Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)
Augen und den rosenfarbenen Lippen war ihm zu nah. Ihr verlockender Körper, der an den richtigen Stellen wohlgerundet war, wurde nur von einem dünnen Hausmantel verhüllt. Er wollte sie. Seine Finger schlossen sich fester um den Stiel seines Weinglases. Er wollte vor allem ihre Antwort hören.
Und viel mehr. Für ihn standen die Gefühle über der körperlichen Vereinigung.
Das war ihm in seinem ganzen bisherigen Leben noch nie mit einer Frau passiert.
Kapitel 18
Und wie ist es mit mir?
Ein Teil von ihr nahm Anstoß daran, dass er überhaupt auf die Idee kam, ihr die Frage zu stellen.
Wenn er ein anderer gewesen wäre – irgendein anderer! – hätte sie schwören können, dass eine gewisse Verletzlichkeit in seiner Stimme mitschwang. Aber es war Michael, der ihr die Frage stellte. Und war er verletzlich? Nein.
Doch die Art, wie er sie jetzt ansah, während er regungslos in seinem Stuhl saß und seine strahlenden Augen auf sie gerichtet waren … Vielleicht wollte er es wirklich wissen.
Unentschlossen atmete Julianne aus. Oder er weicht dann sofort wieder einen Schritt zurück , flüsterte ihr die Stimme der Vernunft ein. Das würde die hart erkämpfte Nähe ruinieren, die zwischen uns gewachsen ist.
Sie wünschte, sie wäre besser in dieser Art Spiel. Er hatte darin fraglos mehr Erfahrung vorzuweisen. Und in dieser Beziehung wüsste auch Antonia Taylor zweifellos, was sie antworten sollte. Es wäre vermutlich eine geistreiche Bemerkung, woraufhin beide lachen würden und dieser peinliche Moment schnell vorbei wäre.
»Nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.« Eine ausweichende Antwort, die seiner würdig wäre.
Ihm entging die Mehrdeutigkeit nicht, aber in seinen Augen blitzte Verständnis auf. »Gut. Wie hast du es dir denn vorgestellt?«
»Ich habe dir doch bereits gesagt, dass ich dich nicht so gut kannte wie Harry.«
»Und ich habe bereits zugegeben, dass das stimmt.« Inzwischen hatte er Krawatte und Jackett abgelegt und den obersten Hemdknopf geöffnet. Er trank Wein und wirkte gänzlich unbekümmert. Aber sie hatte inzwischen begriffen, dass er nie völlig unbekümmert war.
In seinen gefährlich betörenden Augen war immer dieses Funkeln. Er konnte fast alles vor ihr verbergen, aber nicht diese Intensität.
»Ich glaube, irgendwann hätte ich Harry geliebt«, fuhr Julianne vorsichtig fort. »Aber ich bezweifle, dass ich mich je in ihn verliebt hätte. Ich habe nicht viel Erfahrung auf dem Gebiet, aber ich glaube, das sind zwei grundverschiedene Dinge.«
»Es ist nicht dasselbe, eine Person zu lieben oder sich in sie zu verlieben?«
»Ich glaube nicht.«
»Was willst du damit sagen?«
»Mylord, was genau wollt Ihr denn wissen?« Sie faltete die Hände im Schoß und erwiderte seinen Blick ungerührt. Warum sollte sie ihm ihre Gefühle gestehen? Was hatten sie denn davon? Sie wäre die liebestrunkene Närrin, und er müsste damit klarkommen.
»Julianne, ich habe den Eindruck, du weichst mir aus.«
»Denselben Eindruck habe ich oft von dir.«
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Darf ich vielleicht anmerken, Madam, dass Ihr mich etwas irritiert?«
Ihr Lachen brach den Bann. Obwohl sie nur einen Hausmantel trug und noch vor Kurzem wegen ihres Ausflugs im Regen gefroren hatte, war der Raum plötzlich spürbar wärmer. »Aber nur, wenn es mir erlaubt ist, mich auch über deine gelegentliche Zurückhaltung zu beklagen?«
»Du darfst erwähnen, was du willst.«
»Was wird jetzt aus Chloe?« Diese Frage war für sie sehr wichtig … so wichtig, dass sie das andere Thema für den Moment fallen ließ. »Ich schätze deine Eltern sehr, aber ich war nie ganz sicher, ob sie das Kind akzeptieren würden. Viele aristokratische Familien ignorieren jegliche illegitime Nachkommen.«
»Wo ist ihre Mutter?«
Leah. Es war schwer gewesen, in all den Monaten auch nur ein Fünkchen Sympathie für sie zu empfinden. Und nach den heutigen Ereignissen verabscheute Julianne sie zutiefst. »Sie ist keine feine Dame, und ich spiele damit keineswegs auf ihren Stand an. Sie ist trunksüchtig, und ich vermute, das Geld, das ich ihr gegeben habe, hat sie schnellstmöglich ins nächste Wirtshaus getragen. Sie hat es jedenfalls nicht eingesetzt, um sich um Chloe zu kümmern. Nicht mal die grundlegenden Dinge hat sie dem Kind angedeihen lassen. Als ich heute Nachmittag dort ankam, war das Haus verriegelt. Ich bin froh, dass Fitzhugh mir gefolgt ist, denn er konnte die Tür aufbrechen. Wir haben Chloe in der
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