Eine Katze hinter den Kulissen
Platz für Rothwax zu machen.
»Nein, vielen Dank«, lehnte Rothwax ab. »Ich setze mich an die Bar. Ich muß gleich wieder los.«
Er verabschiedete sich und sagte, wie sehr er sich
gefreut hätte, uns zu treffen. Dann ging er an die Bar und setzte
sich so hin, daß wir seinen Rücken gut sehen konnten. Die
Bedrohung war da, wie geplant.
Die Kellnerin tauchte wieder auf. Frank Brodsky
bestellte ein Omelette, Tony einen kleinen Cäsar-Salat und Basil
ein Truthahnsandwich. Ich hatte keinen Hunger.
Als die Kellnerin gegangen war, holte Mr. Brodsky ein
Foto heraus und legte es offen mitten auf den Tisch. Basil, der neben
dem Anwalt und mir gegenüber saß, warf nicht einmal einen
Blick auf das Bild. Er nippte immer noch automatisch an seinem Whisky.
»Kennen Sie diesen Mann, Mr. Basil?«
Basils Augen blieben eine Sekunde auf dem Foto haften. »Kenn ich nicht. Will ich auch nicht kennen.«
Frank Brodsky tippte mit dem Finger auf das Foto.
»Das hier, Mr. Basil, ist ein gewisser Vol Teak. Wir glauben,
daß er Ihren Freund Lenny umgebracht hat, weil er von Lenny
erpreßt wurde. Und wir sind der Ansicht, daß Teak Sie
engagiert hat, um ihm bei dem Mord behilflich zu sein. Das wäre
recht wahrscheinlich, wenn man bedenkt, wie oft Sie und Mr. Teak sich
getroffen haben. Schließlich haben Sie ja die Umschläge mit
dem Geld von ihm bekommen, vor dem Gebäude 1407 Broadway.«
Brodsky drehte das Foto auf dem Tisch. »Und
schließlich waren Sie derjenige, der ins Lincoln Center
eingedrungen ist und dort in einem Büro eine Waffe unter den Tisch
geklebt hat. Und jetzt, Mr. Basil, möchten wir Ihnen eine Chance
geben, Ihre Haut zu retten. Ich kann Ihnen versichern, daß Sie
wesentlich weniger Scherereien mit der Polizei bekommen werden, wenn
Sie uns jetzt alles sagen, was Sie wissen. Die wollen den Mörder,
nicht den Helfershelfer. Wenn Sie natürlich selbst abgedrückt
haben ..., nun, das wäre eine andere Geschichte. Aber wir glauben
nicht, daß Sie geschossen haben. Wir nehmen an, daß Sie das
unschuldige Opfer eines bösartigen Mannes sind.«
Der alte Anwalt tätschelte freundlich Basils
Arm, bevor er hinzufügte: »Und ich denke, daß es Ihnen
sehr leid tut, daß Sie diese Rolle bei Lennys Tod spielen
mußten. Ich bin wirklich davon überzeugt, daß Sie
keine Ahnung hatten, was Vol Teak vorhatte. Denn, Mr. Basil, nach Ihrer
Erscheinung zu urteilen, sind Sie doch ein rechtschaffener Mann.«
Wir warteten. Basil nippte immer noch an seinem
Whisky. Schließlich schaute er mich an und verdammte mich wortlos
dafür, daß ich ihn in die Falle gelockt hatte. Seine Augen
wanderten langsam zur Bar und dann zurück zu mir.
»Ich kenne den Mann nicht«, sagte Basil
eisig. »Und Sie kenne ich auch nicht. Ich kenne den schönen
Judas nicht.«
Mr. Brodsky nahm mit einem Seufzer das Foto und steckte es wieder in die Tasche.
Das Essen kam. Die anderen verzehrten es langsam und
schweigend. Basil machte keine Anstalten zu gehen, sondern aß
manierlich sein Sandwich, wenn auch sehr schnell. Er schaute immer
wieder nach der Bar, wo Rothwax gut sichtbar saß - eine stille,
stumme Bedrohung.
Dann ließ Brodsky wie zufällig seine Gabel
fallen. Nachdem er eine neue bekommen hatte, wandte er sich wieder an
Basil und sagte: »Ich habe in letzter Zeit manchmal Probleme mit
meinem Gedächtnis, Mr. Basil. Da war noch etwas, was ich Sie
fragen wollte. Etwas sehr Wichtiges.«
Basil kaute am letzten Bissen seines Sandwichs und sah Brodsky nicht an.
»Ich wollte Sie fragen«, fuhr Brodsky
fort, »ob Sie jemals von einem Mann namens Kurt van Holsema
gehört haben.«
Basil schaute Brodsky immer noch nicht an und schüttelte nur den Kopf. Er war wütend, nahm sich aber zusammen.
»Nun, Sir«, sagte Brodsky, und sein
Tonfall wurde langsam härter, »ich denke schon, daß
Sie ihn kennen. Vielleicht nicht unter diesem Namen. Mr. van Holsema
ist ein holländischer Geschäftsmann, der momentan im Lenox
Hill Hospital liegt. Er handelt mit Diamanten. Vor ein paar Tagen wurde
er ausgeraubt und niedergestochen, als er gerade aus einem Konzert im
Lincoln Center kam. Natürlich hat der Täter seine Uhr, seine
Brieftasche, die Kreditkarten und all dieses Zeug gestohlen. Und noch
etwas viel Wertvolleres. Ein Päckchen mit Diamanten, das Mr. van
Holsema bei sich trug. Der Mann, der ihn angegriffen und
niedergestochen hat, Mr. Basil, hat eine unheimliche Ähnlichkeit
mit Ihnen.
Basil schaute auf.
»Ja, ist das nicht ein merkwürdiger
Zufall?« fragte Brodsky.
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