Eine königliche Affäre
bei sich als bei der Prinzessin.
Sebastian lachte kurz auf. „Du kennst doch Lissa. Auf jeder Party muss sie im Mittelpunkt stehen, und befindet sich auch nur ein Fettnäpfchen in der Nähe, tritt sie unter Garantie mit beiden Füßen hinein! Sie war nicht besonders erbaut darüber gewesen, nach Sydney geschickt zu werden, aber es war höchste Zeit, dass sie mal das echte Leben kennenlernt. Hoffentlich wird sie dort ein wenig gezähmt. Meine kleine Schwester war schon immer viel unabhängiger, als es ihr gut tun konnte.“
Cassie senkte den Blick auf ihre Hände, die verkrampft in ihrem Schoß lagen, und versuchte, sie zu entspannen. „Ich bin sicher, das Reisen und die Arbeit in einer ganz neuen Umgebung werden ihr gefallen. Wenn du das nächste Mal mit ihr sprichst …“ Unsicher brach sie ab. „Ich meine, da du ihr schon von mir erzählt hast, könntest du sie vielleicht auch von mir grüßen?“
Die Limousine verlangsamte die Fahrt und bog durch ein hohes schmiedeeisernes Tor in eine Privatstraße ein, die zum Karedes-Feriendomizil führte, wodurch Cassie die plötzlich entstandene Stille im Wageninnern noch lastender erschien.
„Sicher wird sie sich bald bei dir melden“, sagte Sebastian schließlich. „Als meinem Vater eine der Postkarten in die Hände fiel, die sie dir regelmäßig schickte, verbot er ihr jeden Kontakt mit dir, weshalb sich Lissa immer noch schuldig fühlt.“
„Ich verstehe …“ Cassie unterdrückte einen Seufzer. „Wir haben einander wohl nicht wirklich gut getan. Anstatt aufeinander aufzupassen, hat eine die andere höchstens noch angestachelt.“
„Sie hat dich immer sehr gemocht.“
„Ich … denke auch immer noch oft an sie. Wir hatten mehr gemeinsam, als sie es selbst wusste.“
„Wie meinst du das?“
Cassie wandte den Kopf und schaute aus dem Fenster auf die wundervolle Villa, die immer näher kam. „Wie die meisten Sprösslinge von Eltern in exponierter Stellung wurden wir ständig von Paparazzi belagert und verfolgt, was uns dazu anstachelte, uns nur noch wilder zu geben. Wir hatten den ganzen Öffentlichkeitsrummel so satt und wollten einfach nur normale Teenager sein. Aber das war natürlich nicht möglich. Für Lissa noch viel weniger als für mich.“
„Das stimmt schon, und ich muss zugeben, mich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert zu haben, während ich mir als junger Draufgänger die Hörner abstieß“, bekannte Sebastian mit schiefem Lächeln. „Und wenn mein Vater nicht so plötzlich verstorben wäre, käme ich auch heute noch nicht auf die Idee, mich … na ja, niederzulassen.“
Cassies Herz wurde bleischwer. Der Gedanke, dass Sebastian in absehbarer Zeit eine passende Frau heiraten und mit ihr einen Thronerben zeugen würde, erschien ihr unerträglich. Möglicherweise sah der auch noch aus wie Sam, würde allerdings – anders als ihr geliebter Sohn – seinem Vater einst auf den Thron von Aristo folgen …
Sebastian wies Stefanos an, das Picknick in der Nähe des Hauses, an einem geschützten Platz im Schatten einer riesigen Tamariske, vorzubereiten.
Innerhalb weniger Minuten stand wie von Zauberhand ein gedeckter Tisch bereit. Mit weißer Leinendecke, kostbarem Porzellan, funkelnden Kristallgläsern und schwerem Silberbesteck.
Ein Picknick für … na klar, für einen König!, schoss es Cassie durch den Kopf, als in der Mitte des Tisches auch noch eine Silbervase mit einer einzelnen roten Rose platziert wurde.
Natürlich hatte dies hier nichts mit den improvisierten Gelagen am Strand zu tun, die Cassie von früher kannte … Pappteller, Plastikgabeln und Messer, mit denen man nicht einmal Butter schneiden konnte, geschweige denn etwas anderes.
Das Essen, vom Palast-Chefkoch virtuos zubereitet und sorgsam eingepackt, war erwartungsgemäß köstlich. Es gab gegrillten Oktopus, Muscheln in einem Knoblauch-Kräuter-Sud, Garnelenspieße in Zitronen-Koriander-Marinade, dazu frisches Brot, Oliven, getrocknete Tomaten, gefolgt von Huhn in Pesto und verschiedenem eingelegten Gemüse, getoppt von einer Crème Caramel an reifen Sommerbeeren.
Cassie wies jeglichen Alkohol zurück und vermisste nicht eine Sekunde den Geschmack von kühlem Weißwein, der früher für sie unbedingt dazugehört hätte. Stattdessen war sie absolut zufrieden mit dem kühlen Mineralwasser und genoss jeden einzelnen Bissen des vorzüglichen Mahls. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie sehr sie gutes Essen in den letzten Jahren vermisst hatte.
Ob Sebastian jemals darüber
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