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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sagte ihr Vater.
    Daphne gab dem Globus einen Schubs. Er rollte ein kleines Stück, und die Kontinente tanzten. Aber nun stand die Welt kopf. »Die Erde ist ein Planet, Papa. Oben oder unten – das hängt ganz davon ab, von wo man es betrachtet. Ich glaube, die Menschen hier hätten nichts dagegen, wenn für alle großen Museen Kopien angefertigt werden. Aber nehmt ihnen diesen Ort nicht weg. Er gehört ihnen.«
    »Ich glaube, die meisten Menschen werden sagen, dass er der ganzen Welt gehört.«
    »Und dabei werden sie wie Diebe denken. Wir haben überhaupt kein Recht darauf. Aber wenn wir uns nicht wie dumme Rüpel verhalten, werden sie bestimmt großzügig sein.«
    »Großzügig«, sagte ihr Vater und schob das Wort in seinem Mund hin und her, als wäre es ein seltsam schmeckender Keks.
    Daphne kniff die Augenlider zusammen. »Du willst doch wohl nicht etwa andeuten, dass Großzügigkeit etwas ist, das man nur am anderen Ende der Welt findet, oder, Papa?« »Nein, du hast ja recht. Natürlich werde ich tun, was ich kann. Mir ist klar, dass dieser Ort von großer Bedeutung ist.«
    Sie küsste ihn.
    Als er erneut sprach, klang er nervös und schien nicht genau zu wissen, wie er sich ausdrücken sollte. »Also ist es dir hier… auch gut ergangen? Hast du ordentlich gegessen? Eine sinnvolle Beschäftigung gefunden… ähm… abgesehen von dem Absägen von Beinen?«
    »Es war nur ein einziges Bein, wirklich. Ach so, und noch ein Fuß. Ich war Geburtshelferin bei zwei Babys aber um ehrlich zu sein, habe ich beim ersten Mal eigentlich nur zugesehen und ein Lied gesungen. Und ich habe von Mrs. Glucker viel über Medizin gelernt, als Gegenleistung, wenn ich ihr Fleisch für sie vorgekaut habe…«
    »Du hast… ihr Fleisch… für sie… vorgekaut…«, wiederholte ihr Vater wie unter Hypnose.
    »Weil sie keine Zähne mehr hat, verstehst du?«
    »Ach ja, natürlich.« Seine Exzellenz trat unbehaglich von einem Bein auf das andere. »Und hast du noch weitere… Abenteuer erlebt?«
    »Lass mich nachdenken… ich wurde vor dem Ertrinken gerettet, von Mau, der hier jetzt der Häuptling ist… ach ja, und ich bin einem Kannibalenhäuptling begegnet, der genauso aussieht wie der Premierminister!«
    »Tatsächlich?«, sagte ihr Vater. »Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, ist es gar nicht so schwer, sich das vorzustellen.
    Und… äh… war jemand… hat irgendjemand… versucht… garstig zu dir… zu sein?«
    Er sagte es so vorsichtig, dass sie fast gelacht hätte. Väter!
    Aber von den kichernden Dienstmädchen und dem Küchentratsch konnte sie ihm nichts erzählen, ganz zu schweigen von Cahles Witzen. Sie hatte sehr viel Zeit im Frauenhain verbracht.
    Er konnte wohl kaum erwarten, dass sie mit geschlossenen Augen und Fingern in den Ohren herumlief!
    »Nur der Mörder. Er hatte zur Besatzung der Judy gehört, wie ich zu meinem Bedauern sagen muss. Er hat jemanden erschossen, und dann hat er eine Pistole auf mich gerichtet.«
    »Gütiger Himmel!«
    »Also habe ich ihn vergiftet. Das heißt, gewissermaßen. Aber die Nation hat geurteilt, dass es so etwas war wie.,. Wie nennt man es, wenn ein Henker jemanden aufhängt?«
    »Äh… eine richterlich angeordnete Exekution?«, sagte Seine Exzellenz und musste sich alle Mühe geben, um den Anschluss nicht zu verlieren.
    »Genau. Und einem anderen Mann habe ich mit einer Lehmschale die Nase gebrochen, weil er gedroht hat, mich zu erschießen.«
    »Wirklich? Na, in diesem Fall hätte es wohl zu lange gedauert, ihn zu vergiften«, sagte Seine Exzellenz in dem Bemühen, das Beste daraus zu machen. Im Lampenschein sah sein Gesicht schauderhaft aus, als würde es aus Wachs bestehen und jeden Moment schmelzen.
    »Während ich so darüber spreche, kommt es mir in der Tat ein wenig… ähm…« Sie verlor den Faden. »Ereignisreich vor?«, half ihr Vater aus.
    Und dann erzählte sie ihm auch noch alles andere – wie der Mond auf die Lagune schien, und wie hell die Sterne hier leuchteten, von der Meuterei, dem bedauernswerten Captain Roberts, dem Papagei, den roten Krabben, den Pantalonvögeln und dem Kraken, der auf Bäume kletterte, und vom Ersten Offizier Cox, während die Götter auf sie herabschauten. Sie schleppte ihn entlang der über hundert weißen Steintafeln an den Wänden und redete ununterbrochen.
    »Sieh nur, das ist eine Giraffe. Sie wussten von Afrika!
    Da drüben ist sogar ein Elefant, aber es könnte auch ein indischer sein. Das hier ist eindeutig ein Löwe. In einem

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