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Eine Handvoll Leben: Meine Kindheit im Gulag (German Edition)

Eine Handvoll Leben: Meine Kindheit im Gulag (German Edition)

Titel: Eine Handvoll Leben: Meine Kindheit im Gulag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dahlhoff
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den nächsten Raum, in dem ein altes Sofa und ein paar kaputte Stühle sowie Kisten mit ausrangiertem Zeug herumstanden. Das Braungrau der Kellerwände, die abgenutzten Gegenstände und der modrige Geruch ließen mir Schauer über den Rücken laufen. Nein, hier wollte ich nicht bleiben müssen. Dieses kalte und feuchte Loch kam mir fast noch schlimmer vor als die Baracke. Vor allem war ich hier ganz allein. Ich wollte schon wieder hinauf zur Kellertür und dagegen schlagen, als ich eine weitere Tür entdeckte. Neugierig drückte ich ihre Klinke hinunter und stand auch schon in einem hell gestrichenen, sauberen Kellerraum, in dem ringsum Regale angebracht waren, die mit zig Einmachgläsern, Kohlköpfen und anderen Gemüsesorten sowie Äpfeln und Birnen befüllt waren. In der Mitte des Raums standen zwei große Fässer mit dicken Holzdeckeln darauf, die ich keinen Millimeter anheben konnte, so schwer waren sie. Darauf lagen lange Holzlöffel, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Ob in den Fässern eingelegte Gurken waren? Ich kam mir plötzlich vor wie im Schlaraffenland, und mein Magen knurrte auch schon vor Hunger. Ich nahm mir einen roten Apfel und steckte ihn in die Schürzentasche, in eine Birne biss ich sofort hinein. Und erst jetzt sah ich die Tür aus schmalen Holzlatten zwischen zwei Regalen, die in einen hinteren Raum führte. Ich lugte durch die Stäbe und sah die Kisten mit der Kartoffelernte. Der erdige Duft der Kartoffeln stieg mir in die Nase … Aber Schlaraffenland hin oder her, es war auch hier so kalt, dass ich Angst hatte, mich bald nicht mehr bewegen zu können, so steif gefroren waren meine Glieder. Und das Gefühl, eingesperrt zu sein, verursachte mir Übelkeit, sobald ich daran dachte. Ich erbrach die Birne in einer Ecke im Gang.
    »Bitte lass mich raus«, jammerte ich leise. Doch dann horchte ich. War da nicht ein Knistern gewesen? Ein Rascheln? Ich hätte mich am liebsten versteckt und die Augen zugemacht. Doch erst einmal zog ich schnell die Tür zu dem Kellerraum mit den Lebensmitteln zu, damit sich die Ratte dort nicht bereicherte. Hoffentlich war es nur eine Ratte und nicht ein ganzes Rudel.
    »Aaaaaaahhh!«
    Ein langer dünner Schwanz. Etwas war in den Kohlenkeller geflitzt. Doch eine Ratte war das nicht gewesen. Ratten und Rattenschwänze kannte ich nur zu gut. Mir fiel ein, dass ein Mädchen im Lager erzählt hatte, dass es auf Bauernhöfen oft Mäuse gab. Ob das hier auch eine Maus gewesen war? Ich nahm all meinen Mut zusammen, ging zum Kohlenkeller und sah gerade noch, wie ein kleines graues Tier oben auf dem schwarzen Haufen zum Fenster sprang und durch ein Loch unter dem Fensterrahmen verschwand. Ich blieb eine Weile wie angewurzelt stehen, und dann musste ich kichern. Die kleine Maus hatte mir doch gerade tatsächlich gezeigt, wie ich aus dem Kellergefängnis entkommen konnte. Denn durch das Fenster müsste ich passen, wenn ich nur den Schnee davor wegräumen konnte.
    Im nächsten Moment kletterte ich den Kohlenberg hinauf, rutschte jedoch immer wieder ein Stück hinab, und es dauerte, bis ich endlich ganz oben auf der Spitze des Haufens saß. Mühsam schob ich den verrosteten Fensterriegel zur Seite und zog das Fenster nach innen auf. Schnee fiel auf meinen Schoß und auf die Kohlen. Vorsichtig lugte ich hinaus, um zu sehen, ob die Luft rein war, dann schaufelte ich mit bloßen Händen den Schnee fort und zwängte mich schließlich in die Freiheit.
    Doch wohin jetzt? In mein Versteck? Dort hatte ich Wintervorräte, und niemand würde mich finden. Aber nein, in dem dünnen Kleid war es viel zu kalt. Ich würde mir den Tod holen. Ich musste ins Kinderzimmer und an meinen Schrank, um mehrere Kleider übereinanderzuziehen, also schlich ich ins Haus.
    »Monika, wie siehst du denn aus?« Enttäuscht wandte ich mich zur Pflegemutter um, die hinter mir im Flur stand. »Du bist ja kohlrabenschwarz. Warst du im Kohlenkeller?«
    Nachdem ich ihr erzählt hatte, dass mich der Pflegevater im Keller eingesperrt hatte, schimpfte sie vor sich hin, dass es mit diesem Mann noch ein schlimmes Ende nehmen würde, wenn er seine Kinder schlage und sogar einsperre. Mit Bernhard hätte er das früher auch immer gemacht … Und dann holte sie eine Wanne in die warme Küche und bereitete mir dort ein heißes Bad, ging selbst noch einmal in den Keller, um das Fenster zu schließen, und kam dann ebenfalls mit dreckigen Händen und dreckiger Schürze wieder zurück und wusch sich am Waschtisch. »Gleich mach

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