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Eine Idee des Doctor Ox

Eine Idee des Doctor Ox

Titel: Eine Idee des Doctor Ox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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machen, daß es zu einem Kriege an Gewehren, Kanonen und Generalen
     mangele; als Antwort wurde ihm jedoch nur dieVersicherung, daß man in diesem Falle auch Feldherren und Gewehre improvisiren könne, und daß schon die Begeisterung für
     die gute Sache und der Patriotismus ein Volk unwiderstehlich mache.
    Hierauf nahm der Bürgermeister selbst das Wort; er hielt eine Rede aus dem Stegreif, saß zu Gericht über feigherzige Leute,
     die ihre Furcht unter dem Schleier der Vorsicht zu verbergen strebten, und zerriß diesen Schleier mit kühner, patriotischer
     Hand.
    Es hätte Niemanden Wunder nehmen können, wenn der Saal in diesem Augenblicke unter dem donnernden Beifallslärm eingestürzt
     wäre.
    Man verlangte stürmisch nach Abstimmung, und da diese durch Acclamation erzielt werden sollte, verdoppelte sich das Geschrei:
    »Nach Virgamen! Nach Virgamen!«
    Der Bürgermeister verpflichtete sich nun, die Armee zusammenzubringen, und verhieß demjenigen seiner Feldherren, der als Sieger
     heimkehren würde, die Ehren eines Triumphs, wie er zur Zeit der Römer üblich war.
    Der Apotheker Josse Liefrink wollte, obgleich seine Ansicht zurückgeschlagen war, doch nicht gern diesen Schein auf sich haften
     lassen und suchte sich noch durch eine Bemerkung Geltung zu verschaffen. Er hob hervor, daß den siegreichen römischen Feldherren
     nur dann ein Triumph bewilligt worden wäre, wenn sie dem Feinde fünftausend Mann getödtet hatten ...
    »Sehr gut! Sehr gut! Einverstanden! schrieen die Anwesenden wie von Sinnen.
    – Da sich aber die Bevölkerung der Gemeinde Virgamen nur auf 3575 Seelen beläuft, nahm der Apotheker wieder das Wort, so würde
     das seineSchwierigkeiten haben, wir müßten denn ein und dieselbe Person mehrmals tödten ...«
    Aber der unglückliche Logiker konnte nicht ausreden, denn man hatte ihn bereits von mehreren Seiten gepackt, und er wurde
     halb zerstoßen und zerquetscht zur Thür hinausgeworfen.
    »Bürger, hub jetzt der Krämer und Detaillist Pulmacher an, mag der feigherzige Pharmaceut sagen, was ihm beliebt, ich aber
     für meine Person mache mich anheischig, fünftausend Virgamener zu tödten, wenn Ihr meine Dienste annehmen wollt.
    – Fünftausend fünfhundert! schrie ein noch resoluterer Patriot.
    – Wollte ich sagen, sechstausend sechshundert! verbesserte sich der Krämer.
    – Siebentausend! rief der Conditor Johann Orbideck aus der Hemling-Straße, der auf bestem Wege war, sein Glück in Schlagsahne
     zu machen.
    – Zugesprochen!« schrie der Bürgermeister van Tricasse, als er bemerkte, daß ein Moment des Schweigens eintrat und Niemand
     mehr zu bieten wagte.
    Und der Conditor Johann Orbideck war hiermit zum Oberfeldherrn der Truppen von Quiquendone ernannt.

Zwölftes Capitel,
in dem der Famulus Ygen eine vernünftige Meinung äußert, die aber von Doctor Ox energisch zurückgewiesen wird.
    »Nun, Meister? begann andern Morgens Famulus Ygen, als er in den Trog seiner ungeheuren Säulen einen Eimer Schwefelsäure nach
     dem andern goß.
    – Nun, habe ich nicht Recht gehabt? erwiderte Doctor Ox; die physische Entwickelung, die Moralität, die Würde, die Talente,
     der politische Sinn einer Nation hängen einzig und allein von den Molekülen ab ...
    – Das wohl, aber ...
    – Aber? ...
    – Meinen Sie nicht auch, daß wir jetzt die Sache weit genug getrieben haben, und daß den armen Teufeln jetzt Ruhe zu gönnen
     wäre?
    – Nein! nein! rief der Doctor, o nein, gewiß nicht! ich werde meinen Plan bis zum Ziel verfolgen.
    – Wie Sie wollen, Meister, aber der Versuch ist doch jetzt vollständig durchgeführt, und ich denke wirklich, es wäre Zeit
     ...
    – Wozu?
    – Nun, den Hahn zu schließen.
    – Was ficht Sie an? rief Doctor Ox. Noch ein Mal eine solche Bemerkung, und ich erwürge Sie!«

Dreizehntes Capitel,
in dem noch ein Mal bewiesen wird, daß man, von einem erhabenen Standpunkt aus, alle Erbärmlichkeiten des menschlichen Lebens
     beherrscht.
    »Sie meinen also? fragte der Bürgermeister van Tricasse den Rath Niklausse.
    – Ich meine, daß der Krieg unvermeidlich ist, lautete die in festem Ton gesprochene Antwort, und daß die Stunde geschlagen
     hat, wo unsere Beschimpfung gerächt werden soll.
    – Nun! ich kann Ihnen nur wiederholen, versetzte der Bürgermeister in scharfem Ton, daß die Bevölkerung von Quiquendone ihres
     Namens unwerth sein würde, wollte sie diese Gelegenheit, ihr Recht in Anspruch zu nehmen, unbenutzt vorübergehen lassen.
    – Und ich

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