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Eine Katze hinter den Kulissen

Titel: Eine Katze hinter den Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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mit den
Katzen!«
    Ich griff mir meine Tasche und meinen Anorak und warf
die Tür hinter mir zu. Als ich die Treppen halb unten war, merkte
ich, daß ich meine Handschuhe vergessen hatte. Aber ich ging
nicht zurück.
    5
    Lucia wohnte in einem klotzigen alten Mietshaus in
der Fifty-seventh Street zwischen der Eighth und der Ninth Avenue. Es
war ein außergewöhnliches Haus, mit geräumigen
Wohnungen, blitzsauberer Lobby und Fluren, einwandfreiem Service und
Portiers in altertümlichen Uniformen. Mit anderen Worten, hier gab
es jeden erdenklichen Komfort. Und die Mietpreise waren fest. Wie
Millionen anderer hätte ich für eines dieser Apartments mit
Freuden einen Mord begangen.
    Die Wohnungstür stand offen, als ich eintraf. In
der Wohnung herrschte außergewöhnlich hektische
Betriebsamkeit. Uniformierte Polizisten und Beamte in Zivil liefen hin
und her. Lucia saß stocksteif und mit weit aufgerissenen Augen
stumm mitten in ihrem Wohnzimmer auf einem einfachen Holzstuhl.
    Ich ging schnell zu ihr hinüber.
    »Wer sind Sie?« Ein Mann stellte sich mir in den Weg.
    Er war rothaarig und hatte ein Engelsgesicht. Er trug einen bunten Pullover mit Rentiermuster und Knopfleiste.
    »Mein Name ist Alice Nestleton«,
erwiderte ich gelassen. »Ich bin eine Freundin von Lucia. Und wer
sind Sie?«
    »Detective Wilson. Sind Sie die Anwältin?« fragte er höflich.
    Ich schüttelte den Kopf. Dann kniete ich mich
neben Lucia, die immer noch kein Wort sagte. Ich schaute zu dem
Detective auf. »Warum tun Sie ihr das an?«
    In seinem Kopf schien jemand den offiziellen Schalter gedrückt zu haben. Er öffnete einen Knopf an seinem Pullover.
    »Sind Sie die Frau, die Miss Maury an dem bewußten Abend auf den Balkon gebracht hat?«
    »Ja.«
    Ich wiederholte die Frage, auf die er bisher nicht geantwortet hatte: Warum durchsuchte man Lucias Wohnung?
    »Wir haben Durchsuchungsbefehle für ihre
Wohnung und ihr Büro im Lincoln Center«, sagte er.
»Dafür gibt es drei Gründe. Erstens: Es ist uns bisher
nicht gelungen, Miss Maurys Alibi nachzuprüfen, das heißt,
wir wissen nicht, wo im Theater sie sich aufgehalten hat, bevor sie in
Ihre Loge kam. Zweitens: Sie war Sekunden nach der Tat am Tatort. Und
drittens: Sie hatte eine unglückliche Liebesaffäre mit dem
Verstorbenen.«
    Ich stand auf. Ich war plötzlich schrecklich
wütend auf diesen Mann. »Unglücklich, in der
Tat!« äffte ich ihn nach. »Das ist doch einfach
lächerlich, Detective.«
    Mit der Andeutung eines Lächelns entschuldigte
er sich und ging in eines der Schlafzimmer, die sehr dicke Wände
hatten.
    Während ich mich um die arme Lucia
kümmerte, die immer noch zu aufgewühlt war, um zu sprechen,
bemerkte ich unangebrachterweise abermals, wie toll diese Wohnung mit
ihren hohen Decken war. Sie bestand aus zwei großen
Schlafzimmern, zwei Badezimmern, einer riesigen Küche, einer
Eßecke, diesem wundervollen Wohnzimmer und einem Labyrinth von
Fluren.
    Die Geräusche aus den anderen Räumen
brachten meine Gedanken zurück zu Lucias mißlicher Lage. Ich
hörte gedämpfte Stimmen, das Rascheln von Papieren und wie
Schubladen aufgezogen und wieder geschlossen wurden. Mein Blick fiel
auf einen üppigen, frischen Nelkenstrauß, der in einer
Kristallvase auf dem niedrigen antiken Tischchen vor dem stoffbezogenen
Sofa stand. Ich fragte mich, ob die Polizei den auch schon
»durchsucht« hatte. Hatten sie die Blumen herausgezogen und
die Hand ins Wasser gesteckt? Der Gedanke war absurd und gleichzeitig
deprimierend.
    Dann ging ich zum Eßtisch hinüber, holte
mir einen Stuhl und ging damit ins Wohnzimmer. Ich stellte ihn neben
Lucia und setzte mich.
    Sie war immer noch in ihrem Morgenmantel aus
schokoladenbraunem Velours und trug dazu passende Pantoffeln. Die
kleinen Bommeln oben auf den Schuhen waren albern und auch rührend.
    »Kann ich irgendwas für dich tun, Lucia? Soll ich dir eine Tasse Tee machen?«
    Sie bewegte den Kopf langsam von einer Seite zur
anderen. Ihr muskulöser Tänzerinnenhals wurde starr. Mir war
klar, daß sie gleich in Tränen ausbrechen würde.
    »Weißt du was, Alice?« sagte sie leise, als die Tränen ihr aus die Augen zu rinnen begannen.
    »Was denn, Liebes?«
    »Ich wünschte, Splat wäre hier. Er fehlt mir so sehr.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Er
war ein wunderbarer Kater.« Ich wollte sie nicht nur aufmuntern.
Ich großer, zutraulicher Maine-Coon-Kater war in der Tat ein
phantastisches Tier gewesen. Sein schönes Fell hatte die Farbe
blauen Rauchs gehabt -

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