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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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nicht allein bleiben konnte. Wie sollte sie überleben? Noch nie hatte sie etwas allein gemacht. Laurence würde dafür sorgen, dass sie isoliert wurde. Ihre Eltern würden sie enterben. Sie kämpfte gegen das dringende Bedürfnis an, sich etwas Alkoholisches zu bestellen, mit dem sie das wachsende Gefühl eindämmen könnte, vor einer Katastrophe zu stehen. Und mit jedem Tag wurde die kleine Stimme, die in ihrem Kopf widerhallte, deutlicher: Du könntest immer noch zu Laurence zurückkehren. Welche andere Möglichkeit gab es für eine Frau wie sie, deren einzige Fähigkeit darin bestand, dekorativ zu sein?
    Mit solchen sporadischen Anfällen, in einer unwirklichen Kopie des normalen Lebens, vergingen die Tage. An Tag sechs rief sie bei sich zu Hause an, da sie vermutete, dass Laurence bei der Arbeit sein würde. Mrs Cordoza nahm beim zweiten Klingelton ab, und Jennifer war gedemütigt angesichts der offensichtlichen Sorge der Frau.
    »Wo sind Sie, Mrs Stirling? Ich möchte Ihnen Ihre Sachen bringen. Lassen Sie mich Esmé sehen. Ich habe mir solche Sorgen gemacht.«
    Jennifer war zutiefst erleichtert.
    Innerhalb einer Stunde war die Haushälterin im Hotel und hatte einen Koffer voller Sachen mitgebracht. Mr Stirling, so sagte Mrs Cordoza ihr, habe nichts gesagt, nur dass sie ein paar Tage lang niemanden im Haus erwarten solle. »Er bat mich, das Arbeitszimmer aufzuräumen. Und als ich einen Blick hineinwarf …« Sie fuhr sich mit der Hand kurz ans Gesicht. »… wusste ich nicht, was ich davon halten sollte.«
    »Alles ist in Ordnung. Wirklich.« Jennifer brachte es nicht über sich zu erklären, was vorgefallen war.
    »Ich wäre froh, wenn ich Ihnen irgendwie helfen könnte«, fuhr Mrs Cordoza fort, »aber ich glaube nicht, dass er …«
    Jennifer legte eine Hand auf ihren Arm. »Ist schon gut, Mrs Cordoza. Glauben Sie mir, wir würden Sie gern bei uns haben. Aber das könnte schwierig sein. Und Esmé wird bald nach Hause müssen, um ihren Vater zu besuchen, sobald sich alles ein wenig beruhigt hat, daher wird es wohl für alle besser sein, wenn Sie da sind, um auf sie aufzupassen.«
    Esmé zeigte Mrs Cordoza ihre neuen Sachen, kletterte auf ihren Schoß und ließ sich liebkosen. Jennifer bestellte Tee, und die beiden Frauen lächelten verlegen, als sie in Umkehr ihrer früheren Rollen ihrer Haushälterin einschenkte.
    »Vielen Dank, dass Sie gekommen sind«, sagte Jennifer, als Mrs Cordoza aufstand, um zu gehen. Ein Gefühl des Verlusts überkam sie angesichts ihres bevorstehenden Aufbruchs.
    »Lassen Sie mich einfach wissen, wie Sie sich entscheiden«, erwiderte Mrs Cordoza und zog ihren Mantel an. Sie betrachtete Jennifer ruhig, den Mund besorgt zu einer dünnen Linie zusammengepresst, Jennifer trat einem Impuls folgend einen Schritt vor und umarmte sie. Mrs Cordoza schlang die Arme um sie und drückte sie fest an sich, als versuchte sie, Jennifer Kraft einzuflößen, und hätte verstanden, wie sehr ihr das gefehlt hatte. So blieben sie eine Weile in der Mitte des Raumes stehen. Dann löste sich die Haushälterin von ihr, vielleicht ein wenig verlegen. Ihre Nase war rosa.
    »Ich gehe nicht wieder zurück«, sagte Jennifer und hörte, wie ihre unerwartet kraftvollen Worte in die Stille eindrangen. »Ich werde uns eine Bleibe suchen. Aber ich komme nicht wieder.«
    Die ältere Frau nickte.
    »Ich werde Sie morgen anrufen.« Sie kritzelte eine Notiz auf ein Stück Briefpapier vom Hotel. »Sie können ihm sagen, wo wir sind. Wahrscheinlich ist es am besten, wenn er es weiß.«
    An dem Abend, nachdem sie Esmé zu Bett gebracht hatte, rief sie bei allen Zeitungen in der Fleet Street an und fragte, ob sie Botschaften an ihre Korrespondenten schicken könnte, sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass sie Anthony in Zentralafrika über den Weg liefen. Sie telefonierte mit einem Onkel, der früher einmal da draußen gearbeitet hatte, wie sie sich erinnerte, und fragte, ob er sich an Namen von Hotels erinnern könne. Sie hatte über die internationale Telefonvermittlung zwei Anrufe mit Hotels geführt, einem in Brazzaville, einem anderen in Stanleyville, und Nachrichten bei den Empfangschefs hinterlassen. Einer teilte ihr traurig mit: »Madam, wir haben hier keine Weißen. In unserer Stadt herrschen Unruhen.«
    »Bitte«, sagte sie, »merken Sie sich nur seinen Namen. Anthony O’Hare. Sagen Sie ihm ›Boot‹. Dann weiß er, was es bedeutet.«
    Sie hatte einen weiteren Brief an die Zeitung geschickt, der ihm

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