Eine gewagte Affaere
sagte er und musterte sie von Kopf bis Fuß.
"Du scheinst dich noch immer nicht entscheiden zu können, ob du noch Trauer trägst oder nicht."
Carolyn unterdrückte mit Mühe ein nervöses Kichern, während Regan gegen den Wunsch ankämpfte, Joshua ihren Punsch ins Gesicht zu schleudern. Es schien beinah, als würde er sie dazu herausfordern. War ihm denn nicht klar, das seine Feindseligkeit Fragen über die Art seiner früheren Beziehung zu ihr aufwerfen musste?
"Seit wann bist du eigentlich so taktlos und gemein?" fragte Chris aufgebracht und legte Regan beschützend den Arm um die Taille. "Ich dachte, gerade du würdest respektvoller mit den tragischen Ereignissen im Leben anderer umgehen."
Er wandte sich an sie und sagte leise: "Du solltest wissen, dass meine Eltern - Joshuas Vater und Stiefmutter - bei einem Brandanschlag auf unser Haus ums Leben kamen, als Joshua siebzehn war. Er wurde schwer verletzt, weil er meine Zwillingsschwester und mich aus den Flammen gerettet hat.
Dann hat er seine Karrierepläne aufgegeben, weil er um das Sorgerecht für uns kämpfen musste. Die gierigen Verwandten unseres Vaters wollten uns damals nämlich um unser Erbe bringen. Deshalb glaubt Joshua wohl, alles Leid für sich gepachtet zu haben, und verachtet alle Menschen, deren Tragödien nicht an seine heranreichen."
"Ich habe dich nicht darum gebeten, dich für mich zu entschuldigen", unterbrach ihn Joshua mühsam beherrscht. "Und du brauchst auch nicht jedes Detail aus meiner Vergangenheit ans Licht zu zerren ..."
"Ich wollte mich nicht für dich entschuldigen. Verdammt noch mal, das kannst du wirklich selbst erledigen." erwiderte Chris aufgebracht und strich sich durchs Haar. "Ich wollte dir nur zeigen, wie man sich fühlt, wenn das eigene Privatleben in der Öffentlichkeit breitgetreten wird."
Regan spürte, dass sie zwar der Auslöser, aber offenbar nicht der einzige Grund für diese Auseinandersetzung gewesen war.
Joshuas Züge wirkten angespannt. "Halt dich zurück, Chris."
"Warum? Streichst du mir sonst das Taschengeld? Ich bin nicht mehr der kleine Junge, den du dazu bringen konntest, so zu leben, wie du es wolltest. Ich bin inzwischen erwachsen und verdiene als Arzt meinen Lebensunterhalt selbst."
Als Arzt? Sie hätte den charmanten Mann im weißen Designeranzug eher für einen reichen Playboy gehalten.
Während Chris immer zorniger wurde, stellte Joshua wieder seine eiserne Selbstbeherrschung unter Beweis. "Ich sagte, du sollst dich zurückhalten."
Chris hob die Hände in einer spöttischen Geste der Unterwerfung. "Natürlich. Ganz wie du willst, Bruder.
Schließlich bist du der Boss. Das Familienoberhaupt. Der Mann, der alle Entscheidungen für uns trifft, die natürlich nur zu unserem Besten sind. Und wir müssen uns gehorsam unterordnen, damit..."
"Bitte, Chris!" Seltsamerweise gelang es Carolyn, die beinah unerträgliche Spannung zu lösen. In ihren Augen schimmerten Tränen, und ihre Lippe bebte leicht. "Wir sind doch auf einer Party. Ich möchte, dass sich alle amüsieren. Bitte verderbt mir nicht alles ..."
Sehr wirkungsvoll, dachte Regan, als beide Männer plötzlich friedlich wurden. Sie fragte sich, ob Carolyn diesen Gesichtsausdruck heimlich vor dem Spiegel übte, ermahnte sich dann aber, nicht so gehässig zu sein.
"Vielleicht sollten Regan und ich einen Spaziergang machen", sagte Chris und nahm Regans Hand, ohne ihr Einverständnis abzuwarten. "Wir könnten auch über den See rudern und die Terrasse im Mondlicht bewundern."
Regan stellte fest, dass Joshua offenbar nicht der Einzige war, der Entscheidungen im Alleingang traf. Was auch immer hier vor sich ging, sie wollte nichts damit zu tun haben.
Sie entzog Chris sanft ihre Hand. "Vielen Dank, aber in kleinen Booten werde ich seekrank."
Nach kurzem Schweigen sagte Joshua: "Ich bin mir sicher, dass der Doktor dir das richtige Medikament verabreichen wird, damit dir von seinem romantischen Einfall nicht übel wird."
Regan war außer sich vor Wut. Wenn Joshua glaubte, sie Chris in die Arme treiben zu können, um sie unschädlich zu machen, hatte er sich geirrt.
"Der See ist spiegelglatt", protestierte Chris. "Außerdem dauert die Fahrt nur einige Minuten."
"Gib es auf, Chris", warf Carolyn unerwartet ein. "Merkst du nicht, dass Regan dir einen Korb geben will?"
"Und das hätte sie sicher auch ohne deine Hilfe geschafft", sagte Chris ärgerlich.
"Warum akzeptierst du ihre Ablehnung dann nicht einfach?"
"Vielleicht wollte sie sich auch
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