Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
Flo.«
»Er ist aber derjenige, an dem du Interesse haben musst. Doch das kommt schon noch, bestimmt. Er ist unheimlich attraktiv.«
»Warum hast du dann kein Interesse an ihm?«
Flora hatte - wie offenbar auch William - über diese Frage bereits nachgedacht. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich stimmt einfach die Chemie nicht. Aber er ist wirklich nett, er ist witzig, er kann kochen, kurzum, er ist alles, was eine Frau sich wünschen kann.«
»Vielleicht hast du ja jemand anderen im Auge. Henry?«
Flora zog die Nase kraus, dann fiel ihr wieder ein, dass man davon Falten bekam, und sie hörte auf damit. »Ja, irgendwie finde ich ihn durchaus anziehend, bloß fehlen die Schmetterlinge im Bauch.«
»Es müssen nicht immer Schmetterlinge sein. Manchmal schleicht sich so etwas ganz langsam an, quasi von hinten.«
»Nun, wenn es das gibt, so ist es in diesem Fall definitiv noch nicht so weit. Ich habe im Augenblick auch einfach nicht genug emotionale Energie für eine Beziehung übrig. Das Geschäft ist meine Leidenschaft.«
»Also interessierst du dich für deinen Geschäftspartner?«
»Charles! Was? Auf keinen Fall!«
»Warum nicht?«
»Abgesehen von der Tatsache, dass wir einen grauenhaften Streit hatten, dass er es gar nicht erwarten kann, mich wieder loszuwerden, und dass ich ihn hasse wie die Pest, meinst du?«
»Das hat noch niemals jemanden davon abgehalten, Interesse an jemandem zu entwickeln.«
Flora lachte. »Stimmt, doch in diesem Fall ist es nicht so. Er ist einfach unerträglich steif und spießig. Ich meine, wenn ich ihn nicht gerade hasse, bewundere ich ihn ehrlich. Allerdings bezieht sich meine Bewunderung nur darauf, wie er seinen Job macht, und definitiv nicht auf die Art, wie er sein Geschäft führt.« Sie dachte kurz nach. »Er sieht durchaus gut aus, und man könnte seine Unnahbarkeit vielleicht sexy finden. Aber trotzdem: nein!«
»Warum nicht?«
»Ich bitte dich! Ah, zum einen ist er bereits vergeben, und selbst wenn er es nicht wäre, würde man Jahre brauchen, um ihn aus der Reserve zu locken.«
»Solche Projekte haben dich früher immer interessiert. Eine Herausforderung, ein Mann, der sich nicht auf der Stelle in dich verliebt, wenn er dich kennen lernt. Schäbig behandeln und zappeln lassen, das war immer die beste Methode, wie ein Mann dein Interesse erregen konnte.«
»Nein, war es nicht«, protestierte Flora, obwohl sie sich fragte, ob in Emmas Worten vielleicht ein Körnchen Wahrheit steckte. »Wie dem auch sei, Charles wäre mehr als ein Projekt. Wenn man ihn erobern wollte, wäre das eher wie der Versuch, den Mount Everest ohne Training zu besteigen. Und ohne Sauerstoff.«
»Hm.«
»Aber egal, selbst wenn ich ein Auge auf ihn geworfen hätte, was ganz und gar nicht der Fall ist, er liebt Annabelle. Das würde ich nicht zerstören wollen.«
»Bist du dir sicher, dass er mit Annabelle glücklich ist?«
Flora dachte darüber nach. »Ich glaube, schon. Die beiden passen sehr gut zusammen, und sie kennen einander bereits seit langer Zeit.« Vor ihrem monströsen Zerwürfnis mit Charles hätte sie wahrscheinlich gesagt, dass Annabelle ihn gar nicht verdiente. Der Charles, den sie gesehen hatte, wenn Annabelle nicht in der Nähe war, der Charles, der leidenschaftlich und ungemein beschlagen war, wenn es um sein Geschäft ging, und einfach großartig im Umgang mit seinen Angestellten, dieser Charles hatte etwas Besseres verdient als eine Frau, die sich nichts mehr wünschte, als alles zu verkaufen und zu Geld zu machen. Und obwohl ihr Annabelle seit ihrem gemeinsamen Einkaufsbummel ein wenig sympathischer geworden war, hatte Flora nicht vergessen, wie unglaublich egozentrisch Charles' Verlobte war. Es konnte nicht wirklich angenehm sein, mit einem Menschen zusammenzuleben, der ständig um sich selbst kreiste. Aber seit dem Einsturz der Decke war Flora eher der Meinung, dass die beiden wie geschaffen füreinander waren: Der strenge, unnahbare Mann, den sie sah, wenn Annabelle im Raum war, war offenkundig der echte Charles, und den konnte Annabelle gern haben!
»Klingt furchtbar langweilig«, meinte Emma, und Flora wurde bewusst, dass sie ihrer Freundin nicht mehr richtig zugehört hatte, weil sie in ihrer eigenen kleinen Welt versunken gewesen war. Sie lachte.
»Ja, nicht wahr? Aber ich glaube nicht, dass es wirklich so langweilig ist. Und jetzt lass uns über Dave oder über deine Arbeit reden oder über irgendein anderes Großstadtthema.«
»O nein, lass uns genau darüber
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