Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
niedergeschlagen fühlte, würde sie vielleicht zu viel trinken und trübsinnig werden. Also, sollte sie sich zu Virginia und den anderen gesellen?
Nein. Sie würde nach Hause fahren, ein Glas Wein trinken und William ausrichten, dass er ein Porträt von Annabelle malen sollte. Dann fiel ihr plötzlich ein, dass sie Annabelles Handynummer nicht hatte. Nun, die konnte sie sich morgen noch geben lassen.
Als sie nach Hause fuhr, schien der Sommer gerade seine Röcke zu raffen und sich zum Aufbruch zu rüsten. In der Ferne hörte man leises Donnergrollen, und Blitze erhellten den immer dunkler werdenden Himmel. Es hatte noch nicht zu regnen begonnen, aber die Luft roch schon danach, und selbst Flora, die in London aufgewachsen war und derartige Zeichen nicht so deutlich zu lesen vermochte, wusste, wann eine Sintflut drohte.
Als sie mit dem Landrover in den Weg einbog, der zum Cottage führte, klatschten die ersten Regentropfen auf die Windschutzscheibe. Sie hatten die Größe von Pfundmünzen, und nach den ersten Sekunden verwandelte sich der Regen in einen Wasserfall. Sie drosselte das Tempo und fluchte leise. Während sie den Wagen durch den Regen lenkte, spulten sich in ihrem Kopf noch einmal die Ereignisse des vergangenen Tages ab. Es wäre so schön gewesen, zusammen mit Charles und den anderen noch zum Essen in irgendein gemütliches Lokal zu gehen! Dazu war es leider nicht gekommen, aber davon abgesehen war die Roadshow ein riesiger Erfolg gewesen. Die Leute waren in Scharen herbeigeströmt, und laut Geoffrey, der der Einzige gewesen war, den sie hatte fragen können, war die Qualität der angebotenen Dinge im Großen und Ganzen recht anständig gewesen.
Und dann war da noch Henry. Sie hatte seine Einladung für diesen Abend nicht angenommen, aber als sie ihm abgesagt hatte, hatte er sich nicht so angehört, als nähme er ihr das übel: Er würde sie noch einmal einladen.
Nur wenn sie über Charles nachdachte, sank ihre Stimmung auf den Nullpunkt, was töricht war. Sie kamen inzwischen erheblich besser miteinander klar, und sie hatten ausgesprochen gut zusammengearbeitet. Das war schließlich alles, was sie wollte. Kurz darauf freute sie sich ungemein, William zu sehen.
Nachdem sie ein heißes Bad genommen hatte und in ihrem Morgenrock wieder nach unten gekommen war, reichte er ihr ein Glas Wein.
»Ich schätze mal, den hast du verdient«, sagte er.
»Oh, und ob ich mir den verdient habe!«
»Wie ist es gelaufen?«
»Großartig. Wir hatten Unmengen Leute da, die Lokalzeitung hat jemanden geschickt, und vielleicht wird sogar der lokale Fernsehsender etwas über uns bringen.«
»Also, was bekümmert dich dann?« Er reichte ihr eine Schale mit Sonnenblumen- und Cashewkernen, die er im Ofen geröstet und mit Sojasoße beträufelt hatte.
»Nichts. Warum fragst du?«
»Du bist einfach nicht das fröhliche kleine Energiebündel, das ich kenne. Und wenn eine Veranstaltung, die du organisiert hast, wirklich gut gelaufen ist, dann müsstest du jetzt eigentlich auf Wolke sieben schweben.«
Flora nahm einen Schluck Wein. Sie hatte sich größte Mühe gegeben, sich einzureden, dass sie mit sich völlig im Reinen sei, aber das stimmte nicht. »Ich bin wahrscheinlich nur müde. Und ich hatte eigentlich gedacht, dass wir anschließend noch alle zusammen essen gehen. Doch Charles und Annabelle hatten andere Pläne. Oh! Annabelle! Das hätte ich ja fast vergessen. Sie hat mich nach dir gefragt.«
»Ich dachte, sie hätte ihre Inspektion bereits durchgeführt und mir nur die besten Noten verliehen.«
»Und ob! Darum geht es ja. Sie möchte, dass du ihr Porträt malst.«
»Oh? Ein Auftrag? Das ist schön. Wir haben neulich abends kurz darüber geredet, doch mir war nicht bewusst gewesen, dass sie ein Porträt im Sinn hatte.«
Flora runzelte die Stirn. »Was hast du denn gedacht? So schön dein Körper ist, ich glaube nicht, dass sie es darauf abgesehen hat. Sie ist mit meinem Vetter verlobt.«
»Dem ehrenwerten Charles. Nun, wenn du es sagst.«
»Ich sage es! Annabelle ist einfach nicht die Frau, die ihren Mann betrügt, das wäre ihr viel zu unordentlich. Sie möchte Charles zur Hochzeit ein Porträt schenken, eine Idee, die ich sehr schön finde.«
»Das ist sie auch.«
»Das einzige Problem ist, ich habe vergessen, mir ihre Handynummer geben zu lassen, aber die kann ich ja morgen noch bekommen.«
»Hm. Was für eine Art von Porträt mag sie wohl im Sinn haben?«
»Oh, etwas sehr Konventionelles, könnte
Weitere Kostenlose Bücher