Eine fremde Welt 3 - Fiona
gewürgt, bis sie ohnmächtig
wurde. Er war vermutlich der Meinung, das auch sie tot ist, danach hat er
das Haus angezündet und sich selbst eine Kugel in den Kopf gejagt. Nur
durch Zufall hat Emely überlebt. Sie ist ganz allein, ohne Familie, ohne
Freunde und erst durch sie habe ich verstanden, wie weh ich euch getan
habe.«
»Du hast Jonathan geheiratet?«, kommt zum ersten Mal ein Wort von
Steven. Mutig, wie ich finde, schaue ich ihn an. »Ja, Steven, und bevor du
weiterredest und ihm, wie er befürchtet, ein blaues Auge verpasst, lass dir
gesagt sein, dass ich ihn lieb hab.«
Er kommt auf mich zu und nimmt mich einfach in den Arm. »Mein
Gott, Süße, er hat wieder Leben in deine Augen gebracht, glaubst du
wirklich, ich würde ihm wehtun?«
»Was für ein wunderschönes Geschenk ihr beide seid«, spricht meine
Mama. Sie geht freudenstrahlend auf mich zu, hält mich fest und weint.
»Nicht weinen, Mama, es geht mir gut. Langsam gut, noch nicht perfekt
gut, aber wieder gut. Ich hab dir wehgetan, das wollte ich nicht.«
»Sei still, Fio, du machst mich gerade richtig sauer. Du bist das
wundervollste und schönste Weihnachtsgeschenk und jetzt lass mich mal
deinen Mann richtig kennenlernen und begrüßen und Emely drücken.«
Nach großem Trara sitzen wir alle am Tisch und essen endlich.
Ich glaube, zum allerersten Mal in der Geschichte vom Gut ist die
gesamte Familie zu spät bei der Christmette. Aber das sieht uns sicher
keiner nach. Später im Bett, als Emely schläft, küsse ich Jonathan und
schlafe mit ihm. Danach kuscheln wir noch etwas und ich frage ihn:
»Wann musst du zum Tribunal?« Ich spüre, wie er lacht. »Morgen
Abend«, antwortet er.
»Ich hab noch ein Weihnachtsgeschenk für dich, Fiona.« »Für mich?
Aber das musst du doch nicht.« Ich gebe ihr einen Kuss und das
Geschenk. Neugierig packt sie es aus. »Oh, wie schön! Sie ist
wunderschön, Jonathan. Hilfst du mir, sie anzulegen?« »Klar doch.«
Fiona steigt aus dem Bett und schaut sich im Spiegel an. »Der
Schmetterling ist toll. Jonathan, so filigran verarbeitet. Der Goldschmied
versteht sein Handwerk.« »Sie!« »Sie?« »Ja, die Goldschmiedin. Ich hab
Emely auch ein Geschenk auf das Kopfkissen gelegt und vor lauter
Dich-vernaschen hab ich ehrlich gesagt ganz vergessen, dass sie alleine in
ihrem Zimmer damit sitzt. Ich glaube, wir sollten noch zu ihr gehen.
Gehst du mit?«
»Natürlich, warte! Ich zieh mir was über. Komm!« Leise schleichen wir
über den Gang zu Emelys Zimmer und klopfen an. »Emely, bist du noch
wach?«, flüstere ich. »Ja«, kommt leise von der anderen Seite. Sie sitzt im
Bett und man sieht, dass sie geweint hat. Ich schlüpfe einfach zu ihr ins
Bett. »Schau, was ich von Jonathan bekommen habe.« Sie lächelt. »Das ist
schön. Ich hab auch ein Geschenk auf meinem Kissen liegen gehabt. Ein
Armband mit ganz kleinen Medaillons daran, die kann man öffnen,
schau mal.«
Sie zeigt mir das Armband und öffnet ein Medaillon nach dem anderen.
Darin enthalten sind die lachenden Gesichter ihrer beiden Geschwister
und ihrer Mutter. Ich schlucke die Tränen tapfer hinunter. Sie sagt noch:
»Es ist einfach nur schön. Danke, Jonathan. Das ist sehr, sehr schön. Ich
werde es immer bei mir tragen und mich an sie erinnern.«
»Kannst du allein einschlafen? Oder soll ich bei dir bleiben?«, frage ich
sie. »Nein, jetzt ist alles gut. Ich werde schlafen. Werden wir morgen
auch auf dieses Fest gehen?«, fragend schaut sie mich an. »Willst du
denn?« »Ich ...« »Mir ist es auch zu viel, Emely, wir werden in diesem Jahr
nicht hingehen.« »Aber ...«, ich gebe ihr einen Kuss ins Haar und flüstere:
»Es ist für mich wirklich auch noch zu viel. Jetzt schlaf, Kleine, heut war,
finde ich, ein anstrengender, aber schöner Tag, oder?« »Ja, war es. Deine
Familie ist nett, wie du gesagt hast und Katy ist total süß.« Sie kuschelt
sich tief ins Bett.
Nach den Festlichkeiten, die wir vom Haus aus beobachten, kommen
Steven und Peter zum Haus. So, dann geh ich mal, wie nennt Fiona es,
zum Tribunal. Die beiden warten vor der Türe auf mich. »Lass uns zu
mir gehen«, sagt Steven. »Beth ist noch bei Mia.« Dort angekommen
kommt ein karges: »Setz dich doch.« Er reicht mir ein Bier. Dann ist erst
mal Stille. Oh, das Spiel kann ich auch. »Grins nicht so, Jonathan!« »Tu
ich doch nicht!« »Doch, tust du. Du lachst uns aus.« Jetzt muss ich doch
laut lachen.
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