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Eine Japanerin in Florenz

Eine Japanerin in Florenz

Titel: Eine Japanerin in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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sorgfältig auf den Knien und wartete, starrte den Lehrling nicht an, sondern ließ die Augen durch die Werkstatt wandern. Da war ein Schaufenster, fast gänzlich verdeckt von einem Leinenvorhang an einer Messingstange. Er konnte eine Ecke davon einsehen und von dort aus weiter hinaus auf den kleinen Platz blicken. Ein paar Leute, insbesondere Stammkundschaft, für die Peruzzi seit Jahren Schuhe anfertigte, kamen lieber hierher, statt in das schicke Geschäft in der Borgo San Jacopo zu gehen. Dort wurden Gelegenheitskunden und Touristen von einer geduldigen Frau bedient, in sicherem Abstand zu Peruzzi, dessen stechender Blick und lärmende Florentiner Stimme jeden Kunden so rasch verscheucht hätten wie ein Fuchs die Hühner. Der junge Mann sagte noch immer keinen Ton. Und doch lag überhaupt keine Spannung in der Luft. Nur Stille. Wie die Stille in einer leeren Kirche. Wie kam das? Es roch durchdringend nach neuem Leder in der Werkstatt, daran konnte es also nicht liegen. Vielleicht das Licht? Ein dünner Sonnenstrahl neben dem Leinenvorhang, darüber hinaus bildete nur noch die Lampe auf der Werkbank einen winzigen Lichtpunkt in dem ansonsten düsteren Raum. Die andere Lampe war ausgeschaltet. Am Licht lag es auch nicht, dann vielleicht an dieser Bank. Die lange, breite Bank, auf der er saß, konnte sehr wohl aus einer Kirche stammen. Diese glatte Oberfläche entstand sowohl durch jahrhundertelanges Sitzen als auch regelmäßiges Polieren. Die Armlehnen waren geschnitzt.
    Noch immer kein einziges Wort von dem Lehrling. So etwas hatte er noch nie zuvor erlebt. Wie sollte er darauf reagieren? Sollte er seine Fragen wiederholen? Können Sie mir irgend etwas über diesen Schuh sagen? Das wäre lächerlich. Er beschloß, den jungen Mann genauer zu betrachten, sein Verhalten einzuschätzen.
    Der benahm sich wie ein freundlich serviler Angestellter, stand einfach ganz still da, spindeldürr, was die lange Baumwollschürze, die ihm bis hinab zu den Knöcheln reichte, nur noch betonte. Die Hände hielt er gefaltet vor sich, den Kopf leicht geneigt, den Blick gesenkt. Verwundert ließ der Maresciallo seinen Blick wieder wandern und entdeckte durch das Fenster Lapo, der hinter seiner Hecke mit zwei Tellern, die er hoch in der Luft balancierte, ins Lokal zurückkehrte.
    Er erhob sich und schob den Schuh zurück in die Tüte. »Ich komme morgen wieder und werde Peruzzi darüber befragen.«
    Der junge Mann lächelte und neigte den Kopf noch ein wenig mehr. »Vielen Dank und auf Wiedersehen.«
    Der Maresciallo setzte Kappe und Sonnenbrille wieder auf und ging nach draußen. Der Fahrer kurbelte das Fenster herunter.
    »Nein, nein, bitte bringen Sie den Wagen zurück. Ich muß mich hier noch mit ein paar Leuten unterhalten, und dann werde ich zurücklaufen. Das sind doch nur ein paar Minuten. Aber würden Sie mir bitte einen Gefallen tun und meiner Frau Bescheid sagen, daß es heute später wird?«
    Das Auto bewegte sich langsam durch die enge, mit Fußgängern vollgestopfte Gasse.
    »Lapo!«
    »Oh, Maresciallo! Kommen Sie doch rüber, und setzen Sie sich. Na, machen Sie schon. Heute können Sie nicht nein sagen. Sandra hat das beste Polio alla cacciatora gemacht, das ich je gekostet habe. Setzen Sie sich hierher, dann können wir uns ein wenig unterhalten.«
    »Aber Sie haben alle Hände voll zu tun!«
    »Ach, machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Sonia! Komm raus, und sag dem Maresciallo guten Tag!«
    Lapos Tochter Sonia war ausgesprochen dick und sah älter aus als sechzehn Jahre. Aber sie war hübsch, ihre Haut rosig zart. Sie schüttelte ihm die Hand.
    »Kannst du hier übernehmen, Sonia? Dann kann ich mit dem Maresciallo ein kleines Schwätzchen halten. Und bring Santini noch ein wenig Brot zum Huhn.«
    »Hier bei mir gibt es keinen Tisch Nummer zwei oder Nummer vier. Ich kenne meine Gäste, und sie alle haben ihren festen Platz und ihre feste Zeit«, erklärte er mit einem finsteren Blick über die Hecke hinüber zu seinem Rivalen. »Was halten Sie von meiner Tochter? Ist sie nicht ein Schatz? Heutzutage gibt es nicht mehr viele wie sie. Wir haben wirklich Glück.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Sie wollen alle zur Uni, ob sie genügend Grips dafür haben oder nicht. Und keine will richtig arbeiten oder sich gar die Hände schmutzig machen.
    Wo wird das alles nur enden? Trinken Sie ein Gläschen Roten mit mir?«
    »Nein, nein, nicht auf leerem Magen.«
    »Da haben Sie recht. Ich esse immer, bevor wir öffnen.« Lapo hielt

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