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Eine geheime Liebe - Roman

Titel: Eine geheime Liebe - Roman
Autoren: PeP eBooks
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einzieht, und warst völlig in die Geschichten versunken. Ich habe Dich angebetet. Wenn die Bücher nicht mehr reichten, saßen wir da, das Kinn auf die Knie gestützt, und schauten aufs Meer. Ab und zu ein Wort, nichts von Belang. Hier ist die Stille viel erträglicher. Ich dachte an Debussy und habe mich gefragt, welches Meer er bei der Komposition von »La Mer« vor Augen hatte. Du hast nie auf die Uhr geschaut, weil Du sie mir zuliebe im Hotel gelassen hast. Schließlich unsere erste gemeinsame Nacht ohne Cello im Schlepptau.
     
     
    Nacht.
    Ich betrachte Dich und denke, dass ich Dich liebe. Ich betrachte Dich und kann mich nur noch über Dich bestimmen. Du bist langsam eingeschlafen, nachdem wir miteinander geschlafen haben. Erschöpft. Ich kann kein Auge schließen. Dich nackt zu sehen, mit den Spuren der Liebe, erfüllt mich mit Stolz. Mir gefällt der Gedanke, dass ich Dir einen glücklichen Schlaf beschert habe. Mit meinem Körper, der nun nichts mehr verbergen kann. Ich höre »Der Tod und das Mädchen« von Schubert, über Kopfhörer, um Dich nicht zu stören. Unvermittelt denke ich an meinen Sohn und stelle ihn mir als Mann vor. Er wird lange Beine haben wie Du. Dieselben Muskelstränge, die nun erschlafft sind. Heute Nacht war uns vergönnt, was uns monatelang nur in der schrecklichen Gestalt des Feindes erschienen ist - Zeit. Du hast herausgefunden - endlich! -, dass ich es liebe,
wenn man meinen Rücken langsam mit Küssen bedeckt. Unter Deinen Lippen werden die Minuten zu Stunden. Ich liebe Dich. Ich liebe Dich. Ich liebe Dich. Unendlich oft haben wir das gesagt, ein Gesang, ein Wiegenlied, ein ewiges »Ich liebe Dich«. Wie soll ich Dir die Schönheit der Zeit beschreiben? Das Glück zu wissen, dass Du nicht gehst? Morgen werde ich neben Dir aufwachen. Werde Dich lieben. Am liebsten würde ich Dich wachrütteln, um es Dir zu sagen. Dein zerknittertes Bettlaken riecht nach Sex. Es duftet nach der Liebe, der wir uns hingegeben haben und der wir uns hingeben werden. Habe ich Dir eigentlich schon gesagt, dass ich Dich liebe?
    C.
     
     
    Nacht.
    Austern mag ich nicht. Sie sind weich, glitschig und schmecken nach nichts. Es will mir einfach nicht in den Kopf, warum man sie zum erotischen Symbol erhoben hat. Du hast zwanzig Austern geschlürft, gierig, und sie mit Zitrone beträufelt. Ich habe weggeschaut, habe die Fische und die lebenden Langusten studiert, die in einem Aquarium neben unserem Tisch herumschwammen. Auf Bodenhöhe. Eine dunkle, beunruhigende Höhle. Ich habe Dich nie so glücklich erlebt. Irgendjemand spielt für mich Klavierkonzerte von Mozart. Ich möchte ins Bett gehen, kann aber diese Musik nicht unterbrechen. Das käme mir unhöflich vor.
    C.

    Auf den letzten Seiten des Reiseführers, den wir aus Italien mitgebracht haben, hat der Autor ein paar der größten Genüsse von Reisenden aufgelistet, darunter einen Abend in der Oper. Ich möchte Dich jetzt in mir spüren.
    Deine C.
     
     
    Es gibt Sätze, die mich an meine Jugend erinnern und die ich nicht mehr hören möchte: »Du bist stark«, manchmal emphatisch als »Wie stark du bist.« Außerdem: »Wir wollen mal nicht übertreiben.« Du hast alle drei Sätze gesagt. Mindestens einmal. Ich könnte Dir genau sagen, wann. Um nicht von Erinnerungen erdrückt zu werden, müsste man sein Leben zusammenfassen und es dem Empfänger beim ersten Treffen überreichen, so würde man überflüssige Missverständnisse vermeiden. Ich habe mich in Bruchstücken offenbart, ohne darauf zu achten, was wichtig war. Diesen Urlaub könnte ich dazu nutzen, um Dir ein paar Dinge mitzuteilen. Und das Risiko eingehen, ihn in eine Therapie zu verwandeln.
    C.
     
     
    Ich begreife, warum Du hier glücklich bist. Du hast Deine inneren Widerstände und Dein Pflichtbewusstsein außer Kraft gesetzt und gönnst es Dir zu träumen. Du weißt, dass es nur ein paar Tage sein werden, und das hält Deine Unruhe in Schach. Zum ersten Mal rührst Du an die Möglichkeit,
zu zweit glücklich zu sein, in dieser Natur, die wir lieben, mit all ihrem Grau und ihrer Monotonie. Nach diesen Ferien wirst Du in Deine Existenz als Familienvater zurückkehren. Die Beziehung zu Deinen Töchtern ist die einzige, in der es Dir gelingt, etwas aufzubauen. Den Rest überlässt Du anderen. Anderen Frauen, die, abgesehen von Deiner Mutter, Dein weibliches Firmament bilden. Ich betrachte Dich und denke mit meinen Augen. Der Mond beobachtet uns, und ich möchte zu ihm hochklettern. Wie der
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