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Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)

Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)

Titel: Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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selbst gebackene Rosinenplätzchen reichte. Normalerweise trank er nie Tee, während er auf dem Podest stand, doch er hatte jetzt schon längere Zeit keine Pause mehr gehabt. Louisa fand wahrscheinlich, dass er eine kleine Stärkung brauchte. Er nahm den Tee entgegen, trank einen Schluck, biss in einen Keks und zuckte dann heftig zusammen, als hätte er Schmerzen. Louisa, die bereits wieder ihren Platz neben dem Podest eingenommen hatte, erhob sich abermals und legte Charles eine Hand auf den Arm. Mit besorgter Miene sah sie zu ihm auf, und er beugte sich vor und flüsterte ihr etwas zu, woraufhin sie noch besorgter schien und ihrerseits etwas sagte. Charles schüttelte den Kopf.
    »Es tut mir schrecklich leid, meine Damen und Herren«, erklärte er nuschelnd, »aber mir ist da ein kleines Missgeschick mit einem Zahn passiert. Ich hoffe, Sie können mich noch verstehen.«
    Er beugte sich wieder zu Louisa vor, und diese flüsterte Virginia, die ganz in der Nähe saß, etwas ins Ohr. Als Charles erneut zu sprechen begann, klang er beinahe wie immer, doch Flora verspürte das dringende Verlangen, zu ihm hinüberzugehen. Sie schob sich zwischen den Stuhlreihen hindurch nach vorn. Dann tauchte Bob Butler auf. »Ich werde jetzt Bob Butler die Leitung übergeben, der die letzten Objekte zur Versteigerung bringen wird«, verkündete Charles und lächelte trotz seiner offenkundigen Schmerzen. »Morgen werde ich mich dann wieder selbst um Sie kümmern können.«
    »Charles! Ist alles in Ordnung?«, fragte Flora. Sie folgte ihm in ein kleines Nebenzimmer, das sie an Verkaufstagen als Büro benutzten.
    »Ich habe mir einen Zahn abgebrochen. Diese verdammten Kekse.«
    »Oh, das tut mir leid!«, murmelte Virginia. »Es war meine Schuld! Meine Schwester hat sie gebacken.«
    »Unsinn«, widersprach Annabelle, »er hätte diesen Zahn schon lange in Ordnung bringen lassen müssen! Wir werden sofort den Zahnarzt anrufen. Die Praxis hält immer einige Termine für Notfälle frei. Bestimmt kannst du morgen gleich vorbeikommen.«
    »Ich kann unmöglich mitten in einer Auktion zum Zahnarzt gehen«, protestierte Charles mit einem Ausdruck von Panik in den Augen.
    »Wenn Sie Schmerzen haben, müssen Sie hingehen!«, erklärte Flora.
    »Ich kann nicht! Das ist die größte Auktion, die wir je veranstaltet haben. Ich muss hierbleiben.«
    »Das ist einfach töricht«, schimpfte Flora, der bewusst war, dass sie ziemlich herrisch klang. Aber sie sorgte sich zu sehr um ihn, um sich zügeln zu können. »Bob und George werden das für Sie übernehmen. Ich werde mit Bob sprechen, sobald er fertig ist, und dann George zu Hause anrufen. Er steht doch im Telefonbuch unter Woodman, nicht wahr? Bob ist morgen ohnehin hier, um die Möbel zu übernehmen.«
    Charles schüttelte den Kopf. »Nein, das ist ausgeschlossen. Bob hat normalerweise nie mit Büchern zu tun, außerdem ist er fast achtzig, und seine Frau wird niemals wieder mit mir sprechen, wenn ich ihm noch mehr aufbürde. Er hat ein schwaches Herz; er sollte nicht arbeiten, wenn er müde ist, und nach dem heutigen Tag wird er völlig erschöpft sein.«
    »Er hat die Auktion genossen. Er wird schon damit zurechtkommen«, beruhigte Louisa ihn.
    »Nein, wird er nicht«, widersprach Charles mit Nachdruck. »Hört mal, ich kann nicht einfach das Schiff verlassen, nur weil ich Zahnschmerzen habe! Ich werde durchhalten müssen.«
    »Sie lassen ja niemanden im Stich. So etwas nennt man ›delegieren‹, und dagegen ist nichts einzuwenden. Sie gehen zum Zahnarzt. Wir werden schon zurechtkommen, bis Sie wieder da sind«, beharrte Flora.
    »Ich kann nicht.«
    »Doch, können Sie wohl. Niemand ist unersetzlich, Charles.« Er hielt den Blick immer noch auf sie gerichtet. Flora fand, dass dies der richtige Zeitpunkt sei, um ihre Position in die Waagschale zu werfen. »Ich bin Ihre Partnerin. Und ich sage Ihnen, dass Sie zum Zahnarzt gehen sollen!«
    Er lachte trotz seiner Schmerzen. »Sie werden langsam ziemlich herrisch, Flora.«
    »Ich weiß. Das ist gut, nicht wahr?«
    »Mein Gott, Charles! Auf mich hättest du in solch einer Situation niemals gehört«, sagte Annabelle. »Das muss daran liegen, dass Flora die Seniorpartnerin ist.«
    Flora spürte, wie sie erbleichte. Sie würde niemals die Seniorpartnerin sein, und wenn sie sämtliche Aktien besäße und Charles keine einzige. Sie sah ihn an, entsetzt über den Gedanken, er könne glauben, dass sie ihre Position bei Stanza und Stanza derart hoch

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