darauf an, ob sie denWillen dazu hatten. Zumindest hoffte ich das. Ich selbst hatte im vergangenen Jahr oft genug eine schlechteWahl getroffen.
Jetzt führte meinWeg zu dem Einzigen, bei dem ich mich richtig entschieden hatte.
Dem
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