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Eine Geschichte aus zwei Städten

Eine Geschichte aus zwei Städten

Titel: Eine Geschichte aus zwei Städten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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alle nötigen Vorbereitungen in der Stille treffen und steigt gleich selbst ein. Sobald ich dann komme, nehmt ihr mich auf und fahrt davon.«
    »Wenn ich Euch recht verstehe, so soll ich unter allen Umständen auf Euch warten?«
    »Ihr wißt, Ihr habt nebst den anderen Pässen auch den meinigen in Händen und werdet mir meinen Platz vorbehalten; wartet nichts weiter ab, als daß dieser besetzt wird, und dann fahrt nach England!«
    »Und dann«, sagte Mr. Lorry, indem er die eifrige, aber dabei ruhige und feste Hand des anderen ergriff, »wird nicht mehr alles von einem einzigen alten Manne abhängen, sondern ich werde in jugendlicher Tatkraft einen Beistand finden.«
    »Ja, wenn es des Himmels Wille ist! Versprecht mir feierlich, daß es bei unserer gegenwärtigen Übereinkunft unverbrüchlich verbleibt.«
    »Ich verspreche es, Carton.«
    »Erinnert Euch dieser Zusage morgen wohl. Ein Abgehen davon oder ein Zögern, gleichviel aus welchem Grunde, könnte nicht nur die Rettung eines Lebens vereiteln, sondern würde unvermeidlich ein Opfer vieler Leben nach sich ziehen.«
    »Ich will es nicht vergessen und hoffe, meinen Anteil bei der Sache getreulich auszuführen.«
    »Und ich den meinigen. Jetzt lebt wohl!«
    Obgleich er diese Worte mit einem ernsten Lächeln sprach und dabei sogar die Hand des alten Mannes an seine Lippen
drückte, entfernte er sich vorderhand noch nicht. Er half ihm die vor der ersterbenden Glut sitzende schaukelnde Gestalt des Doktors aufrichten, setzte ihm den Hut auf, legte ihm den Mantel um und tat, als suche er die Werkbank und das Werkzeug, nach der er jammernd verlangte. Dann begab er sich an seine andere Seite und begleitete ihn schützend bis in den Hof des Hauses, wo ein tiefbekümmertes Herz, das so glücklich war in der denkwürdigen Zeit, als er ihm die Trostlosigkeit des eigenen enthüllte, die schauerliche Nacht durchwachte. Nachdem Mr. Lorry und der Doktor ihn verlassen, blieb er noch eine Weile allein in dem Hofe und schaute hinauf nach dem Licht in dem Fenster ihres Zimmers. Ehe er sich entfernte, sprach er noch leise einen Segenswunsch und ein Lebewohl.
    Dreizehntes Kapitel
    Zweiundfünfzig
    In dem dunklen Gefängnis der Conciergerie erwarteten die Verurteilten des Tages ihr Schicksal. Es waren ihrer so viele wie Wochen im Jahr. Zweiundfünfzig sollten an jenem Nachmittag aus dem Lebensstrom der Stadt hinausgetragen werden ins Meer der Ewigkeit. Ehe noch ihre Zellen sich geleert hatten, waren schon neue Bewohner dafür bestimmt; ehe ihr Blut mit dem gestern vergossenen zusammenfloß, hatte man schon wieder diejenigen ausgelesen, deren Blut sich morgen mit dem ihrigen mischen sollte.
    Vier Dutzend und vier waren abgezählt. Von dem siebzigjährigen Generalpächter, der mit all seinen Schätzen nicht sein Leben erkaufen konnte, bis zu der zwanzigjährigen Näherin, die nicht einmal in ihrer Armut und niedrigen Stellung einen
Schutz fand. Wie leibliche Krankheiten, die den Lastern und der Nachlässigkeit der Menschen entspringen, ihre Opfer in allen Ständen suchen, so warf auch die schreckliche moralische Krankheit, die geboren wird aus unsäglichen Leiden, unerträglicher Bedrückung und herzloser Gleichgültigkeit, alles ohne Unterschied nieder.
    Darnay schmeichelte sich mit keiner trügerischen Hoffnung mehr in seiner einsamen Zelle, seit er aus dem Gerichtssaal zurückgekehrt war. Aus jedem Satz der Erzählung, die er mit angehört, hatte er sein Todesurteil vernommen. Er sah vollkommen ein, daß kein persönlicher Einfluß ihn zu retten vermochte. Die Millionen hatten ihn verurteilt; welche Macht konnten ihnen gegenüber die Einzelnen geltend machen?
    Gleichwohl wurde es ihm, das Antlitz des geliebten Weibes noch in frischer Erinnerung, nicht leicht, sich in das Unvermeidliche zu finden. Er hing noch zäh am Leben, und es wurde ihm schwer, sehr schwer, es aufzugeben. Wenn er sich auch alle Mühe gab, sich da loszumachen, so klammerte er sich dort um so fester an; und gewann er es über sich, seine Kraft nicht mehr länger nutzlos erschöpfen zu wollen, so schloß sich seine Hand unmittelbar darauf in neuem Krampfe. Auch war in allen seinen Gedanken ein Jagen, in seinem Herzen ein erhitztes, stürmisches Arbeiten, das keine Ergebung aufkommen ließ. Wenn er sich für einen Augenblick faßte, so schienen sein Weib und sein Kind, die ihn überleben sollten, dagegen Widerspruch zu erheben und ihm Selbstsucht vorzuwerfen.
    Doch so war's nur im Anfang. Bald gewann der Gedanke die

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