Eine Handvoll Worte
einnimmst.«
»Sie sind nicht mehr da. Ich habe sie fortgeworfen.«
»Ach ja?« Er schaute noch einmal prüfend auf seine Armbanduhr. »Herzlichen Glückwunsch. Also hast du es ganze … vierundzwanzig Stunden ohne pharmazeutische Hilfe geschafft? Ich bin mir sicher, die Richter würden das bewundernswert finden.« Er lachte, zufrieden mit seiner Reaktion.
»Meinst du, sie würden auch den Ordner mit den Lungenkrankheiten bewundernswert finden?«
Sein Kiefer wurde plötzlich starr, Unsicherheit blitzte in seinen Augen auf.
»Was?«
»Deine frühere Sekretärin hat ihn mir gegeben. Ich habe den Namen jedes einzelnen deiner Angestellten, die in den vergangenen zehn Jahren erkrankt und gestorben sind. Was war es noch gleich?« Sie sprach das Wort vorsichtig aus und betonte seine Fremdheit. »Pleu-ra-me-so-the-lio-ma.«
Die Farbe wich so rasch aus seinem Gesicht, dass Jennifer schon Angst hatte, er könnte ohnmächtig werden. Er stand auf und ging an ihr vorbei zur Tür, machte sie auf, spähte hinaus und machte sie fest wieder zu. »Wovon redest du da?«
»Ich habe alle Informationen, Laurence. Ich habe sogar die Bankbelege für das Geld, das du ihnen gegeben hast.«
Er riss eine Schublade auf und durchwühlte sie. Als er sich aufrichtete, wirkte er erschüttert. Er kam einen Schritt auf sie zu, und sie war gezwungen, ihn direkt anzuschauen. »Wenn du mich ruinierst, Jennifer, ruinierst du dich selbst.«
»Meinst du wirklich, das macht mir etwas aus?«
»Ich werde mich nie von dir scheiden lassen.«
»Gut«, sagte sie, ihre Entschlossenheit durch sein Unbehagen gestärkt. »Dann wird es so sein. Esmé und ich werden in die Nähe ziehen, und du kannst sie besuchen. Wir beide werden nur dem Namen nach Mann und Frau sein. Du wirst mir eine vernünftige Unterhaltssumme zahlen, als Gegenleistung dafür werde ich dafür sorgen, dass diese Papiere nie an die Öffentlichkeit gelangen.«
»Willst du mich erpressen?«
»Oh, ich bin viel zu begriffsstutzig, um so etwas zu tun, Laurence, wie du mir im Lauf der Jahre unzählige Male zu verstehen gegeben hast. Nein, ich sage dir nur, wie mein Leben ablaufen wird. Du kannst deine Geliebte behalten, dein Haus, dein Vermögen und … deinen Ruf. Keiner deiner Geschäftskollegen muss es erfahren. Aber ich werde nie wieder einen Fuß in dasselbe Haus setzen wie du.«
Ihm war offensichtlich nicht klar gewesen, dass sie von der Geliebten wusste. Ohnmächtige Wut spiegelte sich in seinen Gesichtszügen wider, vermischt mit wilder Angst. Dann wurden sie gemildert durch den Versuch eines versöhnlichen Lächelns. »Jennifer, du bist aufgebracht. Dass dieser Kerl wieder aufgetaucht ist, muss ein Schock gewesen sein. Geh doch nach Hause, und wir sprechen dort darüber, ja?«
»Ich habe die Papiere bei jemandem hinterlegt. Sollte mir etwas zustoßen, hat er seine Anweisungen.«
Noch nie hatte er sie so gehässig angeschaut. Sie packte ihre Handtasche fester.
»Du bist eine Hure«, sagte er.
»Mit dir war ich es«, sagte sie ruhig. »Das muss so gewesen sein, denn ich habe es bestimmt nicht aus Liebe getan.«
Es klopfte, und seine neue Sekretärin kam herein. Die Art und Weise, wie die Blicke zwischen ihnen beiden hin und her flatterten, sprach Bände. Dadurch wurde Jennifers Mut gestärkt. »Jedenfalls glaube ich, das ist alles, was ich dir zu sagen hatte. Ich gehe jetzt, Liebling«, sagte sie. Jennifer trat zu ihm und küsste ihn auf die Wange. »Ich melde mich. Auf Wiedersehen, Miss …« Sie wartete.
»Driscoll«, antwortete die junge Frau.
»Driscoll.« Sie schenkte ihr ein Lächeln. »Natürlich.«
Jennifer ging an ihr vorbei, holte ihre Tochter, öffnete mit wild pochendem Herzen die Flügeltür und rechnete schon fast damit, seine Stimme, seine Schritte hinter sich zu hören. Sie hüpfte die beiden Treppen hinunter zum Taxi, das noch immer wartete.
»Wohin fahren wir?«, wollte Esmé wissen, als Jennifer sie auf den Sitz neben sich hob. Sie machte sich über eine Handvoll Süßigkeiten her, die sie von den Sekretärinnen ergattert hatte.
Jennifer beugte sich vor und öffnete das kleine Fenster, um sich über dem Lärm des Feierabendverkehrs dem Fahrer verständlich zu machen. Plötzlich fühlte sie sich leicht, triumphierend. »Zum Regent Hotel, bitte. So schnell Sie können.«
Später würde sie auf diese zwanzigminütige Fahrt zurückblicken und erkennen, dass sie die überfüllten Straßen, die grellen Schaufenster wie mit den Augen einer Touristin betrachtet
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