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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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geringste Chance bestand, dass er genau in diesem Augenblick zehntausend Fuß unter ihr war. Sie haben keine Ahnung, wie weit der Weg ist, den ich hinter mir habe, erwiderte sie bei sich.
    Zwei Wochen zuvor war Jennifer Stirling aus den Büros der Nation getaumelt, auf der Treppe stehen geblieben, hatte die kleine, pummelige Hand ihrer Tochter umfasst, und ihr war klar geworden, dass sie keine Ahnung hatte, was sie als Nächstes tun sollte. Ein scharfer Wind hatte sich aufgetan und in den Rinnsteinen Blätter vor sich hergetrieben, deren ziellose Flugbahn ihre eigene widerspiegelte. Wie hatte Anthony verschwinden können? Warum hatte er keine Nachricht hinterlassen? Sie dachte an seinen Schmerz in der Empfangshalle des Hotels und fürchtete, die Antwort zu kennen. Die Worte des dicken Zeitungsmenschen schwirrten ihr durch den Kopf. Die Welt schien zu schwanken, und einen Moment lang hatte sie das Gefühl, ohnmächtig zu werden.
    Dann hatte Esmé sich beklagt, sie müsse mal. Das dringendere Bedürfnis eines kleinen Kindes hatte sie aus ihren Gedanken in die Wirklichkeit gerissen.
    Sie hatte sich im Regent eingemietet, in dem er gewohnt hatte, in der leisen Hoffnung, es könnte leichter für ihn sein, sie dort zu finden, falls er sich entschied, zurückzukehren. Sie musste daran glauben, dass er sie suchte, um von ihr zu erfahren, dass sie endlich frei war.
    Zu mieten war nur noch eine Suite in der dritten Etage, und sie war sofort damit einverstanden gewesen. Laurence würde sich nicht um Geld streiten. Während Esmé glücklich vor dem großen Fernseher saß, was sie hin und wieder unterbrach, um auf dem großen Bett herumzuhüpfen, ging Jennifer den ganzen Abend auf und ab, dachte nach und versuchte darauf zu kommen, wie man am besten eine Nachricht an einen Mann schickte, der irgendwo in den Weiten Zentralafrikas war.
    Schließlich war Esmé eingeschlafen, zusammengerollt unter der Hotelbettdecke neben ihr, den Daumen im Mund, und Jennifer betrachtete sie, lauschte auf die Geräusche der Stadt, kämpfte gegen Tränen der Ohnmacht an und fragte sich, ob sie ihm auf telepathischem Weg eine Botschaft zukommen lassen könnte, wenn sie nur hart genug daran arbeitete. Boot. Bitte, hör mich. Du musst zu mir zurückkommen. Ich schaffe das alles nicht allein.
    Am zweiten und dritten Tag konzentrierte sie sich tagsüber auf Esmé, ging mit ihr ins National History Museum, zum Tee bei Fortnum & Mason. Sie kauften Kleidung in der Regent Street ein – sie hatte versäumt, das, was sie bei sich hatten, in die Wäscherei des Hotels zu geben – und ließen sich abends Hähnchen-Sandwichs vom Zimmerservice bringen, serviert auf einem Silbertablett. Gelegentlich fragte Esmé nach Mrs Cordoza oder Daddy, und Jennifer versicherte ihr, dass sie die beiden bald sehen würden. Sie war dankbar für die sprudelnden, kleinen und meist erfüllbaren Wünsche ihrer Tochter, die Routine, die Essen, Bad und Bett ihnen auferlegten. Doch sobald die Kleine eingeschlafen war, machte Jennifer die Tür zum Schlafzimmer zu und wurde von einer gewissen schwarzen Furcht gepackt. Was hatte sie getan? Mit jeder Stunde, die verging, drang die Ungeheuerlichkeit – und Vergeblichkeit – ihrer Handlungen weiter auf sie ein. Sie hatte ihr Leben weggeworfen, war mit ihrer Tochter in ein Hotelzimmer gezogen – und wozu?
    Sie rief noch zwei Mal bei der Nation an. Sie hatte mit dem griesgrämigen, dickbäuchigen Mann gesprochen; jetzt erkannte sie seine Stimme, seine abrupte Sprechweise. Er sagte ihr, ja, er werde die Nachricht an O’Hare weiterleiten, sobald er sich melden würde. Beim zweiten Mal spürte sie deutlich, dass er nicht die Wahrheit sagte.
    »Aber er muss doch inzwischen dort sein. Sind nicht alle Journalisten am selben Ort? Kann ihm nicht jemand eine Nachricht zukommen lassen?«
    »Ich bin kein Sozialarbeiter. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich Ihre Nachricht weitergebe, aber das da draußen ist Kriegsgebiet. Ich kann mir vorstellen, dass er über andere Dinge nachzudenken hat.«
    Dann wurde sie abgehängt.
    Die Suite wurde zu einer in sich geschlossenen Seifenblase, ihre einzigen Besucher waren das Zimmermädchen und der Hotelpage vom Zimmerservice. Sie wagte nicht, jemanden anzurufen, weder ihre Eltern noch ihre Freunde, da sie noch nicht wusste, wie sie es ihnen erklären sollte. Sie hatte Mühe, etwas zu essen, konnte kaum schlafen. So wie sich ihr Selbstvertrauen auflöste, wuchs ihre Angst.
    Sie war zunehmend davon überzeugt, dass sie

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