Eine geheimnisvolle Lady
aus und ergriff Dianas Hand, die in seiner zitterte. Am liebsten hätte er sie hochgehoben und ins Haus getragen, weg von neugierigen Blicken. Doch er bezwang den Impuls. Zum Teufel, warum wollte er sie ständig beschützen?
Den Kopf gesenkt, folgte sie ihm gefügig in den Garten und schaute weder zur rechten noch zur linken Seite.
»Nimm den Hut ab.« Denselben Befehl hatte er ihr erteilt, nachdem sie in die Kutsche gestiegen war. Bei dieser Erinnerung wuchs seine Glut. Wenn sie das Schlafzimmer nicht bald erreichten, würde er kaum noch gehen können.
Als sollte dieser Gedanke unterstrichen werden, kamen sie an einer Statue des Dionysos mit einem überdimensionalen erigierten Phallus vorbei. Auch andere Statuen schmückten den Garten – alle männlich und ohne Feigenblatt.
»Du meine Güte …« Diana blieb stehen und nahm den Hut ab. Errötend starrte sie die skandalöse Figur an.
Trotz seines Verlangens musste Ashcroft lachen. Zu seiner Überraschung fand er ihre provinzielle Reaktion charmant. Normalerweise war weibliche Naivität keine Eigenschaft, die ihn reizte. »Das ist ein Fruchtbarkeitsgott.«
Halb schockiert, halb amüsiert seufzte sie. »Glaub mir, das sehe ich.« Langsam strich sie über das steinerne Glied, von der Wurzel bis zur Spitze, und Ashcroft konnte vor Begierde kaum noch klar sehen.
Bis er in die Realität zurückkehrte, dauerte es ein paar Minuten. Inzwischen schlenderte Diana voraus, als hätte sie nichts Ungewöhnliches getan. Ihre Kühnheit faszinierte ihn. Welch ein Unterschied zu ihrer Verlegenheit nach dem Liebesakt … Jetzt erschien sie ihm völlig unbefangen.
Unbefangen? Beim Jupiter, soeben hatte sie ihn mit einer unfassbaren Provokation verblüfft. Wäre sie noch unbefangener, würde sie ihn vermutlich in ein Gebüsch zerren.
Nun drehte sie sich um und schenkte ihm zum ersten Mal ein echtes Lächeln. Der Anblick dieser vollen rosigen Lippen genügte, um sein Herz in einen trunkenen Galopp zu versetzen.
Großer Gott, sie war exquisit – hochgewachsen, langbeinig, mit üppigen Brüsten, wie geschaffen für seine erotischen Freuden. Und in der Kutsche, nachdem sie sich seiner Größe angepasst hatte, war die Harmonie vollkommen gewesen. Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte er um Selbstbeherrschung. Er war zweiunddreißig Jahre alt, ein erfahrener Mann. Warum brachte ihn eine Landpomeranze so um den Verstand, verwandelte ihn in einen verzweifelten Bittsteller?
Er bettelte um keine Frau, verdammt noch mal.
Während sie den Kiesweg entlangwanderte, beobachtete er den subtilen Schwung ihres dunkelgrünen Rocks. Jetzt, wo er genauer hinschaute, konnte sie ihr unbeschwertes Selbstvertrauen nicht ganz so überzeugend demonstrieren. Ihr Gang wirkte ein bisschen unsicher und erinnerte ihn an sein hemmungsloses Verhalten im Wagen – eine köstliche Vision.
Ihre Leidenschaft erregte ihn, eine ehrliche, ungekünstelte Reaktion. Bis zu diesen letzten Tagen hatte er nicht gemerkt, wie sehr er sich nach tieferen Gefühlen sehnte, jenseits der gewohnten oberflächlichen Flirts. Die Intensität, die Diana ihm bot, hatte er jahrelang nicht erlebt.
Wenn überhaupt jemals …
»Alles in Ordnung, Ashcroft?« Fragend legte sie den Kopf schief, und die Spätnachmittagssonne verwandelte ihre Gestalt in pures Gold. Ihr Anblick nahm ihm den Atem. In diesem Moment schien eine Bedeutung zu liegen, die über die Gegenwart hinausging. Dann glitt eine Wolke über die Sonne, und die seltsam überirdische Atmosphäre verflog.
In einer der Türen, die vom Haus in den Garten führten, erschien ein Lakai mit Perücke. Wie alle Dienstboten, die für Lord Montjoy arbeiteten, war er jung und hübsch. Diana hatte kaum einen Blick für ihn übrig. Stattdessen betrachtete sie Ashcroft. Mit jedem Atemzug bekundete sie die Wirkung, die er auf sie ausübte. Das wusste sie nicht. Ebenso wenig ahnte sie, dass ihr unverhohlenes Verlangen seines noch schürte. Er folgte ihr. Plötzlich kam es ihm wie eine Sünde vor, sie nicht zu berühren, und er legte ihre Hand auf seinen Arm.
»Was Statuen betrifft, hat Lord Montjoy einen außergewöhnlichen Geschmack«, meinte sie und passte sich seinen Schritten an.
Während sie an einem nackten Herkules vorbeischlenderten, der mit einem gut bestückten Löwen rang, lachte Ashcroft. »Warte nur, bis du die Einrichtung seines Domizils siehst. Und bitte erspare mir eine Blamage und verzichte auf die eingehende Inspektion weiterer Anhängsel.«
Wieder einmal färbte
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