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Eine Katze kommt selten allein

Eine Katze kommt selten allein

Titel: Eine Katze kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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Quelle von Harrys geheimem Vermögen. Keine Liebesnacht mit Charlie Coombs kam dem gleich. Keine Rolle in einem Theaterstück. Nichts.
    Ich erkannte, daß ich etwas unternehmen mußte. Ich mußte den Verrat an Harry wiedergutmachen. Ich mußte fort von hier.
    Ich setzte mich auf und lachte voller Zynismus über mich selbst, als ich an die letzten beiden Dialogzeilen und die letzte Bühnenanweisung in Warten auf Godot dachte.
    Wladimir fragt: »Nun? Sollen wir gehen?«
    Estragon antwortet: »Ja, gehen wir.«
    In der Bühnenanweisung steht: Sie bewegen sich nicht.

11
    Ich schlug die Augen auf und stellte fest, daß ich in Charlie Coombs’ Gesicht blickte. Ich wollte mich abwenden, doch er legte rasch den Arm um meine Hüfte und zog mich auf dem Bett näher zu sich heran.
    »Heute hast du zum ersten Mal etwas anderes im Kopf gehabt, als wir miteinander geschlafen haben«, sagte er.
    »Das Leben ist hart«, erwiderte ich sarkastisch; dann fügte ich versöhnlich hinzu: »Was ist los, Charlie? Hat’s dir keinen Spaß gemacht?«
    Er lockerte den Druck seines Armes, der noch immer um meine Hüfte lag. Ich drehte mich von ihm weg.
    »Zum Teufel, Alice. Ich bin Pferdetrainer von Beruf. Ich weiß, wann ein Pferd mit den Gedanken bei der Sache ist und wann nicht.«
    Ich wollte ihm wütend antworten, daß ich kein Pferd sei und daß Sex nichts mit Galopprennen zu tun habe – doch ich schwieg, denn er hatte recht. Ich war mit den Gedanken woanders. Ich streichelte Charlies Knie; eine Geste der Entschuldigung.
    Doch meine Gedanken drehten sich um Harry Starobin. Vielleicht hatte ich mich geirrt, was den Vorfall mit dem Lieferwagen betraf; vielleicht war es gar kein Mordversuch gewesen. Möglicherweise stimmte die Vermutung der Polizei, und der Fahrer war tatsächlich betrunken gewesen.
    Ich schaute Charlie an. In seinen Augen lag noch immer dieser verletzte Ausdruck. Ich rückte näher zu ihm und küßte ihn zärtlich auf die Schulter.
    Kaum hatte ich ihm den Kuß gegeben, ärgerte ich mich über diese Geste und rückte wieder von Charlie weg. Was tat ich eigentlich? Es war immer dieselbe alte Geschichte. Sämtliche Männer, mit denen ich im Bett gewesen war, hatte ich beschwichtigt, versöhnt, verwöhnt. Ich hatte mir geschworen, das nie mehr zu tun – aber jetzt war es wieder passiert. In dem Augenblick, als eine leichte Spannungen zwischen Charlie und mir entstanden waren, hatte ich ihm seine Ängste genommen.
    Doch ich mußte die Situation entschärfen – die Sache war zu unwichtig, als daß ich mich damit hätte belasten können. Ich mußte die Spannungen beseitigen… sie umlenken… und um das zu erreichen, mußte ich eine kleine, harmlose Verrücktheit anstellen. Ich wieherte wie ein Pferd. Dann fragte ich Charlie, ob ich jetzt wunschgemäß bei der Sache wäre, so, wie er es gern hätte. Charlie fand das sehr lustig; ich nicht. Dann fingen wir beide an, uns wie Verrückte aufzuführen; wir wieherten und schnaubten wie Pferde. Dann schliefen wir noch einmal miteinander.
    Und dann lagen wir in der stillen Dunkelheit. Nur schwache Geräusche drangen von der Straße zu uns herauf. Sogar Pancho hatte seine Reisen unterbrochen. Und Bushy lag zusammengekuschelt am Ende des Bettes, zu Charlies Füßen.
    »Charlie«, sagte ich. »Ich möchte dir eine Frage stellen.«
    »Ja.«
    »Nehmen wir mal an, ich möchte ein Buch über das Pferd schreiben, von dem du mir erzählt hast…«
    » Cup of Tea ?«
    »Genau.«
    »Du weißt doch so gut wie nichts über ihn, Alice.«
    »Ja, das stimmt. Aber stell dir einfach mal vor, ich würde ein Buch über Cup of Tea schreiben. Wie könnte ich an Informationen über das Pferd herankommen – Geschichten, Fotos und so was?«
    »Du müßtest die Tageszeitungen und die Turfpresse durchsehen. Über Cup of Tea müssen Tausende von Artikeln erschienen sein.«
    »Was ist die ›Turfpresse‹?«
    »Fachblätter. Zeitungen und Zeitschriften, die sich mit Pferderennsport und Pferdezucht beschäftigen.«
    »Gibt es viele davon?«
    »Ja, sicher. Den Turfsport, zum Beispiel, und die Chronik des Pferdes, den Equus, die Galopperzeitung, das Fachblatt für Vollblutzucht – du lieber Himmel, es müssen an die fünfzig Zeitungen und Zeitschriften sein!«
    Da Charlie ein wenig die Stimme gehoben hatte, wurde Bushy verunsichert, warf ihm einen bösen Blick zu, sprang widerwillig vom Bett und ging steifbeinig den Flur hinunter, um sich auf das Sofa im Wohnzimmer zu legen.
    »Deine Katze hat mir gerade irgend

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