Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
Vampir, der auf meiner Terrasse liegt, ist tot. Um das glasklar zu erkennen, reicht mir sogar das fahle Morgenlicht aus.
Diese spezielle Gattung stirbt ja nicht so einfach, aber diesem hier fehlt der Kopf. Was dann vermutlich ein eindeutiges Zeichen für sein Ableben darstellt. Allerdings versprüht er selbst so kopflos noch die kalte Aura der schäbigen Blutsauger, und so schlüpfe ich rückwärts wieder ins Haus und ziehe die Tür hinter mir ins Schloss. Vorsorglich murmele ich ein paar Schutzzauber und laufe schnurstracks zu Vincent ins Schlafzimmer.
«Auf der Terrasse liegt ein toter Vampir!», schnauze ich ihn an, als ob er was dafürkönnte. Als er nicht sofort reagiert, ruckel ich an seinen Schultern und er schlägt endlich die Augen auf.
«Toter Vampir auf Terrasse!», wiederhole ich das Ganze noch einmal in Kurzform.
«Ieh», murmelt er, ist aber im selben Moment schon auf den Beinen und verschwindet sehr nackt in Richtung Terrassentür. Ich höre sie zweimal klappen, dann ist er wieder bei mir.
«Tot», stellt er sachlich fest und streckt mir seine Hand entgegen. «Gib mir mal dein Handy. Ich rufe unseren Vampir an, der ist im Umgang mit kopflosen Blutsaugern vielleicht versierter.»
«Mein Handy ist weg», sage ich empört. «Ich muss die Hexen anrufen und habe es die ganze Zeit gesucht. Gerade wollte ich im Auto schauen, da habe ich ihn gefunden.»
Vincent schnauft, dreht sich erneut um, verschwindet, kommt wieder und hält mein Handy in der Hand. Er wählt bereits Nicolas’ Nummer und murmelt dabei leise: «Ob du die Richtige bist, um für Ordnung zu sorgen …»
«Wo war es?», flüstere ich und kneife ihn in die Taille. Blöde Bemerkungen müssen sofort geahndet werden. Es reicht, wenn ich mir über meine chaotischen Anteile in Verbindung mit meiner neuen Aufgabe Gedanken mache. Ich möchte das nicht laut ausgesprochen hören.
«Es lag auf dem Schreibtisch», murmelt er und sagt im nächsten Augenblick etwas lauter: «Warum brauchst du so lange, um ans Telefon zu gehen?»
Schreibtisch? Da habe ich es nicht hingelegt. Ich schwöre.
«Aha», Vincents linker Mundwinkel zuckt leicht, da Nicolas ihm offensichtlich sehr ausführlich erklärt, warum er nicht schneller ans Telefon gehen konnte. Magische Wesen sind ja nun mal sowieso sehr nachtaktiv. Aber bei dem Wortschwall am anderen Ende scheint Nicolas einer sehr ausschweifenden nächtlichen Aktivität gefrönt zu haben.
«Äh. Okay, dann hör auf damit und komm her. Hier liegt ein toter Vampir herum.»
Augenblicklich drückt er mir mein Handy in die Hand und schickt sich an, sich ordnungsgemäß anzukleiden. Er und Nicolas sind manchmal etwas kommunikationsreduziert im Umgang miteinander.
« Das wollte ich jetzt nicht so genau wissen», murmelt er, während er geschickt in seine Jeans schlüpft.
«Er hat dich aber jetzt nicht in Kenntnis gesetzt, dass er und Florentine … oha!», sage ich und schüttle kurz den Kopf, um die sofort entstandenen Bilder vor meinem inneren Auge zu vertreiben.
«Hat er. Ruf die Hexen an, ich gucke mir den kopflosen Blutsauger in der Zwischenzeit etwas genauer an», und mit diesen Worten verschwindet er.
Ich suche Henriettes Nummer aus meinem Telefonbuch heraus, aber sie geht auch nach dem einundzwanzigsten Mal Klingeln nicht ran. Dann wähle ich mich ungeduldig durch sämtliche anderen Nummern, aber entweder gehen die Hexen nicht ran oder ich lande gleich auf der Mailbox. Schlussendlich ist nur noch meine Mutter übrig, die ich seit ihrer Offenbarung über meinen genetischen Vater weder gehört noch gesehen habe. Aber persönliche Schicksale spielen in diesem Moment nur eine sehr untergeordnete Rolle, also drücke ich nach einem tiefen Atemzug auf den kleinen grünen Hörer.
«Was?», fragt meine Mutter nach dem ersten Klingeln barsch in mein Ohr.
«Ich weiß, was das Störfeld ist», antworte ich ebenso barsch.
«Hä?»
«Mama, das Störfeld ist der Urvampir, DER Vater aller Vampire, und er ist brandgefährlich. Ein paar Idioten wollen ihn wieder auferwecken, er ist nämlich nicht tot, sondern nur komatös», fasse ich alle Fakten recht unchronologisch zusammen.
«Und woher weißt du das?», raunt sie.
«Vincent hat es mir erzählt. Es ist alles sehr kompliziert.»
«Urvampir? Und woher weiß er das? Und warum erzählt er uns das nicht ein wenig früher, bestenfalls bevor Henriette eine Tüte geraucht hat?»
Oh Mann. Sag ich doch. Wenn nichts mehr hilft, greifen Hexen auch mal zu Drogen. Das ist
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