Eine geheimnisvolle Lady
unverwandten Blick die ersten Knöpfe aus den Löchern geschoben hatte, hielt sie inne und schaute nach unten. Über den Korsettstangen wölbten sich ihre etwas zu vollen Brüste, die sie schon immer beklagt und die William so sehr bewundert hatte. Verstohlen musterte sie Ashcrofts Miene. Auch er schien üppige Reize zu schätzen.
»Hör nicht auf«, sagte er heiser und ballte seine Hände, als wollte er den Impuls zügeln, nach ihr zu greifen.
Noch drei Knöpfe, dann schlüpfte sie aus dem Kleid. Sorgfältig hängte sie es über die Lehne eines Mahagonistuhls.
Ihr Haar fiel in einer üppigen wirren Lockenmasse in ihr Gesicht. Würdevoll hob sie das Kinn. Aber ihre Stimme klang gepresst. »Du musst mir aus dem Korsett helfen.«
»Mit Vergnügen.«
Sie kehrte ihm den Rücken und hielt mit einer Hand ihr Haar hoch, damit es ihm nicht im Weg war. Als erfahrener Mann musste er schon einige Hundert Frauen ausgezogen haben. Der Gedanke schmerzte. Doch sie sagte sich, sie hätte kein Recht, ihm seine zahlreichen Affären vorzuwerfen.
Innerhalb weniger Sekunden löste er die Verschnürung des Korsetts. Noch nie hatte eine Zofe diese profane Aufgabe so geschickt erledigt. Er streifte es nach unten und warf es zu dem Kleid.
Ohne Aufforderung entknotete er die Bänder, die Dianas Unterröcke zusammenhielten. Leise raschelnd glitten Spitzen und Rüschen zu Boden. Sie stieg heraus und drehte sich langsam um, nur noch von einem Hemd aus dünner, durchsichtiger Seide bedeckt. Vorübergehend – und gefährlicherweise – vergaß sie ihre Rolle als eifrige, begierige, herzlose Geliebte. Stattdessen war sie nur mehr Diana Carrick. Ein Bücherwurm. Einsam. Getrieben. Eine Frau, die sich verkaufte, um einen wundervollen Traum zu verwirklichen. Mit zitternden Händen verbarg sie ihre Brüste und spürte die harten Knospen. Von neuer Leidenschaft erfasst, schwankte sie.
»Sei nicht scheu«, bat Ashcroft. Behutsam zog er ihre Handgelenke auseinander. »Glaub mir, du bist hinreißend.«
»Es … es ist schwieriger, als ich erwartet habe«, stammelte sie. Dann biss sie auf ihre Lippen, als sie merkte, was sie zugab. Würde er erraten, dass sie ihn aus egoistischen Gründen verführte? Andererseits stand seit der letzten Nacht längst nicht mehr fest, wer hier wen verführte.
Zu ihrer Erleichterung maß er ihren Worten keine besondere Bedeutung bei. »Tu nichts, was dir widerstrebt, meine Süße«, murmelte er und küsste ihre Handflächen.
Sein glutvoller Mund schürte das Feuer in ihrem Bauch. Das Problem war nicht, dass sie mit ihm schlafen wollte, sondern wie überaus leidenschaftlich es sie danach verlangte. Sie war zu verzaubert, um sich zu befreien. Nach einer Weile ließ er sie los, streifte sein Hemd über den Kopf, zerzauste dabei seine dunklen Haare und warf es achtlos zu seiner anderen Kleidung.
»Oh, mein Gott …« Etwas Wortgewandteres fiel ihr nicht ein. Fast benommen starrte sie die goldbraune Haut seiner Arme und seines Oberkörpers an, die schwarzen Löckchen, die von der Brust in einer dünnen Linie über den Bauch liefen und unter dem Hosenbund verschwanden. Er war einfach unwiderstehlich.
Zögernd legte sie eine Hand auf seine Brust, die sich wie ein sonnenwarmer Fels anfühlte. Die Lippen in sinnlichem Entzücken leicht geöffnet, ließ sie ihre Finger hinabgleiten und hielt oberhalb der Stelle inne, wo er ihre Berührung dringlich ersehnte. Belustigt dachte sie an den dekadenten Lüstling, den sie sich vorgestellt hatte – blass und geschwächt von zu vielen kurzen Nächten, zu viel Brandy, zu vielen Frauen. Wenn diese Lebensweise ein so superbes maskulines Exemplar hervorbrachte, sollte sie von jedem Arzt in England empfohlen werden.
Mit halb geschlossenen Augen inspizierte er ihre Miene. »Du siehst aus wie eine Katze vor einer Schüssel Sahne.«
»Noch habe ich die Sahne nicht genossen.« Erstaunt fragte sie sich, was sie in eine so selbstsichere Frau verwandelt hatte. Diese Sirene konnte unmöglich die geschäftige, kluge Diana Carrick sein, die tugendhafte Witwe aus Marsham.
»Heißt das, du willst sie bis zur Neige auflecken?« Ashcrofts Amüsement verbarg den atemlosen Klang seiner Stimme nicht.
Die Aussicht, mit der Zunge über seinen ganzen Körper zu fahren, verstärkte das Pochen zwischen ihren Beinen. »Nur wenn du darum bittest.«
Sein Lachen rann über ihren Rücken wie kostbarer Wein durch ihre Kehle. »Plötzlich so selbstsicher?«
»Genau wie du«, konterte sie, dann musterte sie
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