Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
nicht finden und eliminieren», sagt sie, dann reicht sie ganz unverhofft Nicolas die Hand.
Becca sieht zwar aus wie eine waschechte Tussi, ist aber eine der besten Hexen, die mir bisher untergekommen sind. Sie führt in Frankfurt eine Modelagentur, nur für Männer, und ist sehr erfolgreich. Ihr gehört auch der Porsche 911, der links neben dem kleinen Birkenhain vor der Auffahrt parkt.
Louisa Bellerssen, die seit Jahren aussieht, als würde sie gerade ihr Abi bauen und befände sich noch mitten in der Pubertät, begrüßt mich ebenfalls mit einem Kuss.
«Es ist einer der mächtigsten Zauber, und wir haben ihn in dieser Besetzung noch nie durchgeführt.» Sie lächelt Nicolas an. «Wir sind für jede Unterstützung dankbar.»
Louisa und Becca sind, ebenso wie ich, Junghexen und offenbar haben sie weit weniger Probleme, einen Vampir-Hexer in unserer Mitte zu begrüßen als die restlichen Damen unseres «Frauenvereins». Hexen altern ab einer gewissen Lebensdekade langsamer. Weswegen viele der anwesenden Damen zwar aussehen wie der klassische 50-plus-Typ, aber doch unfassbar viel älter sind. Louisa und Becca hingegen dürften in etwa in meinem Alter sein.
Nicolas scheint von so viel Hexen-Kraft wie erstarrt zu sein. Er sagt nichts und als ich ihm einen kurzen Seitenblick zuwerfe, kann ich auch keinerlei Form von Mimik vermelden. Als sich dann aber Hannelore Buttmann und Henriette Meyer zu uns gesellen, und somit der Kreis der Hexen komplett ist, wird er wenigstens etwas blass, was der Situation durchaus angemessen ist.
Hannelore und Henriette sind die Urgesteine dieses Hexenzirkels und das strahlen sie auch aus. Hannelore ist klein und gedrungen und erinnert stark an Putchen Brammel aus Osterloh, Henriette hingegen sieht bei allem, was sie tut, aus wie eine echte Dame – selbst wenn sie bei einem Zauber auf allen vieren durch den Modder kriecht, das kann ich bezeugen, ich bin auch gekrochen und sah aus wie ein Nacktlurch auf der Flucht –, dennoch umgibt sie immer eine natürliche Autorität, der bisher noch niemand gewagt hat, sich zu widersetzen.
Ich vermute mal, dass beide weit über hundert Jahre alt sind, was man ihnen definitiv nicht ansieht. In ihrer Magie spiegelt sich die Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte. Sie lehren die Jungen, die Jungen (zu denen auch meine Mutter immer noch gehört) lehren uns (die Küken, sozusagen).
So ist der ewig währende Kreislauf bei uns Hexen. Eigentlich müsste auch Heya hier sein als weitere Junghexe und gute Freundin von mir, aber sie macht gerade ein Austauschjahr in England, was sehr schade ist. Vermutlich ist das auch der Grund, warum Nicolas hier ist. Er ersetzt sie als Hexe Nr. 13.
«Wir heißen dich willkommen, Nicolas», sagt Henriette warmherzig und reicht meinem immer noch in Schockstarre befindlichen Hexen-Azubi die Hand. Das kommt einem Ritterschlag gleich. Sie könnte ihm auch einen goldenen Pokal überreichen, die Trommel schlagen oder wahlweise ein kleines Feuerwerk entzünden. Es käme auf das Gleiche hinaus.
Das ist ziemlich krass, und Nicolas nickt einmal kurz, sagt aber keinen Ton. Er hat mich nämlich fest im Blick und mein offensichtliches Erstaunen über diese Geste ist ihm dementsprechend nicht entgangen. Denn auch für mich ist es ein Ritterschlag. Offenbar reicht es aus, dass ich jemanden ausbilde, ob Männlein oder Weiblein, um ihm die Chance zu geben, hier dabei zu sein. Ohne Aufnahme-Mätzchen, ohne dramatische Einschwörungsrituale, aufgeschlitzte Handflächen (manchmal braucht selbst unsere Magie Blut) und drei Stunden dauernde Zaubersprüche.
«Du hast gute Arbeit geleistet, Elionore Brevent, Tochter der Smilla Brevent.» Henriettes sehr grüne Augen ruhen jetzt auf mir und sie kickt beiläufig ihre roten Turnschuhe von den Füßen, die irgendwo im Gras landen.
«Ich habe mein Bestes gegeben», murmele ich leise.
Ich bin ja nicht oft leise, aber im Beisein von so mächtigen Frauen, die schon so viel gesehen haben, so viel geleistet haben, werde ich dann doch mal ganz klein und bescheiden.
«Hallo Himmelsgeschöpf», fügt sie dann plötzlich noch hinzu und blickt mir über die Schulter.
Ich drehe mich um und entdecke endlich Flo. Auf dem Wagendach. Sie hat in schwierigen Situationen immer noch ganz klar die Tendenz nach oben. Silvester mussten wir sie vom Hausdach klauben, weil ihr die Böller solche Angst gemacht haben.
«Komm da runter!», sage ich energisch. «Du machst Beulen auf meinem Autodach!»
«So viele Hexen»,
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