Eine Handvoll Worte
großes Boot«, gab sie zu. »Ich bin eigentlich nicht so fürs Yachtfahren. Ich komme nur zwei Mal im Jahr an Bord.«
Sie machten das Beiboot fest und kletterten auf die Yacht. Sie bat ihn, auf der gepolsterten Bank Platz zu nehmen, und tauchte kurz darauf aus der Kabine auf. Sie hatte die Schuhe ausgezogen, stellte er fest und versuchte, nicht auf ihre unglaublich kleinen Füße zu starren. »Ich habe Ihnen einen alkoholfreien Cocktail gemacht«, sagte sie und reichte ihm ein Glas. »Ich war mir nicht sicher, ob Sie noch mehr Mineralwasser ertragen würden.«
Selbst so weit draußen im Hafen war es warm, und die Wellen waren so sacht, dass die Yacht sich kaum bewegte. Hinter Jennifer sah er die Lichter des Hafens, hin und wieder einen Wagen, der über die Küstenstraße fuhr. Er dachte an den Kongo und fühlte sich wie jemand, der aus der Hölle in einen Himmel gehoben wurde, den er sich kaum hätte vorstellen können.
Sie hatte sich noch einen Martini eingeschenkt und zog auf der Bank ihm gegenüber ihre Füße unter sich.
»Also«, sagte er, »wie haben Sie Ihren Mann kennengelernt?«
»Meinen Mann? Arbeiten wir noch?«
»Nein. Ich bin neugierig.«
»Worauf?«
»Wie er …« Er nahm sich zurück. »Mich interessiert, wie Menschen zueinanderkommen.«
»Wir haben uns auf einem Ball kennengelernt. Er spendete Geld für verwundete Soldaten. Er saß an meinem Tisch, lud mich zum Abendessen ein, und damit hatte es sich.«
»Das war alles?«
»Es war sehr direkt. Nach ein paar Monaten hielt er um meine Hand an, und ich war einverstanden.«
»Sie waren sehr jung.«
»Ich war zweiundzwanzig. Meine Eltern waren begeistert.«
»Weil er reich ist?«
»Weil sie ihn für eine angemessene Partie hielten. Er war solide, und er hatte einen guten Ruf.«
»Und so etwas ist Ihnen wichtig?«
»Ist das nicht allen wichtig?« Sie nestelte an ihrem Rocksaum und strich ihn glatt. »Jetzt stelle ich die Fragen. Wie lange waren Sie verheiratet, Boot?«
»Drei Jahre.«
»Nicht sehr lange.«
»Ich wusste ziemlich bald, dass wir einen Fehler gemacht hatten.«
»Und sie hatte nichts dagegen, dass Sie sich von ihr scheiden ließen?«
»Sie hat die Scheidung eingereicht.« Jennifer betrachtete ihn, und er sah ihr an, dass sie alle Möglichkeiten abschätzte, warum er es verdient haben könnte. »Ich war kein treuer Ehemann«, fügte er hinzu, wobei er sich nicht sicher war, warum er ihr das sagte.
»Sie müssen Ihren Sohn vermissen.«
»Ja«, erwiderte er. »Manchmal frage ich mich, ob ich das alles getan hätte, wenn ich gewusst hätte, wie sehr.«
»Ist das der Grund, warum Sie trinken?«
Er brachte ein sprödes Lächeln zustande. »Versuchen Sie nicht, mich zu manipulieren, Mrs Stirling. Viel zu viele wohlmeinende Frauen haben mich als ihr Hobby betrachtet.«
Sie schaute auf ihr Glas. »Wer hat gesagt, dass ich Sie manipulieren will?«
»Sie haben so etwas … Wohltätiges an sich. Das macht mich nervös.«
»Sie können Traurigkeit nicht verbergen.«
»Und Sie wüssten es?«
»Ich bin keine Närrin. Niemand kann alles haben. Das weiß ich ebenso gut wie Sie.«
»Ihr Mann hat alles bekommen.«
»Nett von Ihnen, das zu sagen.«
»Ich meine es nicht nett.«
Ihre Blicke verbanden sich, dann schaute sie zum Ufer hinüber. Die Stimmung war beinahe streitsüchtig, als wären sie im Stillen wütend aufeinander. Außerhalb der Beschränkungen durch das wahre Leben am Ufer hatte sich etwas zwischen ihnen gelockert. Ich will sie haben, dachte er und war fast beruhigt, dass er etwas so Gewöhnliches empfinden konnte.
»Mit wie vielen verheirateten Frauen haben sie geschlafen?« Ihre Stimme schnitt durch die ruhige Luft.
Beinahe hätte er sich verschluckt. »Wahrscheinlich ist es einfacher, wenn ich sage, dass ich nur mit wenigen geschlafen habe, die nicht verheiratet waren.«
Sie dachte darüber nach. »Sind wir ein sicherer Tipp?«
»Ja.«
»Und warum schlafen diese Frauen mit Ihnen?«
»Das weiß ich nicht. Vielleicht, weil sie unglücklich sind.«
»Und Sie machen sie glücklich.«
»Für kurze Zeit vermutlich.«
»Sind Sie damit nicht ein Gigolo?« Wieder dieses Lächeln, das ihre Mundwinkel umspielte.
»Nein, nur jemand, der gern mit verheirateten Frauen schläft.«
Diesmal schien sich das Schweigen bis auf seine Knochen auszudehnen. Er hätte es gebrochen, hätte er auch nur die leiseste Ahnung gehabt, was er sagen sollte.
»Ich werde nicht mit Ihnen schlafen, Mr O’Hare.«
Er spielte die Worte zwei
Weitere Kostenlose Bücher