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Eine Frau mit Geheimnis

Eine Frau mit Geheimnis

Titel: Eine Frau mit Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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Ihre Unterröcke anzuziehen.“
    Gedankenverloren nickte sie.
    „Antworten Sie mir jetzt noch nicht, Alexej Iwanowitsch. Für solche Überlegungen brauchen Sie Zeit, das verstehe ich sehr gut. Meine Frau hat für morgen Abend eine kleine Party in unserem Haus arrangiert. Da werden einige Gäste erscheinen, die Sie kennen. Und wir werden Musik hören. Wenn ich mich recht entsinne, ist das Ihre Leidenschaft.“
    „Ja, Exzellenz.“
    „Werden Sie uns besuchen? Im Lauf des Abends werden wir eine Gelegenheit zu einem privaten Gespräch finden. Dann können Sie mir Ihren Entschluss mitteilen.“
    Unbehaglich kaute Alex an ihrer Unterlippe. Bald würde ihre Kutsche vor Wolkonskijs Tür halten. Und sie hatte noch immer nicht entschieden, ob sie das Angebot des Fürsten, eine Versöhnung zwischen ihrem Vater und ihr herbeizuführen, annehmen sollte. Gewiss, das war verlockend, denn sie vermisste den Vater schmerzlich. Früher waren sie einander sehr nahegestanden, als ihre Mutter noch gelebt und die Familie in einem Heereslager gewohnt hatte. Auch später, nach dem Tod der Mutter – da war sie die rechte Hand ihres Vaters gewesen. Sie ritt mit ihm über die Ländereien und lernte all die Fähigkeiten, die er einem Sohn beigebracht hätte.
    Mit ihrer Flucht hätte sie ihm fast das Herz gebrochen. Das wusste sie. In den letzten fünf Jahren musste er sich um sie gesorgt haben. So viele russische Offiziere waren auf Schlachtfeldern gefallen oder schwer verletzt worden. Aber Wolkonskij hatte ihrem Vater regelmäßig mitgeteilt, sie sei am Leben und bei bester Gesundheit. Und jetzt, wo Frieden in Europa herrschte, bestand keine Gefahr mehr. Sollte sie es wagen, den Vater zu besuchen, vor ihm niederknien, wie es die Pflicht einer Tochter war, und um seinen Segen bitten? Sie wusste es nicht. Vielleicht war der Skandal ihrer geplatzten Verlobung nach so vielen Jahren in Vergessenheit geraten. Und womöglich würde der Vater eine Tochter akzeptieren, die in einem Husarenregiment diente. Doch die Stiefmutter würde sich gewiss dagegen sträuben. Nach ihrer Ansicht widersprach ihr Verhalten allem, was man von einer pflichtbewussten russischen Tochter erwartete.
    Seufzend starrte Alex vor sich hin. Im Grunde war die Situation viel einfacher, als sie bisher geglaubt hatte. Denn die Entscheidung lag nicht bei ihr, sondern bei ihrem Vater. Wenn er Wolkonskijs Plan zustimmte, eine Versöhnung zu arrangieren, würde sie ebenfalls einwilligen. Wenn er jedoch immer noch unter dem Einfluss seiner zweiten Gemahlin stand, würde er das Angebot ablehnen. Doch er würde zumindest erfahren, dass Alex eine Versöhnung angestrebt hätte.
    Nun hielt die Kutsche, und Alex stieg aus. Erst jetzt erinnerte sie sich an Wolkonskijs Bemerkung, sie würde einige der Gäste kennen. Während sie zu den imposanten Eingangsstufen ging, fragte sie sich, wen sie in der fürstlichen Residenz antreffen würde.
    Auf der „kleinen“ Party begegneten ihr viel mehr prominente und einflussreiche Leute, als sie es angenommen hatte. Doch sie ließ sich nicht einschüchtern. Immerhin war sie ein erprobter Kavallerieoffizier, in England hatte sie dem persönlichen Stab des Zaren angehört, und so war sie ebenso wie alle anderen berechtigt, an diesem gesellschaftlichen Ereignis teilzunehmen.
    „Alexandrow, freut mich, Sie wiederzusehen!“ Freudestrahlend eilte Zass ihr entgegen, und sie umarmten sich. Dann klopfte der Major Alex auf die Schulter. „Einige Ihrer Kameraden, die uns nach London begleitet haben, sind ebenfalls hier.“ Suchend schaute er sich um. „Im Augenblick sehe ich sie nicht – wahrscheinlich haben sie sich wie üblich in den Spielsalon geschlichen.“ Seufzend schüttelte er den Kopf. „Keine Ahnung, wo sie immer wieder das Geld hernehmen …“
    „Das weiß ich auch nicht, Major. Ich besaß niemals genug Geld, um zu spielen. Und ich war auch gar nicht daran interessiert.“
    „Sehr klug. Champagner?“ Zass winkte einen Kellner zu sich, und Alex nahm ein halb volles Glas vom Tablett. Wenn sie es nicht leerte, würde sie beim Dinner an einem weiteren Glas nippen können. Auf keinen Fall durfte sie den Anschein erwecken, sie würde sich nicht amüsieren.
    „Wenn Sie nicht Karten spielen wollen – kommen Sie mit mir, lernen Sie meine Frau kennen.“ Zass führte Alex zum anderen Ende des Raums. „Nachdem ich ihr alles über Sie erzählt habe, möchte sie unbedingt Ihre Bekanntschaft machen.“
    „Oh, ich fühle mich geehrt,

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