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Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Titel: Eine Lady von zweifelhaftem Ruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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an, dass ein Marquess von allen wichtigen Dingen hört.«
    Trotz ihrer Tränen musste sie lachen. »Jonathan, du erpresst ihn. Das ist nicht besonders nett von dir.«
    »Überhaupt nicht nett.« Er griff nach dem Sonnenschirm, öffnete ihn und hielt ihn über sie. »Tu nicht so, als hättest du nicht gewusst, dass ich zu so etwas fähig bin.«
    Es dauerte eine ganze Weile, so lange, dass sie bezweifelte, dass es funktionieren würde. Sie saßen schweigend da; ihr Streit weit weg und vergessen. Seine Anwesenheit gab ihr einen unglaublichen Trost und die Nähe, die sie beide verband, verlieh ihr neue Stärke.
    Schließlich öffnete sich die Tür erneut. Jonathan erhob sich und half ihr auf.
    »Miss Pennifold, der Marquess wird Sie nun empfangen«, sagte der Diener.
    Sie drehte sich zu Jonathan um. »Ich sehe bestimmt furchtbar aus.«
    Er nahm ihr seinen Mantel von den Schultern. »Du siehst niemals furchtbar aus, Celia. Du bist immer wunderschön.«
    Sie zupfte an ihrem feuchten Rock herum. »Er wird wütend sein, nicht wahr? Weil ich ihn dazu gezwungen habe. Wegen dem, was du geschrieben hast.«
    »Er wird sehr wütend sein. Nimm dir das, was er sagen wird, nicht zu sehr zu Herzen.«
    »Das werde ich versuchen. Ich werde …« Sie befeuchtete ihre Lippen. »Ich habe plötzlich Angst.«
    »Es wird schon klappen. Ich warte hier auf dich.« Er lächelte ihr ermutigend zu und brachte sie zur Tür.
    Dann war sie plötzlich wieder allein dort drinnen.
    Der Diener führte sie tief ins Haus zu einem kleinen Zimmer in der Nähe der für Diener gedachten Hintertreppe. Den ganzen Weg über tropfte sie auf die Böden aus Marmor und Holz.
    Dort ließ er sie in einem kleinen Salon mit sehr gewöhnlicher Einrichtung zurück. Sie hatte von einem Marquess etwas Besseres erwartet.
    Ein großer Schrank an einer Wand stand leicht offen. Sie warf einen Blick hinein und entdeckte einen silbernen Glanz. Da verstand sie die schlichte Möblierung. Dies war kein Zimmer, das die Familie des Marquess benutzte, sondern die Kammer des Butlers, wo das Silberbesteck aufbewahrt und gezählt wurde.
    Das verletzte sie. Mehr als sie bei einer so kleinen Sache während dieses ganzen elenden Abenteuers vermutet hätte. Aber gleichzeitig war ihr auch nach Lachen zumute. Er hätte sie kaum so auf ihren Platz in der Welt verweisen müssen. Sie war schließlich nur hier, weil sie fünf Stunden lang auf einer Steintreppe gesessen hatte.
    Wieder ließ er sie warten. Es kamen keine Erfrischungen. Keine heißen Getränke, um sie aufzuwärmen. Kein Diener kam, um das Feuer im Kamin zu entzünden.
    Das Ziel, nahm sie an, war wohl zu betonen, dass er zu diesem Treffen gezwungen worden war und dass sie nichts Besseres verdiente. Sie hätte wahrscheinlich verängstigt sein sollen oder beleidigt oder traurig. Doch stattdessen musste sie gegen eine stetig stärker werdende Begeisterung ankämpfen.
    Sobald er hier war, sobald sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen würden, wäre das alles nicht mehr wichtig. Ein Vater konnte gegenüber seinem eigenen Kind doch nicht grausam sein, wenn sie sich zum ersten Mal trafen. Sobald er sie sah, hier in der Ungestörtheit eines Raumes, in dem ihn niemand anders sehen konnte, würde er froh sein, dass sie gekommen war.
    Trotz ihrer Bemühungen, ihre Vorfreude unter Kontrolle zu halten, stieg sie sprunghaft an, als die Tür geöffnet wurde. Sie hielt den Atem an, als ein Mann die Kammer betrat. Er blieb direkt an der Tür stehen und starrte sie an.
    Er sah überhaupt nicht so aus, wie sie sich ihren Vater all die Jahre vorgestellt hatte. Er war viel kleiner als in ihrer Vorstellung und ein wenig beleibt. Sein Haar war fast weiß, aber sie nahm an, dass es früher einmal golden wie ihres gewesen sein musste.
    Doch bei diesem ersten Blick fielen ihr seine Augen am stärksten auf. Darin erkannte sie den erwarteten Zorn und eine gute Menge an Ungeduld und Verachtung. Das machte ihr nichts aus, weil sie ihr gleichzeitig so vertraut vorkamen. Es waren die gleichen Augen, die sie von ihrem eigenen Spiegelbild kannte.
    Ihr Herz füllte sich mit Freude und einem anderen Gefühl, das so qualvoll war, dass sie um ihre Fassung rang. Sie sehnte sich danach, ihre Arme nach ihm auszustrecken, und wenn es nur für die physische Verbindung war, den Saum seines Gehrocks zu berühren. Vielleicht würde er ja ebenfalls seine Arme nach ihr ausstrecken, so, wie sie es sich immer erträumt hatte, und sie würden sich umarmen. Sein Zorn würde

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