Eine Lady von zweifelhaftem Ruf
waren, und gab weiter, was sie mir zukommen ließen.«
»Du lässt es fast patriotisch klingen.«
»Verdammt, mir ist klar, was es war. Was ich war. Aber das, was ich tat, richtete wenig Schaden an. Ihnen falsche Informationen zu schicken, erwies sich als nützliche Taktik. Niemals habe ich dich oder andere Personen, mit denen ich gearbeitet habe, in Gefahr gebracht. Zumindest nicht wissentlich. Das schwöre ich.«
Sie blieben an einer Kreuzung stehen und blickten einander in der Dunkelheit an. Es gab nicht mehr viel zu sagen. Jonathan empfand nicht mal besonders viel Zorn. Aber er fand es irgendwie ironisch, sogar skandalös, dass sich Edward vor diesem Moment weder öffentlich noch privat dafür hatte rechtfertigen müssen.
»Hast du keine Angst davor gehabt, dass jemand eines Tages mir oder einem anderen Mann einen Auftrag geben würde, bei dem du nicht der Puppenspieler, sondern das Ziel sein würdest?«
Edward stieß einen tiefen Seufzer aus, wie ein Mann es tat, wenn er eine starke Emotion zu kontrollieren versuchte. »Ist das nun geschehen, Jonathan? Oder bist du aus eigenem Antrieb hier?«
»Der Krieg ist seit Langem vorbei, Onkel. Falls immer noch Männer auf solche Missionen geschickt werden, will ich nichts davon wissen. Was mein selbstständiges Handeln angeht …« Er versuchte gar nicht erst so zu tun, als sei Edward schuldlos. Doch dieser Mann hatte angenommen, dass es gar keine Mission an der Küste gab. Es war ein anderer, der dafür gesorgt hatte. »Mein Cousin hat dich mit dieser Sache unter Druck gesetzt. Er weiß alles und hält dein Schicksal, deinen guten Ruf und vielleicht sogar deine Freiheit in seiner Hand. Ich nehme an, dass es Bestrafung genug ist, sein Lakai zu sein und in Angst vor Bloßstellung zu leben.«
Sie gingen unter einer Straßenlaterne vorbei, und er konnte Edwards Gesicht erkennen. Es war schlaff vor Erleichterung, wachsbleich vor Angst, und ihm war die Folter der letzten fünf Minuten deutlich anzusehen. Sobald sie den Lichtkreis verlassen hatten und wieder in der Dunkelheit waren, blieb Jonathan stehen. Edward ging weiter und zog seinen Stock hinter sich her wie ein lahmes drittes Bein.
»Wurde sie freigelassen, Onkel? Die Frau, für die du das alles getan hast?
Edward drehte sich um und sah ihn an. »Sie hat überlebt. Sie lebt nun in der Nähe von Nizza mit einem Künstler zusammen.« Er drehte sich wieder zurück und ging weiter, bis die Nacht ihn verschluckt hatte.
Jonathan ging in die andere Richtung. Wer hätte gedacht, dass Edward wegen seiner Liebe zu einer Frau sein Land verraten würde? Was die Gründe für Landesverrat angingen, war das zumindest einer, den Jonathan nachvollziehen konnte.
25
»Es ist einfach nur seltsam«, sagte Celia. »Ich habe zwei andere Häuser gefunden, die ausreichen würden, aber mein Anspruch auf dieses hier bleibt weiter in der Schwebe.«
»Vielleicht ist es Mr Dargents Plan, dich im Ungewissen zu lassen. Es verschafft ihm deine ewige Aufmerksamkeit«, erwiderte Daphne.
Sie standen mitten im Garten, nach einem langen Spaziergang mit Verity und Audrianna an seinen Beeten vorbei. Nun saß Audrianna an einem Tisch auf der Terrasse und notierte alle Änderungen, die sie beschlossen hatten. Und Verity saß daneben und erstellte eine Liste von Pflanzen. Niemand würde die beiden gerade als die feinen Damen erkennen, die sie waren. Der Saum ihrer Kleider und ihre Stiefel waren schlammbefleckt, und einfache Hauben schützten ihre Haut vor der Sonne.
»Anthony weiß, dass die Sache nicht für immer ungeklärt bleiben kann, Daphne. Er muss seinen Anspruch geltend machen oder er verliert ihn. Ich möchte glauben, dass er es sich doch noch anders überlegt hat, aber ich befürchte, dass ich mit der heutigen Planung nur deine Zeit verschwendet habe.«
»Es ist niemals eine Verschwendung, seine Zeit mit Freunden zu verbringen. Und das hier war hauptsächlich ein Vorwand dafür.«
Sie gingen zur Terrasse. Als sie ankamen, legte Audrianna ihren Stift beiseite. »Es ist alles hier, aber du musst deine Zeichnungen machen, Celia. Und ich befürchte, dass es sich um mehr Arbeit handelt, als wir erledigen können.«
»Ich könnte ein paar unserer Gärtner vorbeischicken«, schlug Verity vor, während sie sich auf ihre Liste konzentrierte. »Aber vielleicht wird auch Mr Albrighton darauf bestehen zu helfen. Er ist sehr begierig darauf, dir zu Diensten zu sein, Celia.« Sie sah auf. »Zimmermannsarbeiten und so weiter.«
Eine Gesprächspause
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