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Eine geheime Liebe - Roman

Titel: Eine geheime Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sich selbst überlassen. Mir hat meine Mama gefehlt. Viele Nächte lang habe ich nur geweint.
     
    »Dieses Gespräch höre ich noch, Lucrezia. Er hat seiner Kindheit nachgespürt. Sie schien keinerlei Zauber für ihn zu haben. Es war eine Phase, die er so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. Ich hörte ihm zu, ohne ihn zu unterbrechen, weil ich das Gefühl hatte, dass die Bilder schmerzhaft für ihn waren. Das merkte ich an der Art, wie er mich an seine Brust drückte. Ich spürte seine Knochen, seinen beschleunigten Atem, den Rhythmus einer lang ersehnten Befreiung. Uralte Gefühle sprachen aus ihm, schimmernde Perlen des Leidens. Es löste sich etwas, das sehr lange in ihm verschlossen gewesen war und von seinen Lippen in feinfühlige
Worte verwandelt wurde. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, aber ich stellte es mir vor, wie es aufs Meer gerichtet war, gerötet und von den Kältewellen so steif gefroren wie das meine. Wie alte Erinnerungen schlugen sie zu, gnadenlos. Sein Blick war sicher verschleiert. Ihr Vater hatte keine besonders ausdrucksvollen Augen, finden Sie nicht auch? Sie waren eher nachdenklich. Und sie verbargen, was dahinter lag: Ideen, Gefühle, sogar die Erfüllung - oder den Schmerz - des Orgasmus. Ich habe mich oft gefragt, ob seine Weigerung, etwas von sich zu erzählen, mit einer strengen Erziehung zu tun hatte. Oder mit einer übermäßigen Einsamkeit, die ihn schon als Kind in seine Fantasien eingeschlossen hat. Sich zu erinnern, ist manchmal genauso schmerzhaft wie zu leben, aber während er erzählte, habe ich mir gerührt dieses Kind vorgestellt, wie es sich mit seinen Freunden in Zweierreihe aufstellt und sich darauf freut, am sauberen, endlosen Sandstrand zu spielen, direkt am Meer, das wiederum den ängstlichen Müttern gefällt, weil das Wasser kilometerweit nur bis an die Knie reicht. Die seinen waren mit Sicherheit knochig und boten zwei langen, mageren Beinen Halt. Alle Entscheidungen, die wir als Erwachsene treffen, sind von jenen beeinflusst, die andere für uns getroffen haben, als wir Kinder waren. Das ist eine der grausamsten Ungerechtigkeiten, die ich kenne, Lucrezia. Als ich mit ihm dort saß, durfte ich es wieder einmal bezeugen.«
     
    In größter Eile ins Hotel zurückgekehrt, haben wir uns geliebt. Wie zwei Schiffbrüchige.

    Ein Kind redet nicht über die Angst, es erlebt sie. Es lässt sie sich aufbürden. Es sammelt sie in irgendeinem Winkel des Gehirns an und friert sie ein. Und dann findet es sie als Erwachsener plötzlich in sich wieder, als weißen, trockenen Kalk.
     
    Ich habe geweint und von ihr geträumt. Sie war schön. Eine sanfte, stolze Frau. Sie hat uns unter Opfern großgezogen, ohne sich je zu beklagen. Das Ferienlager war nur für Jungen. Es gab aber auch ein Mädchen, die Tochter des Platzwarts, glaube ich. Jeden Tag ist sie zu mir gekommen. Wir haben durch den Zaun, der das Lager von der Umgebung abtrennte, miteinander geredet. Sie hatte braune Beine, zwei schreckliche Zöpfchen, große Augen und einen vollen Mund. Unentwegt hat sie geredet und einen Haufen Lügen erzählt. Sie war lustig und hat mir die Zeit vertrieben. Vielleicht war ich in sie verliebt. Ich habe nie wieder an sie gedacht. Du hast mich jetzt darauf gebracht.
     
    Hallo. In welche Klasse gehst du?
    Die dritte.
    Wie alt bist du?
    Acht.
    Ich wohne hier.
    Im Ferienlager?
    Ja. Mein Vater muss auch im Winter darauf aufpassen. Ich wohne in dem Haus da vorne. Siehst du es? Das weiße …
    Ich bin jeden Sommer hier. Jedes Jahr im Juli und August. Das ist jetzt das dritte Mal.
    Was hast du für Spiele?

    Ein paar Autos, Eimer und Schaufel. Aber ich kann das gar nicht gebrauchen. Wir müssen immer zusammen spielen: Wettrennen, Blindekuh, Verstecken, Ballspiele. Warum kommst du nicht hinter den Zaun?
    Mein Papa will das nicht, da sind nur Jungen.
    Ich bring dir ein Spiel bei. Das spielt man mit Pfirsichkernen. Du musst sie waschen und alle Fäden abmachen. Du kannst sie auch ablutschen, wenn du magst. Man braucht fünf Kerne und wirft sie hoch, so. Erst zwei, dann drei, dann vier. Du musst versuchen, sie alle aufzufangen.
    Ich habe Murmeln. Im Sand kann man eine Bahn bauen. Man schnippst sie mit den Fingern vorwärts. Wer als Erster im Ziel ist, hat gewonnen.
     
    »Wir haben Dinge erfunden, Lucrezia, einfach so zum Spaß. Albernheiten, kindliche Dialoge. In diesem Spiel waren wir die beiden Kinder aus dem Ferienlager. Immer wieder haben wir das getan und uns in diese Personen

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