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Eine Klasse für sich

Eine Klasse für sich

Titel: Eine Klasse für sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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verzog das Gesicht. »Nein, danke. Ich habe beschlossen, es alleine durchzustehen.«
    »Was machte dich so sicher, dass es nicht George war?«
    Sie dachte einen Moment nach. »Ich habe von seinen Schwierigkeiten gehört, mit seiner Frau ein Kind zu zeugen. Dieser Molligen, der Tochter eines Autofabrikanten. Sie hatte zwei Kinder aus erster Ehe, an ihr lag es also nicht.« Sie nickte, mit ihrer Schlussfolgerung zufrieden. »Jedenfalls habe ich durch Archie auf den rechten Weg
zurückgefunden. Ganz schön steinig war er, dieser Weg, und Gott weiß, wie schmal! Doch er hat mich zu Harry geführt.«
    »Zu deinem Happy End.«
    Sie lächelte. »Das ist so schön. Wenn du Harry mein Happy End nennst. Heute bricht jeder, der seinen Namen ausspricht, in Tränen aus. Aber was wissen die schon? Der Einzige, der recht hat, bist du. Er war wirklich mein Happy End. Und jetzt …« Sie stand auf und reckte sich. »Jetzt muss ich ins Bett, sonst falle ich tot um.«

    Ich war tief in einen Traum versunken, in dem der Politiker Neil Kinnock, Joan Crawford und die ehemalige Putzfrau meiner Mutter eine Rolle spielten. Wir versuchten am Strand zu picknicken, aber die karierte Decke wurde vom Wind immer wieder hochgeweht und verdarb alles; es gelang uns nicht, sie zu beschweren. Bis wir beschlossen, uns daraufzulegen. Aber wie konnten wir dann picknicken, und was sollten wir mit dem Essen machen? Fragen, die zunehmend an Bedeutung verloren, da Joan sich an meinen Rücken schmiegte und den Arm um meine Taille schlang. Ihre Hand glitt dabei abwärts und … ich wachte auf. Oder doch nicht? Es war zwar ziemlich dunkel und ich war auch nicht mehr bei einem Picknick, spürte aber immer noch, wie Joan sich an mich presste und eine zärtliche Hand meinen erigierten Penis umfasste. Dann fragte eine Stimme ganz leise: »Bist du wach?« Die Stimme klang überhaupt nicht nach Joan. Kein bisschen. Sie klang nicht einmal amerikanisch. Ich dachte kurz nach, weil mir die Stimme vertraut war und ich sie eigentlich hätte kennen müssen. Aber ich erkannte sie erst, als sie mich beim Namen nannte, und plötzlich wusste ich es ganz genau … die Stimme gehörte Serena. Serena Belton lag neben mir, die Hand auf meinem Penis. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass ich nicht mehr träumte, denn davon hatte ich schließlich mein Leben lang geträumt — ob das wohl ein Traum im Traum war, wenn man zu wachen glaubt, in Wirklichkeit aber tief schläft? Ich hätte diesen Gedanken vielleicht noch weiterverfolgt, wenn sie nicht mit den Lippen über meine Wange gestreift hätte. Ich drehte mich um, und da war sie.
    In Fleisch und Blut. In meinen Armen. In meinem Bett.

    »Ist das wirklich wahr?«, flüsterte ich, in Angst befangen, das ganze Wunder könnte bei zu lauten Tönen zu flirren beginnen und sich in Nichts auflösen. Es fing gerade an zu dämmern, weiches, graues Licht kroch durch den Vorhangspalt und erhellte das Zimmer gerade genug, dass ich sie erkennen konnte, ihr schimmerndes, angebetetes Haupt auf dem Kissen neben dem meinen.
    »Es ist wahr, wenn du es möchtest.«
    Ich lächelte. »Ist das eine Gewohnheit von dir, nachts in die Zimmer von Männern zu schleichen?«
    »Nur wenn sie in mich verliebt sind.«
    Ich konnte dieses Himmelsgeschenk noch nicht annehmen. »Aber warum? Ich weiß, dass du mich nicht liebst. Wir haben heute Nachmittag ausführlich darüber gesprochen.« Ich wollte sie auf keinen Fall verscheuchen, aber doch begreifen, was in ihr vorging.
    »Ich finde deine Liebe wunderbar«, sagte sie. »Ich will nicht so tun, als würde ich sie erwidern, und als wir jung waren, habe ich sie wohl nicht viel mehr als amüsant gefunden. Aber als die Jahre vergingen und schlimme Dinge passiert sind, wusste ich immer, es gibt wenigstens einen Mann auf der Welt, der mich liebt. Und das bist du. Als ich dich wiedergesehen habe, ist mir das noch einmal richtig bewusst geworden.«
    »Hast du mich deshalb eingeladen?«
    »Du gibst mir ein Gefühl von Geborgenheit. Über unsere Begegnung in Yorkshire habe ich mich sehr gefreut. Aus diesem Grund. Ich fühle mich in deiner Liebe sicher. Ich wünschte, wir würden uns öfter sehen. Ich weiß nicht, warum wir uns aus den Augen verloren haben.«
    »Ich dachte, es wäre wegen Damians Anschuldigungen gewesen. «
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich wusste doch, dass das Unsinn war. Das wusste ich sofort, aber mit den Jahren wurde es immer klarer. Er hat einfach so gelitten.«
    »Am Ende des Dinners habe ich das

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