Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
wecken. Immerhin müssen wir gleich die Welt retten», murmele ich, bleibe aber unbewegt sitzen.
Das Stillleben, das wir hier so bestaunen, besteht aus Pax, Maria und Prinz Valium. Maria ist nackt und hat sich zusammengerollt dicht an Pax geschmiegt, der nicht nackt ist – Göttin sei Dank trägt er zumindest ein Hose. Seine schweren und durchgehend tätowierten Oberarme halten sie fest und liebevoll umschlungen und auf seiner Schulter, sozusagen als magische Cocktailkirsche, hat Prinz Valium sich zusammengerollt. Der Mann scheint immer jemanden zu finden, der mit ihm kuschelt.
Vincent neben mir atmet einmal tief durch und sein Gesicht nähert sich dem meinen. Offensichtlich beabsichtigt er mich zu küssen. Ich presse die Lippen fest aufeinander und versuche trotzdem mich zu artikulieren. Klingt sehr dämlich. «Hmm nnnnn gpschhhh!»
Soll heißen: Ich habe doch meine Zähne noch nicht geputzt!
«Eli, ungeputzte Zähne sind mir so was von egal.»
In seinen tiefbraunen Augen blitzen kleine goldene Sternchen auf. Die sind in Niedersachsen sonst nicht da. Ich presse weiterhin die Lippen aufeinander und sehe ihn an. Er ist mir plötzlich so fremd. Er sieht aus wie Vincent, aber ich habe das Gefühl, dass alle seine internen Abläufe hier anders funktionieren. Dass der Dschungel einen Teil seiner Instinkte, die bei uns zu Hause gut versteckt hinter seiner zivilisierten Fassade sind, ziemlich grob ans Tageslicht zerrt. Das in Kombination mit seinem Schmerz und der Sorge, was uns bevorsteht, lässt einen sonderbaren Emotions-Cocktail in ihm brodeln, der es in sich hat.
Er senkt in einer blitzschnellen Bewegung seinen Kopf und reibt seine Stirn an meiner, dann steht er auf und läuft barfuß an dem Stillleben mit Cocktail-Kirsche vorbei, nicht ohne einmal düster «Aufstehen!» zu zischen.
Während Maria nur ein leises Schnurren von sich gibt und sich rekelnd noch dichter an Pax drückt, wacht der auf wie eine Leuchtstoffröhre.
Zack, wach!
Seine nordseegrauen Augen kleben sofort an meinem Gesicht und die Entspannung des Schlafes weicht blitzartig aus seinem großen Körper. Etwas irritiert von so viel Aktion direkt nach dem Aufwachen kann ich gar nicht weggucken. Ich blinzle noch nicht einmal, sondern starre nur düster zurück. Naja, ich bin ja auch immer noch der nukleare Winter, insofern wäre jede andere Mimik auch unangebracht. Pax schenkt mir ein sonderbares Lächeln und kommt auf die Beine, nicht ohne erst Prinz Valium und dann Maria äußerst sanft umzubetten.
«Na, Hauptsache der Vati ist mopsfidel.»
Verdammt, ich wollte nichts sagen. Ich bin doch der nukleare Winter. Pax scheint für den Bruchteil einer Sekunde unsicher auf den Beinen zu sein. Er greift sogar hinter sich, um sich am Felsen auszubalancieren und ich denke: Ach du scheiße! Das fehlte uns jetzt noch, dass der Vati eben nicht mopsfidel ist und gemeinsam mit mir den Obervampir wieder ins Bett schicken kann.
«Alles klar bei dir?», frage ich nüchtern.
Pax steht wieder sicher. Er hebt eine Augenbraue und betrachtet mich jetzt deutlich kühler. Eine Antwort bekomme ich nicht. Stattdessen dreht er sich um und verschwindet.
«Toll! Danke! Gut, dass wir darüber gesprochen haben!», rufe ich ihm hinterher.
«Guten Morgen, Elionore.» Maria. Und sie spricht mit mir. Welch unfassbare Tatsache.
«Morgen», gebe ich knapp zurück. Von gut kann ja nun wirklich keine Rede sein. Ich weiß ja noch nicht einmal wie spät es ist. Und Sie ahnen es vielleicht schon … dann verschwindet auch sie in den Büschen. Ich bleibe zurück, während Prinz Valium weiterschnarcht, und lasse mich rücklings wieder auf die Alpen fallen.
Ich brauche dringend einen Kaffee. Jetzt. Ich wühle mich durch meinen Rucksack und finde die kleine Dose mit dem Instantkaffee. Leider finde ich meinen Campingkocher nicht. Ich kämpfe mich bis zum Grund durch, treffe auf vergessene Haargummis, aber KEINEN Campingkocher. Gerade als ich mir das wirre Haupthaar raufen will, fällt es mir siedend heiß ein. Der steht immer noch auf meinem Küchentisch, weil Maria mich mit ihrer unsinnigen Anfrage nach Müsliriegeln aus dem Konzept gebracht hat.
Oh Göttin, ich muss die Welt retten, ohne vorher Kaffee getrunken zu haben!? Schockschwerenot! Ich sage doch: Schlechte Vorbereitung rächt sich IMMER!
Aber hilft ja nun nix. In kaltem Wasser lösen sich die kleinen, dunklen Brocken, die entfernt an Babyhasen-Köttel erinnern, nicht auf. Ich brauche das Koffein, was da drin ist. Jetzt.
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