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Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Titel: Eine Lady von zweifelhaftem Ruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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wünschte sich, dass er Erfolg hatte. Sie wollte, dass er bekam, was ihm zustand. Sie stellte sich vor, wie er die Frau im Park begleitete, statt von ihr geschnitten zu werden. Das Bild versetzte ihr einen Stich ins Herz, aber nicht, weil sie nicht das Beste für ihn wollte. Sondern weil ihr eines klar war: Wenn er neben seiner Cousine Lady Chesmont ging, konnte er nicht auch neben Alessandra Northropes Tochter hergehen.

24
    Jonathan tauchte seinen Federhalter in die Tinte und begann, in sein Notizbuch zu schreiben. Er fasste die Schwerpunkte der Vorlesung zusammen, die er gemeinsam mit Summerhays in der Königlichen Gesellschaft besucht hatte. Es war eine großzügige Einladung gewesen, besonders da Chemie eigentlich nicht zu Summerhays’ Interessen zählte. Astronomie hätte ihn wachgehalten, doch so war er zwischendurch eingenickt.
    Er war fast fertig, als er Schritte auf der Dienstbotentreppe hörte. Ein Klopfen an seiner Tür ließ ihn die Schreibfeder niederlegen. Als er die Tür öffnete, fand er eine sehr aufgeregte Bella.
    »Sie müssen kommen, Sir. Er fragt nach Ihnen.«
    »Wer?«
    »Da ist ein Mann an der Tür, gepudert und in Uniform. Marian sagt, dass es nur ein Diener ist, aber …« Sie übergab ihm ein kleines Stück Papier. »Er hat gesagt, dass wir Ihnen das geben sollen und dass er warten wird. Celia ist nicht daheim und …«
    Er nahm das Stück Papier und las die beiden einzigen Worte darauf.
Thornridge. Jetzt.
    Er schnappte sich seinen Gehrock und ging nach unten. Wie erwartet gehörte der Mann zu Castlefords Dienerschaft. Niemand sonst würde zwei Worte schreiben und erwarten, dass die Welt einfach wusste, von wem sie stammten.
    Der Diener trat beiseite, und Jonathan ging auf die Straße. Dargents Kutsche hatte die Nachbarschaft bereits beeindruckt, aber die von Castleford hatte eine Menschenansammlung um sich geschart. Köpfte reckten sich in diese und in jene Richtung, um einen Blick in ihr Inneres zu erhaschen. Jungen bewunderten die stattlichen Pferde, die in perfekter Formation standen.
    Jonathan öffnete eine Tür und hüpfte hinein. »Du erzeugst hier einen ziemlichen Aufruhr.«
    Castleford schob die Vorhänge einen Spalt auseinander und sah hinaus. »Das liegt daran, dass ich keine Zeit mehr hatte, um nach dir schicken zu lassen, sondern dich selbst abholen muss.«
    »Wie hast du mich gefunden?«
    »Durch lästige Zeitverschwendung. Ich habe Hawkeswell nach deiner offiziellen Adresse gefragt, doch dort musste mein Kutscher entdecken, dass es sich lediglich um eine Druckerei handelt. Dann ist mir Miss Pennifold wieder eingefallen. Mein Anwalt kannte den Anwalt ihrer Mutter, der von diesem Haus wusste, und jetzt bin ich hier.«
    Er war nicht nur hier, er war auch gekleidet, wie es einem Herzog gebührte. Mit seinem Kragen hätte man Käse schneiden können. Auf seiner Taschenuhr prangte ein Rubin, der die monatlichen Löhne einer ganzen Grafschaft bezahlen würde.
    »Was starrst du mich so an?«, fragte Castleford.
    »Es … ist doch heute aber gar nicht Dienstag.«
    »Das hier konnte nicht bis Dienstag warten. Ich treffe mich gleich mit einem Bekannten wegen einer Angelegenheit, die ihm sehr wichtig ist. Angesichts der Dringlichkeit seines Briefes war es für mich erforderlich, nüchtern und angemessen gekleidet zu sein.«
    Sie hatten Celias Straße verlassen. Castleford schob die Vorhänge beiseite. Das Licht enthüllte einen Blick, der nicht ganz so ernst zu sein schien, wie es seine Kleidung und seine Worte nahelegten.
    »Thornridge möchte sich mit dir treffen, Castleford? Ich dachte, dass es hier um mich geht.«
    »Das wird es. Sobald wir drinnen sind. Nachdem ich empfangen wurde. Um diesen Empfang zu sichern, habe ich es so gedreht, dass er mich dringlicher sehen will als ich ihn.«
    »Wie ist dir das gelungen?«
    Castleford legte seinen Kopf schief, als etwas, an dem sie vorbeifuhren, seine Aufmerksamkeit auf sich zog. »Ich habe seine Schwester verführt. Er hat natürlich davon erfahren und scheint es als persönliche Beleidigung zu empfinden, wenn ich die deftige Sprache seines gestrigen Briefes richtig deute. Er hat ein Treffen verlangt, und nun sind wir auf dem Weg.«
    Jonathan starrte ihn an. Castlefords Blick legte nahe, dass er mit seiner eigenen Gerissenheit ungemein zufrieden war.
    »Du hast meine Cousine verführt?« Er stellte sich die Frau vor, die ihn im Park geschnitten hatte und die, wie er wusste, ein eintöniges Leben mit einem unscheinbaren Ehemann führte.

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