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Eine Japanerin in Florenz

Eine Japanerin in Florenz

Titel: Eine Japanerin in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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hinten in der Werkstatt dort, nicht wahr?«
    Lapo zuckte mit den Schultern, hob die Augenbraue und sagte kein Wort.
    »In Ordnung. Kommen Sie doch bitte nachher noch mal zu mir. Ich muß Sie noch etwas anderes fragen.«
    Während er wartete, tunkte er mit einem Stück Brot den letzten Rest Soße vom Teller auf. Er sollte wirklich einmal mit Teresa und den Jungen herkommen. Giovanni hatte doch bald Geburtstag …
    »Da bin ich wieder, Maresciallo. Was wollen Sie wissen? Sie werden Issino doch keinen Ärger machen, oder?«
    »Weil er dort wohnt? Aber nein. Wenn überhaupt, dann würde Peruzzi Ärger bekommen.«
    »Sie wissen doch, daß er sich nicht aufregen darf, bei seinem –«
    »Ich weiß, ich weiß. Machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Ich würde gerne noch mehr über diesen anderen Lehrling wissen, den, der jetzt nicht mehr da ist. Wissen Sie zufällig, ob Issino eine Freundin hat?«
    »Issino? Nein. Er war häufig mit Akiko zusammen – sie waren ein Herz und eine Seele – aber eine Freundin habe ich nie gesehen.«
    »Und dieser Akiko? Hatte der eine Freundin?«
    »Akiko? Sie kennen Akiko nicht? Haben Sie sie tatsächlich nie getroffen? Das hübscheste japanische Mädchen, das ich je gesehen habe, ein richtiges Püppchen. Blitzgescheit dabei und hart im Nehmen. Ich kann es gar nicht glauben, daß er sie Ihnen nie vorgestellt hat. War bestimmt eifersüchtig und wollte sie für sich allein.« Lapo zwinkerte dem Maresciallo vielsagend zu. »Solch einen Lehrling hätte ich auch gerne gehabt. Peruzzi hat immer gesagt –«
    Der Maresciallo unterbrach ihn. »Ich warte, bis Sie hier fertig sind. Ich muß dringend mit Ihnen reden. Aber behalten Sie das bitte für sich.«
    »Was ist denn los? Ich hoffe, ich habe Sie nicht beleidigt. Das mit Peruzzis Eifersucht war nur ein Scherz, nicht ernst gemeint. Irgend etwas stimmt doch nicht, oder? Sie werden mir hoffentlich nicht erzählen wollen, daß Akiko etwas zugestoßen ist.«
    »Ich kann dazu noch nichts Bestimmtes sagen.«
    »Bin gleich wieder da.« Lapo räumte den Teller des Maresciallo ab und kümmerte sich um die anderen Gäste. Der Maresciallo holte sein Handy aus der Tasche und wählte Forlis Nummer. Bestimmt saß der in der Mittagspause mit seinen Kollegen auf der Terrasse des Restaurants hinter dem Krankenhaus. Er hatte keine Hemmungen, ihn dabei zu stören.
    »Wie bitte? … Ah! Sie haben etwas herausgefunden …. Ja, natürlich, Japaner werden der mongolischen Rasse zugerechnet. In ein bis zwei Tagen werde ich das Ergebnis aus London bekommen – in Anbetracht des Zustandes der Leiche werden Sie mit Sicherheit Probleme bei der Identifizierung bekommen. Deshalb werden wir auf die Resultate aus London zurückgreifen müssen, selbst wenn Sie schon einen Namen wissen. Halten Sie mich bitte weiter auf dem laufenden.«
    Der Maresciallo wartete auf Lapo, drängte das Klappern des Geschirrs und die lauten Stimmen in den Hintergrund, während er die Teile eines Puzzles in seinem Kopf zusammenzusetzen ver suchte. Zwei junge Menschen von der anderen Seite der Welt, beseelt von dem Wunsch, ein Handwerk zu erlernen. Ein magerer junger Mann in einer langen Baumwollschürze, eine junge Frau, hübsch wie ein Püppchen. Und hart im Nehmen. Er verstand es noch nicht, aber er würde dahinterkommen. Sie war eine junge Japanerin von der anderen Erdhalbkugel, aber sie war in seinem Revier gestorben, in seinem Viertel. Er würde das Rätsel lösen.
    5
    Auf dem Rückweg zur Wache machte er einen Umweg durch dunkle Hintergäßchen, in denen kein Sonnenstrahl den Asphalt jemals wärmte, keine Straßenreinigung das Pflaster netzte. An den Wänden hingen Fetzen illegal geklebter Plakate, geparkte Mopeds versperrten den Weg, Getränkedosen rollten scheppernd davon und blieben schließlich in einer Vertiefung des Pflasters liegen. Er hatte früh gegessen, zusammen mit den Handwerkern und Arbeitern. Es war noch immer ruhig. Die Scherengitter der Eckläden waren noch immer unten, und durch die halb geschlossenen Blendläden drangen die Erkennungsmelodie der Halb-zwei-Nachrichten, das helle Klappern von Besteck und vereinzelte Gesprächsfetzen. Er konnte ein bißchen Bewegung gut gebrauchen, um den Vin Santo und die Cantucini zu verdauen, die Lapo ihm noch aufgedrängt hatte. Und natürlich mußte er über das Gehörte ein wenig nachdenken, sofern man es wirklich nachdenken nennen konnte. Eigentlich war es mehr ein Vergegenwärtigen von Bildern. Ein hübsches, japanisches Mädchen …
    Ein

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