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Eine Japanerin in Florenz

Eine Japanerin in Florenz

Titel: Eine Japanerin in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Wand in der Küche hinter dem Herd auch fliesen.«
    Lorenzini ließ dem Maresciallo den Vortritt in das helle, neue Bad. Er ging hoch wie eine Rakete.
     
    »Rosa?« Capitano Maestrangelo war nun ganz und gar nicht der Typ, der schnell außer sich geriet, aber der Maresciallo konnte sich dessen Gesicht am anderen Ende der Leitung recht gut vorstellen. »Rosa?«
    »Ja.«
    »Und Sie wollen mir allen Ernstes erzählen, daß niemand das bemerkt hat?«
    »Sie haben die Toilette hier unten benutzt, und die Arbeiter mußten zuerst den Boden fliesen, bevor sie die Wände machen konnten.«
    »Verdammt noch mal. Sie haben mir doch selbst erzählt, daß Ihre Leute sich das Wasser in Eimern von dort geholt haben.«
    »Das haben sie aus der Küche geholt. Weil es einfacher war.«
    »Aber Sie haben doch gesagt, daß die Fliesen in der Küche auch rosa sind!«
    »Nur eine Wand. Die haben sie heute morgen als letztes gemacht.«
    »Und wie haben die Ihnen das erklärt?«
    »Gar nicht. Einzig und allein eine Frage des Budgets. Niemand hat die Details wirklich festgelegt, nur, daß sie die billigsten Fliesen nehmen sollten, die zu haben waren. Das war ein Sonderposten, zweite Wahl.«
    »Soll das etwa heißen, daß sie auch noch Mängel haben?«
    »Nein, nichts, was mit bloßem Auge zu erkennen wäre.«
    »Sie können erkennen, daß sie rosa sind! Wie rosa? Blaßrosa?«
    »Nein.«
    »O mein Gott! Ich werde das dem General berichten müssen.«
    »Ja.«
    »Das ist unmöglich, ganz und gar unmöglich.«
    »Ja.«
    Kirchenglocken läuteten. Die warmen Lorbeerhecken durchsetzten die Morgenluft, die durch das offene Fenster drang, mit ihrem Duft. Wenn er ein Problem hatte, beschäftigte sich der Maresciallo am liebsten sonntagsmorgens damit. Die kleinen, blechern klingenden Glocken kündeten von ruhigen Straßen. Nur die Café-Bars hatten geöffnet, boten frischen Kuchen an, glasierten Apfelkuchen, der in hübsches Papier verpackt und mit einem Goldband umwickelt nach der Sonntagsmesse zum Mittagessen bei den Großeltern mitgenommen wurde. Die alles übertönenden Glocken des Doms kündeten von Kirchgängern, von Einheimischen in Sonntagskleidung und von Touristen, an deren nackten, sonnenverbrannten Schultern Kameras baumelten. Es roch nach Weihrauch, Sonnencreme, Bienenwachs, Würstchen, Parfüm und Pizza. Die Gesetzesbrecher schliefen noch den Schlaf des Gerechten, und der Schreibtisch des Maresciallo war so rein und unberührt wie sein Gewissen.
    Wie hieß sie noch? Er mußte im Notizbuch nachsehen. Akiko. Lapo hatte den Nachnamen nicht gewußt. Er arbeitete sich durch seine Notizen. Hübsch wie ein japanisches Püppchen, clever, hart im Nehmen. Hat ihre Familie aufgegeben, finanzielle Sicherheit, wahrscheinlich auch ihre Freunde in Japan. Ging ihren eigenen Weg. Ein ausgesprochener Dickkopf. Wollte mit den Händen arbeiten. Darum – er schloß das Notizbuch – war sie auf der linken Uferseite des Arno gelandet, mitten im Viertel der florentinischen Handwerker und Künstler, an einer kleinen, namenlosen Piazza. Lapo hatte ihm am Tag zuvor erzählt, daß eine der kleinen Seitenstraßen direkt an dieser Piazza früher einmal, so vor fünfhundert Jahren etwa, die sogenannte japanische Ecke gewesen war, aber niemand wußte so richtig, warum damals so viele Japaner hergekommen waren.
    Hin und wieder gönnte sie sich eine richtige Mahlzeit bei Lapo, aber meistens aß sie ein Sandwich, wenn es regnete in der Werkstatt, dann schwatzte sie mit Issino, oder sie nahm, wenn das Wetter es zuließ, das Sandwich mit und ging spazieren, um sich ein wenig Bewegung zu verschaffen. Was auch immer dem japanischen Mädchen zugestoßen war, in seinen Gedanken hatte der Maresciallo Issino von jeglichem Verdacht freigesprochen. Er war so ruhig gewesen, so korrekt, wirkte absolut unschuldig. Allerdings war es nicht in Ordnung, so zu denken, im Grunde purer Rassismus. So durfte er nicht arbeiten. Er mußte dieses Bauchgefühl ignorieren und Issinos Alibi ebenso überprüfen wie das von Peruzzi. Allerdings hielt er Peruzzi ebenfalls für völlig unschuldig. Sein Gefühl sagte ihm, daß Peruzzi höchstens ein aufbrausendes Temperament vorzuwerfen war oder daß er die Leute aus seinem Laden vertrieb, sich weigerte, ihnen Schuhe zu verkaufen, wenn er sie nicht mochte. Doch damit stand er wahrlich nicht allein da, zahlreiche Künstler und Handwerker in der Stadt reagierten ähnlich. Nicht ganz unverständlich, wenn man darüber nachdachte. Irgendwas an der Geschichte

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