Eine Lady nach Maß
„Du hast nichts Falsches getan, Cordelia, auf gar keinen Fall. Dass Warren es war, ist doch nur meine Vermutung. Aber selbst wenn er es war, bist du nicht für sein Handeln verantwortlich. Er hat sich dafür entschieden, sich so zu verhalten, nicht du.“
J.T.s Kiefer schmerzte, weil er die Zähne so fest aufeinanderpresste. Er hoffte, dass der Herr ihm Warren heute Abend nicht mehr über den Weg schickte, denn er war sich nicht sicher, ob er sich zurückhalten können würde. Doch Hannah hatte recht. Es war bisher nur eine Vermutung.
„Ich erinnere mich nicht daran, Warren heute beim Picknick gesehen zu haben. Hast du ihn gesehen, Delia?“ Er versuchte, seinen Tonfall so ruhig wie möglich zu halten, aber er schien damit nicht sehr erfolgreich zu sein, denn Hannahs Kopf fuhr zu ihm herum.
Delia schniefte ein paar Mal und sah dann zu ihm. „Ich glaube nicht. Aber vielleicht hat er mich auch gemieden, weil ich mit Ike zusammen war. Eine Unterhaltung wäre ihm sicher peinlich gewesen.“
J.T. ging auf die Tür zu und nahm seinen Hut von der Garderobe. „Ich bin eine Weile weg, aber ich komme bald wieder.“
Aus dem Augenwinkel sah er, wie Hannah aufstand. „Jericho? Was hast du –“
Er wartete nicht, bis sie fertig geredet hatte. Ohne einen Blick zurück trat er in die Nacht hinaus und schloss die Tür hinter sich.
Kapitel 34
J. T. hämmerte an die Hintertür des Gemischtwarenladens. „Machen Sie auf, Hawkins. Ich muss mit Ihnen reden.“ Er wartete einige Sekunden und schlug erneut an die Tür.
„Ja ja. Ich komme ja schon. Ganz ruhig.“ Der Ladenbesitzer schloss die Tür auf und blinzelte hinaus. „Hoffentlich ist es ein Notfall. Sie kennen meine Geschäftszeiten.“
„Das hier hat nichts mit Ihrem Geschäft zu tun.“
„Tucker?“ Hawkins war erstaunt. „Warum um alles in der Welt treten Sie mir um diese Uhrzeit fast die Tür ein?“
Der Mann hatte eine Serviette im Kragen stecken und Brotkrumen im Bart hängen. Doch J.T. war es egal, ihn beim Essen gestört zu haben.
„Ist Ihr Sohn zu Hause?“
„Nein. Ist heute Nachmittag mit dem Zug nach Temple gefahren.“
Der Zug fuhr erst um fünfzehn Uhr in Coventry ab, was Warren reichlich Zeit gelassen hätte, Hannahs Geschäft zu verwüsten. Was für ein glücklicher Zufall.
„Wir denken darüber nach, in Temple ein Geschäft zu eröffnen“, erklärte Hawkins. „Früher war das nur eine kleine Siedlung, aber jetzt scheinen immer mehr Menschen dorthin zu ziehen. Vor ein paar Monaten hatte ich schon vorgehabt, Warren dorthin zu schicken, aber erst jetzt hat er zugestimmt. Ich weiß auch nicht, was ihn überzeugt hat.“
Vielleicht ein abgewiesener Heiratsantrag …
„Wann erwarten Sie ihn zurück?“
Die Frage setzte dem Geschwätz des Mannes ein Ende. Er musterte J.T. neugierig und prüfend.
„In ein paar Tagen. Warum? Gibt es ein Problem?“
J.T. presste seine Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. „Ja, Sir, das gibt es.“
Hawkins zog die Serviette aus seinem Kragen und knüllte sie zusammen. „Hören Sie zu, Tucker. Warren hat mir von seinen Plänen mit Cordelia erzählt. Wenn Sie etwas dagegen haben, können Sie das vergessen.“ Er trat auf J.T. zu und stach ihm mit dem Zeigefinger gegen den Brustkorb.
J.T. hielt stand – und sein Temperament im Zaum. Noch.
„Ich dachte, Sie würden andere nicht nach dem Äußeren beurteilen“, sagte Mr Hawkins anklagend. „Aber Sie haben ein Problem mit seinem Gesicht, nicht wahr? Sie haben kein Recht, mich beim Abendessen zu stören und zu behaupten, mein Sohn sei nicht gut genug für Ihre Schwester. Verschwinden Sie hier.“
Mr Hawkins’ Gesicht war mittlerweile puterrot geworden, die Adern an seinem Hals gefährlich angeschwollen. Er trat einen Schritt zurück und hätte mit Sicherheit die Tür zugeworfen, wenn J.T. nicht schnell seinen Fuß dazwischengestellt hätte.
Mit zusammengebissenen Zähnen drückte er sie wieder auf, bis er Hawkins in die Augen sehen konnte. „Ich interessiere mich einen Dreck für das Gesicht Ihres Sohnes. Es ist sein Benehmen, über das ich mich ärgere. Hat er Ihnen erzählt, dass er Cordelia einen Antrag gemacht hat, ohne sie auch nur ein wenig zu umwerben? Hat er Ihnen gesagt, dass sie ihn abgelehnt hat? Und hat er Ihnen weiterhin mitgeteilt, dass er, anstatt die Absage wie ein Gentleman zu ertragen, Miss Richards für seine Probleme verantwortlich gemacht hat, obwohl diese Dame absolut nichts mit der ganzen Sache zu tun hat?“
Etwas von der
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