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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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»löschen«.
    »Was haben Sie denn nun gefunden?« Sie reicht ihm einen Becher Kaffee über den Tisch. Leichter Staub glitzert in seinen Haaren, und sie muss sich beherrschen, ihm nicht den Kopf zu rubbeln, wie man es bei einem Kind gemacht hätte. Er hat sich schon einmal von ihr bevormundet gefühlt; sie möchte nicht riskieren, ihn ein zweites Mal zu kränken.
    »Zucker?«
    »Nein«, antwortet sie. »Ich dachte, Sie nehmen keinen.«
    »Stimmt.« Er beugt sich über den Schalter. »Hören Sie – der Chef lungert hier herum. Ich muss diskret sein. Wann haben Sie Feierabend?«
    »Kommt drauf an«, sagt sie. »Ich bin fast durch.«
    Er rubbelt sich die Haare. Der Staub umfängt ihn wie eine zarte Wolke. »Ich komme mir vor wie der Typ bei den Peanuts. Wie hieß der noch?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Pig Pen. Der immer von Dreck umgeben ist … Wir lagern Kisten um, die seit Jahrzehnten nicht angerührt worden sind. Ich glaube eigentlich kaum, dass wir jemals parlamentarische Protokolle aus dem Jahr 1932 brauchen, da kann er sagen, was er will. Trotzdem. Im Black Horse? In einer halben Stunde?«
    »Die Kneipe?«
    »Ja.«
    »Kann sein, dass ich etwas vorhabe …« Am liebsten hätte sie gefragt: »Können Sie mir nicht einfach geben, was Sie gefunden haben?« Aber selbst sie sieht ein, wie undankbar das wäre.
    »Es dauert nur zehn Minuten. Ich muss danach eh noch ein paar Freunde treffen. Aber es ist cool. Ich kann bis morgen warten, wenn Ihnen das lieber ist.«
    Sie denkt an ihr Handy in der Gesäßtasche, stumm und voller Gegenbeschuldigungen. Welche Alternative hat sie? Auf schnellstem Weg nach Hause und dann darauf warten, dass John sie anruft? Noch ein Abend vor dem Fernseher, wohl wissend, dass die Welt sich irgendwo ohne sie dreht? »Ach – zum Teufel. Ein Drink auf die Schnelle wäre prima.«
    »Einen halben Shandy? Lebe gefährlich.«
    »Shandy! O-ha. Bis später.«
    Er grinst. »Ich bin daran zu erkennen, dass ich einen Ordner mit dem Vermerk ›Streng geheim‹ an mich drücke.«
    »Ach ja? Ich werde dann ausrufen: ›Bestell mir was Ordentliches zu trinken, Geizkragen. Ich habe Geburtstag.«
    »Keine rote Nelke im Knopfloch? Damit ich Sie auch erkenne?«
    »Keine Erkennungszeichen. So ist es für mich leichter zu entkommen, wenn mir Ihr Aussehen nicht gefällt.«
    Er nickt zustimmend. »Vernünftig.«
    »Und Sie wollen nicht einmal eine leise Andeutung machen, was Sie gefunden haben?«
    »Das wird ein tolles Geburtstagsgeschenk!« Mit diesen Worten lässt er sie stehen und verschwindet durch die zweite Schwingtür in die Eingeweide der Zeitung.
    Die Damentoilette ist leer. Sie wäscht sich die Hände, stellt fest, dass die Firma es jetzt, da die Tage des Gebäudes gezählt sind, nicht mehr für nötig hält, den Seifenspender oder den Tamponautomaten nachzufüllen. Nächste Woche, vermutet sie, wird man allmählich einen Notvorrat an Toilettenpapier mitbringen müssen.
    Sie prüft ihr Gesicht, legt etwas Wimperntusche an und trägt Farbe auf die Tränensäcke unter den Augen. Sie schminkt sich die Lippen und reibt sie wieder ab. Sie sieht müde aus und sagt sich, das müsse an der grellen Beleuchtung liegen, nicht an den unvermeidbaren Folgen, ein Jahr älter geworden zu sein. Dann setzt sie sich neben ein Waschbecken, holt das Handy aus der Tasche und gibt eine Nachricht ein.
    Nur zur Information – heißt »später« heute Abend? Versuche, zu planen. E
    Später x
    Das klingt nicht klammernd, besitzergreifend oder gar verzweifelt. Damit deutet sie an, dass sie eine Frau mit vielen Angeboten und vielbeschäftigt ist, beinhaltet aber auch, dass sie ihm den Vorrang gibt, falls nötig. Sie fummelt noch weitere fünf Minuten daran herum und vergewissert sich, dass sie den Ton vollkommen richtig getroffen hat, und schickt die SMS dann ab.
    Die Antwort kommt beinahe umgehend. Ihr Herz tut einen Sprung, wie immer, wenn sie weiß, dass er es ist.
    Schwer zu sagen im Moment. Rufe später an, wenn ich glaube, dass ich es schaffe. J
    Plötzlich steigt Wut in ihr auf. Das ist alles?, will sie ihn anschreien. Mein Geburtstag, und dir fällt nichts Besseres ein als »Rufe später an, wenn ich glaube, dass ich es schaffe«?
    Mach dir keine Umstände, tippt sie, und ihre Finger hauen auf die Tasten ein, ich mache meine eigenen Pläne.
    Und zum ersten Mal seit Monaten schaltet Ellie Haworth ihr Handy aus, bevor sie es wieder in die Tasche steckt.
    Sie sitzt länger als beabsichtigt an dem Artikel über

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