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Eine geheime Liebe - Roman

Titel: Eine geheime Liebe - Roman
Autoren: PeP eBooks
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die Zeuge unseres letzten Wortgefechts war. Du demütigst mich, und ich möchte ein solches Gefühl der Niederlage nicht mehr erleben. Sogar die Luft, die Du atmest, verachte ich in solchen Situationen. Du lässt Tage verstreichen, bis Du auch nur eine einfache Idee zum Ausdruck bringst und zum tausendsten Mal auf Deiner Andersartigkeit beharrst. Ich bin endgültig am Ende meiner Weisheit. Und: Ich bin gekränkt.
    »Du spielst die beleidigte Majestät«, sagst Du und schiebst nach: »Du hast ein vollkommen falsches Bild von mir.« - »Und du weigerst dich anzuerkennen, dass du mich brauchst.« Das alte Lied.
    Ich ziehe es vor, diese Liebe sterben zu lassen, als sie, versteckt vor den Augen der Welt, wie ein verkrüppeltes Männchen verkümmern zu sehen. Die künstliche Beatmung wird eingestellt. Ich habe keinen Sauerstoff mehr. Schweig und akzeptiere. Dass die Dinge Dich überrollen.

    Ich höre eine Aufnahme von Antonio Guarnieri. Sie knistert und ist von majestätischer Leichtigkeit. Eine vergangene Epoche lebt darin wieder auf, steife, schwarz gekleidete Herren und hochanständige Damen in strengen, raffinierten Abendkleidern. Kutscher, die auf dem Platz vor dem Gebäude auf sie warten. Gelangweilte und begeisterte Menschen vor ewigen Klängen, die Du unbewusst daherspielst, ohne Dich darum zu bekümmern, wie viel Herzblut dafür verschüttet wurde. Du bist anämisch. Ich frage mich, wann Du diese Qual beenden willst. Es gibt nur einen Weg, einen Tunnel, dessen Ende nicht in Sicht ist. Ich lehne mich nicht mehr auf, sondern widersetze mich nur so weit, dass ich in der Öffentlichkeit überleben kann. Häusliche Angelegenheiten kommen mir in den Sinn: Es ist Samstag, und ich habe beschlossen, nicht zu arbeiten.
    Ein merkwürdiger Tag heute, gleißende Sonne, und Du bist nicht die einzige Hauptfigur. Ich habe eine Freundin zum Arzt begleitet und ihren milchweißen Bauch auf dem Untersuchungstisch liegen sehen, diesen Körper, den ich ohne ein Gramm Fett kenne, vom Tanz geformt, die Hüften jetzt leicht gerundet. Ich habe sie geliebt, wie ich nie eine Frau geliebt habe. Sie war wunderschön in der unschuldigen Nacktheit der Künstlerin, derer sich das Leben nun bedient, um Leben zu schenken. Als der Besuch bei dem ersehnten und sehnenden Untermieter zu Ende war, ist sie nackt und unsicher auf mich zugekommen, die Augen feucht vor Rührung. Ich habe sie umarmt, und wir haben gemeinsam geweint, froh über dieses Verschmelzen der
Seelen, das uns ein paar Augenblicke lang das Gefühl gegeben hat, Glück über das Glück der anderen empfinden zu können.
    Du sprichst von platonischer Liebe und von einem Verlangen, das nur in der Brust entsteht, ohne zu merken, dass Liebe und Verlangen nichts anderes sind. Heute fehlst Du mir nicht, am Tag der soundsovielten Kränkung, die ich dieser rückgratlosen Geschichte zufüge. Ich nehme eine Tablette und möchte untergehen. Um mich zu bändigen und den Abend zu erreichen, ohne dass sich ringsherum etwas verändert: die Beziehung zu den Kindern, zu meinem Ehemann, zu den Papieren, die in meinem Büro auf mich warten und erledigt werden müssen. Alles ist gut, mein Geliebter. Unsere Kinder essen, lachen, wachsen, schreiten auf ihrem langsamen Weg ins Erwachsenenalter voran. Tag für Tag stellst Du Deine Ehe auf das feste Fundament der Gleichgültigkeit. Ich, der Fremdkörper, bin außen vor. Unsere Seelen irren durch die Stadt, laufen sich hinterher und stoßen sich ab. Monatelang schon übe ich mich im: Dich meiden, Dich nicht anrufen, Dich nicht sehen, mich vor Deinen Augen verstecken, weil Du in den meinen nicht erkennst, wie sehr Du mir fehlst und wie wichtig mir Deine Liebe ist. Ich weine nicht einmal mehr. Alles ist in mir verschlossen, zusammen mit einer Traurigkeit, die endlos scheint. Ist das überhaupt Liebe? »Erwachsen zu sein, bedeutet, allein zu sein«, behauptet der Schriftsteller Edmond Rostand. Ich möchte aber gar nicht erwachsen sein. Ich möchte geliebt werden. Du sagst, Du möchtest mein
Freund sein, aber kannst Du das denn überhaupt? Balzac hat geschrieben: »Das Gefühl, das Freundschaften unauflöslich werden lässt und ihren Zauber erhöht, geht der Liebe ab: das der Sicherheit.« Die habe ich nicht. Ich möchte gesund werden und unsere einsamen Existenzen dazu zwingen, sich nicht mehr wechselseitig zu stützen. Du wirfst mir vor, dass ich nicht allein sein kann. Ich kann sehr wohl allein sein. Ich kann nur nicht ohne Dich sein. Du bewegst Dich in Deiner
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