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Eine Frau mit Geheimnis

Eine Frau mit Geheimnis

Titel: Eine Frau mit Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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Morgen, Sir.“ Major Zass runzelte gequält die Stirn. Zweifellos zerrte die Auflösung des kaiserlichen Haushalts im Pulteney Hotel an seinen Nerven.
    „Guten Morgen, Major.“ Dominics Stimme klang viel ruhiger, als er sich fühlte. Letzte Nacht hatte er nur zwei Stunden geschlafen. Unruhig hatte er sich im Bett umhergeworfen und von Dingen geträumt, die geschehen waren – oder geschehen wären, hätte er sich nicht so idiotisch benommen und Alexandra aus den Augen verloren. „Liegt der Zar noch im Bett?“
    Bis um fünf Uhr morgens hatte Seine Kaiserliche Majestät auf dem Maskenball getanzt, meistens mit Lady Jersey, die ihn anscheinend faszinierte. Dominic hatte die beiden in einem dunklen Alkoven gesehen, in ein leises, angeregtes Gespräch vertieft. Beim Abschied hatte der Zar den nackten Arm der Dame geküsst, oberhalb des Ellbogens – eine der Beobachtungen, die Dominic dem Außenminister melden musste.
    „Nein, Sir, Seine Majestät hielt nur kurz inne, um seine Kleidung zu wechseln. Jetzt reitet er aus. Sobald wie möglich werden wir zum Landsitz des britischen Premierministers in Coombe Wood aufbrechen. Wir warten nur noch auf die russischen Aristokraten, die sich vom Zaren verabschieden möchten. Werden Sie uns begleiten?“
    „Natürlich, ich muss meinen Dienst als Verbindungsoffizier versehen, bis Seine Kaiserliche Majestät England verlassen wird.“
    „Ausgezeichnet. Nach meiner Ansicht ist der Besuch reibungslos verlaufen. Zum Großteil verdanken wir das Ihrer Hilfe, Sir. Sicher wird Seine Majestät Ihnen persönlich seine Anerkennung aussprechen. Das möchte auch ich tun, im Namen seines ganzen Gefolges.“
    Höflich verneigte sich Dominic.
    „Hat Ihnen der Maskenball gestern Abend gefallen?“, fragte Zass.
    „O ja“, log Dominic. Nein, im Grunde war es keine Lüge.
    Jede einzelne Minute hatte er genossen – bis Alexandra verschwunden war.
    „Heute Morgen ist es den meisten meiner jungen Offiziere ziemlich übel. Doch das liegt wohl kaum am Schlafmangel.“ Vielsagend wies Zass in die Richtung der Karaffen, die auf einer Anrichte standen. „Da bildet Alexandrow eine löbliche Ausnahme. Er reitet mit dem Zaren aus. Aber ich erwarte die beiden jeden Augenblick zurück. Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten, Sir?“
    Dominic schüttelte den Kopf, was unklug war, denn er litt immer noch an den Nachwirkungen des unmäßigen Brandy-Konsums, mit dem er sich getröstet hatte. „Nein, danke.“ Er befand sich in miserabler Stimmung. Aber daran waren weder Zass noch der Zar oder Alexandrow schuld. Also durfte er seine schlechte Laune nicht an ihnen auslassen.
    Nun entschuldigte sich Zass und eilte davon. Allein im Empfangsraum, nahm Dominic eine Zeitung von einem achteckigen lackierten Tisch, setzte sich und begann zu lesen. Doch er konnte sich nicht auf die Lektüre konzentrieren. Und die Sensationsberichte über das Verhalten des Prinzregenten und seiner illustren Gäste interessierten ihn auch gar nicht. Dies alles hatte er selbst lange genug beobachtet.
    Wieder einmal schweiften seine Gedanken zu den Dingen, die vielleicht geschehen wären. Alexandras weiche Haut, der Geschmack ihrer Lippen … Allein schon diese Erinnerung schürte sein Verlangen.
    Die Tür öffnete sich, und Zar Alexander betrat den Raum, gefolgt von Alexandrow und zwei anderen jungen Offizieren. Sofort sprang Dominic auf und verneigte sich. Seine Kaiserliche Majestät begrüßte ihn mit ein paar englischen Worten, bevor er zum gewohnten Französisch überwechselte. Für einen Mann, der nicht geschlafen hatte, wirkte er erstaunlich frisch und munter. Umso schlimmer sahen die jungen Offiziere aus. Sogar Alexandrow, wie Dominic überrascht feststellte. Der Junge war doch gar nicht auf dem Maskenball gewesen. Hatte er sich woanders amüsiert?
    Sobald der Zar das Zimmer verlassen hatte, setzte Alexandrow sich in eine Ecke. Die beiden anderen jungen Männer begannen über den Ball zu diskutieren, die verschiedenen Wetten, die sie abgeschlossen hatten. Statt dem albernen Geschwätz zu lauschen, nahm Dominic bei Alexandrow Platz. „Offenbar glauben Ihre Kameraden, Sie hätten ein grandioses Ereignis versäumt, Alexej Iwanowitsch.“
    „Ja, den ganzen Morgen habe ich nichts anderes gehört.“ Der junge Mann sah genauso schlecht gelaunt aus, wie Dominic sich fühlte.
    Aus irgendeinem Grund heiterte das Dominic ein wenig auf. Vielleicht, weil die verständnisvolle Beziehung immer noch bestand. Wenigstens das hatte er nicht

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