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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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für ihn.
    Verzweifelt biss sie auf ihre Lippen, wandte sich ab und tastete blindlings nach ihrem Weinglas. Wie sollte sie noch länger verhehlen, was sie empfand, wann immer sie an den unverzeihlichen Schaden dachte, den sie anrichtete?
    »Diana?«
    Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie er den Frauenkopf behutsam auf den Schreibtisch legte. Genauso sanft hatte er auch ihr Gesicht berührt, immer wieder, mit einer Zärtlichkeit, die bis in die Tiefen ihrer Seele drang. Sie hob ihr Glas, leerte es in einem Zug und hoffte, der Wein würde den Kummer lindern. Dann sah sie ihn an. »Geh mit mir ins Bett, Ashcroft.«
    »Was stimmt denn nicht?«, fragte er, die Stirn gerunzelt.
    »Alles in Ordnung.« Ihre Stimme klang spröde. »Du bist hier. Ich bin hier. Und ich begehre dich.«
    Das war keine Lüge, denn sie begehrte ihn immer. Aber diesmal entsprang das Verlangen dem dringenden Bedürfnis, das vertraute Einvernehmen zu zerstören, das er offensichtlich herstellen wollte. Andererseits festigte sich das Band zwischen ihnen bei jedem Liebesakt ohnedies. Wie immer sie sich verhielt, sie war verdammt. Zoll für Zoll versank sie in gefährlichem Treibsand.
    Forschend starrte er sie an. Natürlich bemerkte er ihre innere Unrast. Und wenn sie ihn nicht ablenkte, würde er womöglich herausfinden, was sie bedrückte.
    Sie wartete darauf, dass er auf ihre Herausforderung einging, stattdessen umspielte ein teuflisches Lächeln seine Lippen. »Manchmal glaube ich, du interessierst dich nur für meinen Körper.«
    Am liebsten würde sie davonlaufen, keinen Blick zurückwerfen. Vielleicht würde ihr Herz dann genesen. Und wenn sie Ashcroft jetzt verließ, würde er die Verstrickung vielleicht unbeschadet überstehen. Trotz dieser bitteren Gedanken zwang sie sich, leichthin zu erwidern: »Es ist ein sehr reizvoller Körper.«
    »Danke«, murmelte er und schaute sie immer noch prüfend an.
    »Komm mit mir nach oben und zeige mir, wie reizvoll er wirklich ist.«
    Er schien die römische Skulptur zu vergessen. Und Dianas Herz begann, in echter Erregung zu pochen. Zielstrebig ging er auf sie zu, und sie versuchte sich einzureden, sie hätte die Bedeutung des Alabastergesichts überbewertet, an diesem Nachmittag wäre in Lord Peregrine Montjoys imposanter Bibliothek nichts Wichtiges geschehen. Aber sooft sie Ashcroft auch belügen mochte – sich selbst belog sie nie. Mit jedem Tag rückte die Verdammnis näher.

19
    Splitternackt rekelte er sich im zerwühlten Bettzeug und beobachtete, wie Diana ihr Hemd über den Kopf streifte. Zu ärgerlich, dass sie ihn verlassen würde – wenn auch nur für den Abend … Vor fast drei Wochen hatte er sie im Museum abgefangen und seither nicht nur willkommene Überraschungen erlebt.
    Zu den unangenehmen gehörte ein Kampf, den Ashcroft mit sich selbst ausfocht. Jedes Mal, wenn sie fortging, musste er sich mühsam beherrschen, damit er sie nicht anflehte, bei ihm zu bleiben. Ganz egal, wie oft sie zusammen waren, wie leidenschaftlich sie sich liebten, ob sie über intellektuelle Fragen diskutierten oder über belanglose Dinge plauderten – niemals dauerte es lange genug. Wann immer sie nicht bei ihm war, fand er es einfach … falsch. Als würde sich die Welt in die andere Richtung drehen oder ein Walzer im Vierviertel- statt im Dreivierteltakt erklingen.
    Anmutig bog sich ihr Rücken, verlockend pressten sich ihre runden Brüste an das dünne weiße Hemd. Ein bestrumpftes Bein auf einem Stuhl, neigte sie sich vor und befestigte das Strumpfband. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, genoss Ashcroft den bezaubernden Anblick. Noch nie hatte eine Frau ihn allein schon durch ihre Anwesenheit so sehr entzückt wie Diana. Jetzt drehte sie sich um und ertappte ihn bei seiner Gafferei. Das dürfte sie nicht stören, denn er starrte sie ständig an. Die Lider halb gesenkt, verzog sie ihre vollen Lippen, die von den Küssen an diesem ereignisreichen Nachmittag gerötet waren.
    Er liebte die verschiedenen Arten ihres Lächelns – die zuckenden Mundwinkel, die trockenen Humor bekundeten, das sanfte, träumerische Lächeln nach den Liebesakten, das kokette, bevor sie ihn mit ihrem Mund befriedigte, das triumphierende bei ihren Höhepunkten. Ja, Letzteres gefiel ihm am besten.
    Diesmal lächelte sie fragend. Sie war klug. Vielleicht die intelligenteste Person, die er kannte. Deshalb musste er vorsichtig sein, sonst würde sie seine Absicht erraten. An diesem Tag wollte er die Initiative ergreifen. Noch

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