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Eine geheime Liebe - Roman

Titel: Eine geheime Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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klitzekleines Sternchen kommt mir mit seinem Licht noch zu Hilfe. Ich gehe besser hinunter zu ihm. Bis bald, meine Freundin. Bis sehr bald.

Intermezzo

    Annette hat uns bei Tisch mit der Entrüstung derjenigen bedient, die sich von einer wichtigen Familienangelegenheit ausgeschlossen fühlt. In Wahrheit hatte ich, wenn man von dem langen Brief an Gabriella mal absieht, mit niemandem über Lucrezia geredet. Essen war das Beste, was ich tun konnte, um meine Gedanken von dieser Frau abzulenken. Thierry verwöhnte mich mit den unaufdringlich liebevollen Gesten, die ihn so unwiderstehlich machen. Er schlug einen lockeren Gesprächston an, als wollte er nicht an heikle Dinge rühren. Möbel und Einrichtungsgegenstände waren ein unerschöpfliches Thema, außerdem erzählte er mir den neuesten Klatsch, den er auf dem Land gehört hatte. Ich fühlte mich wie ein Mädchen, das ein großes Geheimnis mit sich herumschleppt, und konnte es kaum erwarten, in mein Zimmer zurückzukehren.
    »Wie bringen wir sie unter?«, fragte er und unterbrach ein plötzliches ungewohntes Schweigen. Normalerweise waren wir nie still, wenn wir einen Tag ohne einander verbracht hatten.
    »Wen?«, fragte ich und tat so, als hätte ich nicht verstanden, wen er meinte.

    »Die Kinder, die Familie, hast du die etwa schon vergessen? Es sind nur noch ein paar Tage bis zu deinem Geburtstag. Wir müssen Annette Bescheid sagen, damit sie weiß, wie sie die Zimmer herrichten soll.«
    Er wollte mich ablenken. Und sah mich scheinheilig an, während er das einzige Thema ins Spiel brachte, das mich aus der Reserve locken würde: die Kinder, die Exmänner und die Enkel, die ich zu meinem vierundsiebzigsten Geburtstag eingeladen hatte. Ihre Ankunft stand bevor und ließ die Atmosphäre im Zimmer unwirklich werden. Würden sie wirklich bald alle hier hereinschneien?
    »Carolina und Mattia bekommen ihre alten Kinderzimmer, das weißt du doch. Das geht nicht anders, so gerne, wie sie hierherkommen. Manchmal habe ich den Verdacht, dass es ihnen weniger um mich geht, als darum, noch einmal in ihre Kindheit einzutauchen. Die Enkel werden sich um die Mansarde streiten. Wer als Zweiter kommt, wird sich mit dem Rosenzimmer zufriedengeben müssen. Für die beiden Jungen ist es viel zu romantisch, aber es ist immerhin groß genug, damit sie sich austoben können.«
    »Das Problem ist Marcos neue Freundin. Es wird nicht leicht für sie sein, wo sie doch niemanden kennt.«
    »Das macht nichts. Es ist mein Fest. Sie wird sich schon einfügen.«
    »Du bist immer noch böse auf ihn, nicht wahr?«
    »Er ist der Einzige, mit dem ich nicht warm werde. Seine Gefühlsarmut erstaunt mich immer wieder. Will er das denn nie aufgeben? Wann sucht er sich endlich eine Frau?«

    »Du wirst es zu mehr Gelassenheit bringen, wenn du endlich aufhörst, das Leben der anderen organisieren zu wollen.«
    »Dabei habe ich es nicht einmal geschafft, mein eigenes Leben zu organisieren!«
    »Gabriella wird im Arbeitszimmer schlafen. Sie ist die Einzige, der du es gestattest, sich auch nachts dort aufzuhalten.«
    »Sie ist meine allerbeste Freundin, Thierry, wir kennen uns seit fünfzig Jahren. Und nie waren wir uns so nah wie jetzt. Wir haben endlich vollkommenes Vertrauen zueinander.«
    Während des ganzen Essens haben wir uns mit der idealen Aufteilung des Hauses beschäftigt, haben Zimmer und Familien zugeteilt wie auf einem Schachbrett des Schicksals, dem am Tisch der Ehrenplatz zusteht. Thierry hat keine Fragen gestellt, weder zu dem Brief noch zu der geheimnisvollen Frau, die aus Italien gekommen ist, um mich zu besuchen. Ich hatte Lucrezia nur beiläufig erwähnt, denn er hat immer Sorge, dass überschwängliche Gefühle meiner Gesundheit abträglich sind. »Ich gehe ins Wohnzimmer und lese«, sagte er und drückte mir gerührt die Hand. »Und warte nicht auf mich.«
    Die baldige Ankunft der Kinder und Enkel beunruhigte auch ihn. Nach all der Zeit hat er immer noch das Gefühl, als Letzter in die Familie gekommen zu sein.

    Ich bin wieder bei Dir, Gabriella. Thierry sitzt im Sessel und hat sich in die Lektüre vertieft. Ich hätte Dich auch anrufen können, aber dann hätten wir stundenlang telefoniert. Dir zu schreiben, hilft mir, die Gedanken zu sortieren, die wild und zusammenhanglos in meinem Kopf herumsausen.
    Am Himmel steht der Mond. Er ist groß und weder silbern noch weiß. Stählern ist er. Wenn er reden könnte, würde er zur Vorsicht mahnen. Ausgerechnet er, der nichts Besseres zu tun

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