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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Sorte. Eine mit wahrhaft gorgonischen Zügen. Religiöser Eifer strömte von ihr aus. Diesmal war das Opfertier ein festgenommener Ermittler; das schien ihr Vergnügen zu bereiten.
    »Ein Mann! Und was machen Sie hier?«, artikulierte sie sarkastisch.
    Ich hielt Constantia aus der Sache heraus. Sie schaute zu. Alle vier rangniederen Vestalinnen drängelten sich aufgeregt und eulenäugig hinter ihrer Anführerin. Constantia fiel durch den gelben Saum auf, der unter ihrer weißen, offenbar hastig über ihre Freizeitkleidung geworfenen Robe hervorlugte.
    »Ich wollte Terentia Paulla nur ein paar lebenswichtige Fragen stellen«, entschloss ich mich zu sagen. Niemand der Anwesenden sah wie Terentia aus. Sie hatte ihre Pflichten abgegeben und war berechtigt, Männer zu empfangen. Außerdem konnte sie wahrheitsgemäß sagen, dass ich sie nicht gefunden hatte. War ich damit vom Haken?
    Bei meiner Demütigung ebenfalls anwesend war ein voller Trupp Liktoren, zusammen mit ihrem anderen Preis: Camillus Aelianus. »Dieser Mann, der Sohn eines angesehenen Senators, hat jemanden auf verdächtige Weise herumlungern sehen, Herrin.«
    »Ist das der Bursche, den Sie bemerkt haben?«
    »Nein, nein. Das war ein großer, gut aussehender, blonder Mann.« Nicht schlecht, der Versuch.
    »Danke, dass Sie mich entlasten wollen, junger Herr, aber wenn Sie mich nicht als gut aussehend betrachten, lassen Sie sich von mir die Adresse eines kompetenten Augenarztes geben.«
    »Sie haben das Haus der Vesta entweiht.« Etwas an der langsamen, bedächtigen Sprechweise der Obervestalin erweckte meine Aufmerksamkeit.
    Vermutlich hätte ich nach meinem Besuch bei Constantia auf alles vorbereitet sein sollen. Die Obervestalin war ein vierzigjähriges, eisenhartes, prüdes, diktatorisches Bild moralischer Reinheit. Und noch etwas anderes. Jupiter! Sie hatte die hängenden Augenlider einer trübsinnigen Zecherin, die sehr tief in eine Amphore geschaut hat. Ihr Atem lieferte den deutlichen Beweis. Bei näherem Hinsehen konnte jeder merken, dass sie eine unsichere, besoffene, randvolle, benebelte, Korken abschleckende, alles bis zur Neige austrinkende Bacchantin war.
    Warum ein Blatt vor den Mund nehmen? Die Obervestalin war eine Säuferin.
     
    Bis die Gedanken dieser Frau den löchrigen Pfad vom Hirn zur Sprache überwanden, konnte ich mir verschiedene schwächliche Proteste über den offiziellen Charakter meiner Mission, die Unterstützung von höchster Seite und die Dringlichkeit, Gaia Laelia zu finden, ausdenken und ausprobieren. In dieser Rede stellte ich mich als wahrhaften Diener der Vestalinnen dar. Schließlich begab ich mich mit der alten, abgelutschten Ausrede, es sei doch gar nichts Schlimmes passiert, noch auf das unterste Niveau.
    Zweifellos die reinste Zeitverschwendung.
    Dann hatte Aelianus einen zündenden Gedanken.
    »Herrin …« Sein Ton war unterwürfig und respektvoll. Offenbar konnte er schauspielern. Das hätte ich ihm nie zugetraut; er war mir immer so missmutig und steif vorgekommen. »Ich bin nur ein Außenstehender, der zufällig in die Sache hineingestolpert ist …« Du übertreibst es, Aulus! »… aber der Mann scheint wirklich in offiziellem Auftrag zu handeln. Die Notwendigkeit, Informationen zu beschaffen, war dringend und verzweifelt. Seine Bemühungen um das kleine Kind sind vollkommen aufrichtig. Wenn er aus wohlmeinenden Motiven gehandelt hat, kann ich dann Fürbitte für ihn einlegen? Stimmt es nicht, dass eine Vestalin, die einem Verbrecher begegnet, nach uralter Tradition die Macht hat, sich für seine Begnadigung einzusetzen?«
    »Das stimmt, junger Mann.« Die Obervestalin betrachtete Aelianus unter ihren schweren Augenlidern heraus. »Allerdings unter einer Bedingung, sonst würden die Vestalinnen ständig von Verurteilten belästigt werden. Es muss erwiesen sein, dass die Begegnung des Verbrechers mit der Jungfrau ein völliger Zufall war.« Sie wandte sich an mich, triumphierend vor Bosheit. »In das Haus der Vestalinnen mit Leitern einzudringen, macht aus dieser Begegnung alles andere als einen Zufall. Schafft ihn ins Mamertinische Gefängnis – in die Todeszelle!«
    Guter Versuch von Aelianus, aber ich konnte auch ihre Ansicht verstehen. Mit viel Getue wuselten die Liktoren und ihre Schläger um mich herum und marschierten mit mir hinaus.
    »Was für eine schreckliche Frau!« Man sollte immer nett zu seinen Bewachern sein. Manchmal kriegt man dann eine bessere Zelle.
    Ihr persönlicher Liktor grinste

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