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Eine für vier 01 - Eine für vier

Eine für vier 01 - Eine für vier

Titel: Eine für vier 01 - Eine für vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares
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Vernunft gehört hätte, ging’s mir jetzt nicht so.
    Also geb ich ihn dir gleich zurück. Die Vernunft siegt. Ich wollte, ich hätte einen Funken davon.
    Alles Liebe,
    deine Bee
    »Tibby, mach die Kamera aus.«
    »Bitte, Carma. Bitte?«
    »Kannst du für das Interview die J EANS anziehen?«, bat Bailey.
    Carmen sah sie voller Verachtung an. »Ich geb doch kein Interview. Was glaubt ihr denn, wer ihr seid? Die Coen-Brüder?«
    »Carmen, sei doch einmal im Leben einfach still und kooperativ«, sagte Tibby in einem Tonfall, der gereizt, aber nicht gehässig war, soweit das überhaupt ging.
    Du löst in anderen Menschen Feindseligkeit aus, hielt Carmen sich selbst vor. Du wirst im Alter total verbittert sein. Du wirst dir den Lippenstift weit über die Konturen hinaus verschmieren und im Restaurant die Kinder anschreien.
    »Na schön«, sagte sie. Sie zog die JEANS an, dann setzte sie sich und sah Bailey zu, wie sie die Kameraausrüstung herrichtete. Das Mädchen war fast genauso gekleidet wie Tibby. Sie war eine Miniaturausgabe von Tibby mit Mikro und Mikrofongalgen. Sogar die dunklen Ringe unter den Augen entsprachen denen von Tibby. Carmen wunderte sich ein bisschen darüber, wieso Tibby sich mit einer Zwölfjährigen abgab. Aber was soll’s, Tibby konnte ja nichts dafür, dass ihre Freundinnen alle weg waren.
    Im Zimmer wurde es still. Tibby fummelte mit der Beleuchtung herum. Beide Filmemacherinnen wurden todernst. Sie hörte Bailey ins Mikro plaudern wie Nachrichtenjoumalist Dan Rather, nur ohne Hoden. »Carmen Lowell ist Tibbys liebe Freundin von frühester...«
    Das war Carmen unbehaglich. »Äh... also weißt du, im Augenblick sind Tibby und ich zerstritten.«
    Tibby stellte die Kamera ab. Bailey schaute genervt hoch. Den Streit tat sie mit einer kurzen Handbewegung ab. »Ihr liebt euch. Tibby liebt dich. Das ist alles nicht von Bedeutung.«
    Carmen sah sie fassungslos an. »Hallo? Du bist zwölf!«
    »Na und? Deshalb hab ich trotzdem Recht«, schoss Bailey zurück.
    »Können wir mit der Arbeit weitermachen?«, fragte Tibby.
    Seit wann hatte Tibby die Arbeitsmoral eines puritanischen Pilgervaters entwickelt?
    »Ich mein ja nur, dass es irgendwie komisch wäre, das einfach so stehen zu lassen, ohne zu erwähnen, dass wir einen Riesenkrach hatten, Tibby«, sagte Carmen.
    »Schön, du hast es erwähnt«, sagte Tibby.
    Die meisten Leute gingen Konflikten lieber aus dem Weg. Carmen machte sich allmählich Sorgen, dass sie danach süchtig war. Du löst in anderen Menschen Feindseligkeit aus , hielt sie sich erneut vor. Sie steckte die Hände in die Hosentaschen und befühlte die Sandkörnchen, die sich dort im Innenfutter verfangen hatten.
    »Ich stell dir Fragen«, sagte Bailey. »Gib dich einfach ganz natürlich.«
    Wie hatte die moderne Welt eine so selbstbewusste Zwölfjährige zuwege gebracht? Irgendjemand sollte sie dringend darüber aufklären, dass Mädchen heutzutage an dem enormen Druck zerbrachen, den herrschenden Schönheitsidealen und all den .anderen Erwartungen zu entsprechen. »Schön«, sagte Carmen. »Soll ich in die Kamera schauen?«
    »Wenn du willst, kannst du das machen«, sagte Bailey.
    »Okay.«
    »Bist du so weit?«
    »Bin ich.«
    Carmen saß auf ihrem säuberlich gemachten Bett und schlug die Beine übereinander.
    »Wie ich von Tibby erfahren habe, heiratet dein Vater diesen Sommer wieder«, fing Bailey an.
    Carmen riss die Augen auf. Sie warf einen vorwurfsvollen Blick zu Tibby hinüber, aber die zuckte nur mit den Schultern.
    »Ja«, antwortete Carmen steif.
    »Wann?«
    »Am neunzehnten August. Danke für die Anteilnahme.«
    Bailey nickte. »Gehst du hin?«
    Carmen presste die Lippen aufeinander. »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich keine Lust dazu habe«, sagte Carmen.
    »Bist du sauer auf deinen Vater?«, fragte Bailey.
    »Nein.«
    »Wieso willst du dann nicht?«
    »Weil ich seine neue Familie nicht leiden kann. Die ist nervig.« Carmen wusste, dass sie sich wie ein verzogenes, schmollendes Gör anhörte.
    »Warum kannst du sie nicht leiden?«
    Carmen rutschte unruhig hin und her und schlug die Beine andersrum übereinander. »Ich passe da nicht rein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich Puerto-Ricanerin bin. Ich habe einen großen Hintern.« Gegen ihren Willen musste Carmen lächeln.
    »Willst du damit sagen, dass du sie nicht leiden kannst oder dass sie dich nicht mögen?«
    Carmen legte den Kopf schief. Sie machte eine Pause. »Beides, schätze ich mal.«
    »Aber was ist mit deinem

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