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Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge

Titel: Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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dadurch alles nur noch schlimmer.
    Sicher hatten die schrecklichen Seuchen nicht alle unmittelbar etwas mit Waschen oder Nichtwaschen zu tun, aber das wussten die Leute nicht, beziehungsweise sie wollten nichts davon hören. Natürlich wussten alle, dass Syphilis durch Geschlechtsverkehr übertragen wurde, aber sie brachten sie trotzdem stets nur mit Badehäusern in Verbindung. Prostituierte durften Badehäusern höchstens auf hundert Schritt nahe kommen, zuletzt schloss man in Europa Badehäuser ganz. Als es die nicht mehr gab, gewöhnten sich die Leute allerdings vollends ab, sich zu waschen — viele waren ohnehin nicht sonderlich daran gewöhnt. Gut, ein wenig Körperpflege wurde betrieben, doch man war wählerisch. »Wasch deine Hände oft, deine Füße selten und deinen Kopf nie« war ein bekanntes englisches Sprichwort. Königin Elisabeth I. badete gei reulich einmal im Monat, »ob es nötig war oder nicht« (eine viel zitierte Hinzufügung). 1653 notierte John Evelyn in seinem Tagebuch den halbherzigen Entschluss, sich einmal im Jahr die Haare zu waschen. Robert Hooke, der Wissenschaftler, wusch sich die Füße oft (weil er es beruhigend fand), scheint aber ansonsten über die Knöchel hinaus nicht viel Zeit in feuchtem Zustand verbracht zu haben. Samuel Pepys erwähnt in seinem Tagebuch nur einmal, dass seine Frau gebadet hat. In Frankreich badete König Ludwig XIII. praktisch bis zu seinem siebenten Geburtstag im Jahre 1608 gar nicht.
    Wenn man überhaupt Wasser benutzte, dann zu streng medizinischen Zwecken. In den 1570er Jahren wurden Bath und Buxton beliebte Badeorte, aber die Leute waren trotzdem skeptisch. »Mich dünkt, es kann nicht sauber sein, wenn so viele Körper sich im selbigen Wasser ergehen«, notierte Pepys etliche Zeit später, im Sommer 1668, als er überlegte, ob er das Bad gebrauchen sollte. Zu seiner Verwunderung gefiel es ihm, er verbrachte bei seinem Premierentauchgang zwei Stunden im Wasser und bezahlte dann jemanden, der ihn, eingewickelt in ein Tuch, in seine Wohnung trug.
    Als die Europäer die Neue Welt in immer größeren Zahlen besuchten, verströmten sie wie zu Hause einen so widerlichen Geruch, dass die Indianer ein ums andere Mal betonten, wie sehr sie stanken. Nichts allerdings berührte indigene Menschen seltsamer als der europäische Brauch, sich die Nase in ein feines Taschentuch zu schneuzen und es dann sorgsam zusammenzufalten und wieder in die Tasche zu stecken, als enthalte es nun ein kostbares Andenken.
    Jakobs I. fiel auf, dass der König nur dann in Kontakt mit Wasser kam, wenn er seine Fingerspitzen mit einer feuchten Serviette abtupfte. Manche Menschen wurden sogar für ihre Schmutzstarre berühmt; etwa der elfte Herzog von Norfolk, der Wasser und Seife derart heftig verabscheute, dass seine Diener immer warten mussten, bis er sturzbetrunken war, um ihn sauber zu schrubben. Oder wie Thomas Paine, der große politische Journalist und Aufklärer, von Kopf bis Fuß verschmutzt und dreckig, oder der kultivierte James Boswell, dessen Körpergeruch bei vielen Aufsehen erregte in einem Zeitalter, in dem das einiges bedeutete. Doch selbst Boswell war ein Waisenknabe gegen seinen Zeitgenossen, den Marquis d'Argens, der sein Unterhemd so viele Jahre trug, dass es fest an ihm klebte und »Stücke Haut mit abgingen«, als man ihn endlich überzeugen konnte, es auszuziehen.
    Manche Leute brüsteten sich sogar damit, dass sie schmutzig waren. Als die Adelsdame Lady MaryWortley Montagu, eine der ersten großen weiblichen Reisenden in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, einer neuen Bekannten die Hände schüttelte, rief diese aus, ihre Hände starrten ja vor Schmutz. »Oje, was würden Sie wohl sagen, wenn Sie meine Füße sähen?«, erwiderte Lady Mary fröhlich. Viele Leute waren nur noch so wenig an Wasser in größeren Mengen gewöhnt, dass sie schon bei dem Gedanken daran schlotterten. Als Henry Drinker, ein prominenter Bürger Philadelphias, 1798 eine Dusche in seinem Garten installierte, schob seine Frau Elizabeth es ein Jahr auf, sie auszuprobieren, weil sie »seit achtundzwanzig Jahren nicht mehr überall nass gewesen« war. Im achtzehnten Jahrhundert bekam man am zuverlässigsten ein Bad, wenn man verrückt war. Dann konnten sie einen gar nicht genug baden. 1701 begann Sir John Floyer außerdem, kalte Bäder als Heilmittel für alle möglichen anderen Gebrechen zu empfehlen. Er vertrat die Theorie, dass ein Körper, den man in kaltes Wasser tauche, mit

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