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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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weiteren Versuch, sich zu befreien, nahm sie die Umarmung hin und bebte wie ein verängstigter Vogel. Noch nie hatte er sie so zerbrechlich gefunden, hatte sie zuvor immer mit einer Amazone verglichen. Und jetzt war sie so schwach, so verletzlich.
    »Es ist unmöglich, Ashcroft«, erklärte sie, halb erstickt von Tränen. »Tut mir leid. Natürlich ist dein Antrag sehr freundlich und schmeichelhaft.«
    Freundlich und schmeichelhaft? Was für ein verdammter Schwachsinn! Das passte nicht zu ihr, seine Diana nahm niemals Zuflucht zu höflichen Plattitüden.
    Erbost ließ er ihre Taille los und entfernte ihre Hand von seinen Lippen, nicht ohne den Ansatz eines Kusses auf die Fingerspitzen zu hauchen. Eine Woche lang hatte er sie nicht berührt. Und trotz seines inneren Aufruhrs beschwichtigte der Kontakt mit ihrer warmen Haut die Dämonen, die in seiner Seele heulten.
    »Denk nach, bevor du mich zurückweist, Diana«, mahnte er, ehe sie eine neue Abfuhr formulieren konnte. »Ich werde mein Bestes tun, um dich glücklich zu machen.«
    Nachdem sie mühsam geschluckt hatte, zwang sie sich zu einer Antwort, die keine war. »Das verstehst du nicht, Tarquin.«
    Es war erbärmlich, doch sein Vorname aus ihrem Mund tröstete ihn. »Dann hilf mir, es zu verstehen.«
    In der Jugend hatte sein Kopf so oft gegen verschlossene Türen geschlagen. Diese Tür würde er öffnen, Diana durfte ihn nicht aussperren. Er war kein hilfloses Kind mehr, und sie schuldete ihm etwas mehr als Banalitäten. Vielleicht liebte sie ihn nicht. Aber sie mochte ihn. Das hatte er in ihren Augen gelesen. Wann immer er mit ihr verschmolzen war, hatte er ihr Herz berührt.
    Noch immer starrte Diana ihn zutiefst verzweifelt an. Egal, wie sie auf seinen Heiratsantrag reagierte, er konnte ihr nicht vorwerfen, sie würde das Angebot auf die leichte Schulter nehmen.
    »Warum ist es unmöglich?«, fragte er eindringlich. »Wir sind ungebunden, alt genug und im Vollbesitz unserer geistigen Kräfte. Nun, wenigstens dachte ich, Letzteres würde auf mich zutreffen. Wir gründen eine Familie, leben zusammen. Führt dich das nicht in Versuchung?«
    »Es liegt nicht an dir, Tarquin …«
    Diese Zeile benutzten viele Frauen, um einen abgewiesenen Verehrer zu besänftigen. Nicht, dass er diese Worte je zuvor gehört hätte. Er ließ den letzten Anschein von Stolz fahren. »Ich besitze ein beträchtliches Vermögen, Diana. Häuser, Gold, Land. Also wirst du ein sehr luxuriöses Leben führen, und dem Kind wird es an nichts fehlen.«
    Über ihr Gesicht fiel ein Schatten, in den glanzlosen Augen las er Erschöpfung und Resignation. Er ahnte, wie sie als alte Frau aussehen würde, nach einem Leben voller Bitterkeit und Enttäuschungen.
    »Bitte, Ashcroft, sag nichts mehr.«
    »Natürlich werde ich reden. Was hindert uns an einer Heirat? Ich werde für deinen Vater sorgen. Ist es das, was dich beunruhigt? Großer Gott, ich bekomme eine Ehefrau und ein Baby. Irgendwo in dem Mausoleum, das ich bewohne, wird sich auch ein Zimmer für einen Großvater finden.«
    Sie entzog ihm ihre Hand, und er ließ es geschehen. Wie eine grimmige Totenglocke hallte die Niederlage in seinem Herzen wider. Über Dianas bleiche Wangen flossen Tränen, die sie mit unsicheren Fingern wegwischte. »Frag mich nicht noch einmal, ich kann dich nicht heiraten.«
    »Warum nicht?«
    Schon wieder dieses Wort. Warum . Vermutlich würde es auf seinem Grabstein stehen. Kraftlos rang er nach Luft und kämpfte um Selbstbeherrschung.
    »Warum nicht, Diana? Du erwartest mein Kind. Gewiss wäre das ein Grund, meinen Antrag wohlwollend zu erwägen. Was soll aus dir werden, wenn sich die Existenz des Babys herumspricht? In einem kleinen Dorf wie Marsham kannst du solche Neuigkeiten nicht geheim halten. Nimm wenigstens den Schutz meines Namens an!« Jetzt klang seine Stimme etwas stärker. »Du hast mich sympathisch genug gefunden, um in mein Bett zu kriechen. Dafür biete ich dir eine ehrenwerte Entschädigung an. Die solltest du nicht ablehnen.«
    »Um Ehre geht es nicht«, flüsterte sie, wandte sich ab und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
    Was seine mangelnde Tugend betraf, hatte er sich nie belogen. Aber Dianas Antwort traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. »Gewiss, ich bin der größte Schurke der Welt. Trotzdem schwöre ich dir, mein Antrag ist ehrenwert.«
    »Von dir rede ich nicht.« Nur gedämpft drang Dianas Stimme hinter ihren Fingern hervor.
    Irritiert runzelte er die Stirn. Auch das ergab keinen Sinn. Sie

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