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Eine Katze kommt selten allein

Eine Katze kommt selten allein

Titel: Eine Katze kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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unbestimmbarer Farbe war – weder rötlich-braun, noch haselnußbraun, noch sonst ein Braun. Außerdem sah das Fohlen eher wie ein Cowpony aus; deshalb wurde es auf der Jährlingsauktion für nur neunhundert Dollar verkauft.
    Der neue Besitzer ließ Cup of Tea auf sämtlichen Rennbahnen im Mittelwesten laufen, brachte ihn bei den unbedeutendsten Rennen auf den schäbigsten Schlammpisten an den Start. Immer wurde Cup of Tea geschlagen. Deshalb verkaufte der Besitzer das Pferd an einen Trainer in Maryland, der Cup of Tea als Begleitpferd einsetzen wollte, das die Aufgabe hat, die nervösen Renner zu beruhigen, wenn sie zum Training oder zum Start geführt werden. So kam Cup of Tea nach Maryland und wurde als Begleitpferd für richtige Galopper eingesetzt, um diese Rassepferde auf die Bahn zu begleiten und um sie ruhig zu halten.
    Eines Tages begleitete unser kleines Pferd einen berühmten Champion, einen richtigen Kracher, auf eine Grasbahn, um ein paar Runden als sein Trainingspartner zu laufen. Cup of Tea , der bis zu diesem Zeitpunkt vermutlich noch nie eine Gras-Rennbahn gesehen hatte, preschte in einem solchen Höllentempo los, daß sein Reiter aus dem Sattel flog. Der kleine Kerl machte aus dem Champion-Galopper eine Witzfigur. Er legte die Runde in einer Zeit zurück, die zwei Sekunden unter dem Weltrekord für diese Strecke lag.
    Um die Geschichte kurz zu machen – im Jahr darauf siegte Cup of Tea bei den drei bedeutendsten Grasbahnrennen Amerikas, einschließlich des Budweiser-Championats. Heute ist der alte Junge der teuerste und begehrteste Deckhengst der Welt, der seinen beneidenswerten Job in Frankreich verrichtet. Eine richtige Hollywood-Story, nicht wahr?«
    Es war eine wundervolle Geschichte. Ich konnte sie mir richtig als Film vorstellen. Aber wer würde die Rolle der Ginger spielen?
    Ein junger Mann mittelamerikanischer Herkunft kam in das Büro und rief Coombs irgend etwas auf Spanisch zu. Der Trainer nickte, erhob sich und sagte: »Ich hoffe, ich konnte Ihnen behilflich sein.«
    Er schüttelte Jo die Hand und küßte sie sanft aufs Haar. Dann sagte er zu mir: »Ich erzähle Ihnen gern noch mehr Pferdegeschichten. Ich habe jede Menge auf Lager. Ich… kenne sogar eine ganz andere Art von Geschichten.«
    Ich beugte mich über seinen Schreibtisch und kritzelte meine Telefonnummer in sein Notizbuch.
    »Sein Vater war sogar noch netter«, sagte Jo, als Coombs gegangen war.
    Als wir zurück nach Manhattan fuhren, ließ ich mir die neuen Informationen über Ginger durch den Kopf gehen. Soweit ich es beurteilen konnte, waren wir keinen Schritt weiter gekommen, was Gingers derzeitigen Aufenthaltsort betraf.
    Vor meiner Wohnung angelangt, mußte ich in der zweiten Reihe parken – in der Hoffnung, daß keine Hosteß daherkam.
    »Was sollen wir jetzt tun?« fragte Jo, als wir wartend im Wagen saßen.
    »Auf einen freien Parkplatz lauern, reinfahren und dann essen gehen. Ein Stück die Straße rauf ist ein chinesisches Restaurant.«
    »Du hast mich schon verstanden. Ich wollte wissen, was wir jetzt in Sachen Ginger unternehmen sollen.«
    »Weitersuchen.«
    »Aber wen könnten wir noch fragen? Wer hat sie sonst noch gekannt?«
    »Das Pferd.«
    Jo lachte. »Das ist eine schöne Geschichte, nicht wahr? Cup of Tea ist ein wundervolles Pferd.«
    Eine Limousine fuhr mit überhöhter Geschwindigkeit an uns vorbei und schleuderte Matsch gegen die Scheiben unseres Wagens. Schließlich bekamen wir einen freien Parkplatz. Als wir das Restaurant betraten, sah ich, wie müde Jo war. Benommen starrte sie auf die Speisekarte; dann bestellte sie das gleiche wie ich.
    Sie aß die kochend heiße Reissuppe, ließ den Rest des Menüs jedoch stehen. Ich aß alles auf. Ich hatte Hunger, und mir war kalt. Und ich war immer noch aufgeregt, wenn ich an die Rennbahn dachte, an die edlen Pferde, denen ich so nahe gewesen war… und an Charlie Coombs.
    »Ich habe einfach keinen Hunger«, sagte Jo bedauernd. Offensichtlich war ihr der Gedanke zuwider, so viel gutes Essen zu verschwenden.
    Als wir die Rechnung bezahlt hatten und das Restaurant verließen, stellten wir fest, daß eine funkelnde Wintersonne die Wolkendecke durchbrochen hatte. Alles war heller, wärmer, sauberer.
    »Ich bin müde«, sagte Jo. »Ich könnte ein wenig schlafen.«
    »Es sind nur zwei Minuten bis zu meiner Wohnung«, versicherte ich ihr.
    Als ich die Straße hinunterschaute und mir in Erinnerung zu rufen versuchte, wo ich das Auto abgestellt hatte, sah ich einen

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