Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
Schlichteres vor. Die Schneiderin ist schon beauftragt, doch sie sagt, sie würde erst in einer guten Woche damit anfangen, sodass noch Zeit für einige Änderungen wäre.
»Es wäre mir eine große Freude, Ihnen zu helfen!« Flora beschwor tapfer Begeisterung für eine Hochzeit herauf, die ihrer Chance auf Glück für alle Zeit ein Ende bereiten würde. »Ich sehe Sie in hautengem, austernfarbenem Satin oder etwas in der Art. Elegant und schlicht.«
»Wunderbar. Wir müssen uns bald einmal zusammen einige Zeitschriften ansehen, aber vorher sollten wir wohl diese Auktion hinter uns bringen. Ich werde für den größten Teil des Tages den Telefondienst übernehmen. Wollen Sie und Louisa für Charles Buch führen? Sie wissen schon, aufpassen, dass er kein kommissioniertes Gebot übersieht? Mein Gott! Ich hoffe, das klang jetzt nicht zu herablassend! Ich hatte in letzter Zeit so viel um die Ohren.«
Sie stolzierte davon, und Flora blieb, sprachlos vor Erstaunen, zurück. Annabelle hatte sich dafür entschuldigt, dass sie herablassend gewesen war! Geradeso gut hätte sich das Meer dafür entschuldigen können, dass es ständig in Bewegung war. Annabelle hatte sich in letzter Zeit wirklich gemacht, und das nicht nur, weil sie das Haar kürzer trug und ihre körperlichen Vorzüge zur Geltung brachte. Sie wirkte einfach insgesamt lebensfroher als zuvor. Das, so befand Flora, musste daran liegen, dass Stanza und Stanza sich endlich zu der Art von Geschäft mauserte, wie es Annabelle vorschwebte. Und sie, Flora, würde ihr bei der Wahl eines Brautkleids helfen ... Flora seufzte. Normalerweise wusste sie Ironie sehr zu schätzen, aber jetzt fühlte sie sich an wie ein vergifteter Pfeil.
Es blieb keine Zeit mehr für weitere philosophische Betrachtungen, denn es war zehn Uhr, und die Öffentlichkeit wurde für eine halbe Stunde in den Saal gelassen, um sich die Auktionsstücke anzusehen, bevor um halb elf die Versteigerung begann.
Die Auktion war fantastisch gut gelaufen und näherte sich jetzt - es ging auf vier Uhr zu - ihrem Ende. Flora war kurz zuvor damit beauftragt worden, sich bei dem Wirt des benachbarten Pubs zu entschuldigen, dessen Parkplatz von den Kunden der Auktion zur Gänze mit Beschlag belegt worden war. Glücklicherweise hatte Flora ihn davon überzeugen können, dass die zusätzlichen Geschäfte den Verlust von Einnahmen durch die Einheimischen wettmachen würden. Das war ein Thema, über das sie später würden nachdenken müssen. Wenn sie sich weiter vergrößerten, würden sie einen eigenen Parkplatz benötigen.
Es herrschte noch immer einiges Gedränge im Saal, der in den Stunden zuvor aus allen Nähten geplatzt war. Viele Leute, die nicht selbst kommen konnten, hatten Gebote beauftragt, und die meiste Zeit des Tages hatte Flora neben Charles (oder einem der anderen Mitarbeiter) auf dem Podest gesessen und aufgepasst, dass kein Gebot übersehen wurde. Wenn Charles da war, wurde niemals etwas übersehen, aber er war der Meinung gewesen, dies sei ein gutes Training für sie.
Als Charles sie zwischendurch in die Pause hinausgeschickt hatte, war Flora mit ihrem Tee in den hinteren Teil des Saals gegangen, da sie sich nicht von dem Trubel im Verkaufsraum hatte losreißen können. Zumindest hatte sie die Sache Virginia gegenüber so dargestellt, als sie einander an der Theke begegnet waren. Flora wusste, dass sie in Wirklichkeit nur blieb, um Charles in Aktion zu sehen.
Es liegt nicht allein daran, dass ich in ihn verliebt bin, gestand sie sich ein, während sie beobachtete, wie geschickt und sachkundig er sein Publikum zu fesseln wusste. Er ist einfach ein fantastischer Auktionator. Und vor so großem Publikum war er noch besser als sonst. Er war einfach genial! Ein glückliches Lächeln stahl sich in ihre Züge, denn sie spürte, dass er ganz in seinem Element war.
Jetzt trat sie einen Schritt zur Seite, sodass sie vor einer kompletten Werkausgabe von Georgette Heyers stand; es waren lauter frühe Ausgaben und daher vielleicht sehr wertvoll. Charles und Geoffrey hatten ein wenig abschätzig auf die Bücher reagiert, als man sie in Burnet House gefunden hatte, aber Flora wusste, dass sie etwas Besonderes waren, denn sie hatte auf der Website gesehen, wie groß das Interesse der Leser an dieser Autorin war.
Einen Moment lang wurde sie von der auffälligen, offensichtlich selbst gestrickten Jacke einer Frau abgelenkt, aber als sie wieder aufblickte, sah sie, dass Louisa Charles eine Tasse Tee und
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