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Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Titel: Eine Lady von zweifelhaftem Ruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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Daphne hatte die Angewohnheit, gestrandete Frauen ungewisser Ehrbarkeit und Vergangenheit aufzunehmen.
    Zweifellos würde sie weitere von ihnen finden, auch wenn Celia manchmal dachte, dass es besser wäre, wenn nicht. Mit siebenundzwanzig Jahren war es für Daphne vielleicht an der Zeit, ihr selbstgewähltes Exil zu verlassen.
    »Sind Sie sicher, dass Sie das Regal so wollen, Miss Pennifold? Es wird seltsam aussehen.«
    Thomas, ein Bursche von fünfzehn Jahren, hielt das Brett für das zweite Regal und runzelte die Stirn über die gewünschte Position. Obwohl ihm Celia Sinn und Zweck erklärt und ihm die Zeichnung gezeigt hatte.
    »Genau so, Thomas. So werden sowohl Wärme als auch Licht gleichmäßig an die oberen und unteren Pflanzen herankommen.«
    Er zuckte mit den Schultern und nagelte das Brett an die von ihr gewünschte Stelle.
    In den letzten Tagen hatte sich Celia in den Läden der Nachbarschaft umgehört und bekannt gemacht, dass sie auf der Suche nach einem jungen Mann war, der sich mit Zimmermannsarbeiten auskannte. Thomas’ Vater, der einen Textilhandel betrieb, hatte seinen Sohn für diese Arbeit gerne ausgeliehen.
    Celia bemerkte, dass Thomas mehr Nägel für die Arbeit verwendete, als sie eingeplant hatte. Sie hatte sparsam eingekauft und würde nun weitere besorgen müssen. Während sie die Anzahl im Kopf überschlug, verrieten ihr leise Geräusche vom Dachboden, dass Mr Albrighton dort umherging.
    Er hatte ihr zwar versichert, dass sie ihn kaum bemerken würde. Doch ihr war klar geworden, dass sie seine Anwesenheit in diesem Haus nicht einfach ignorieren konnte. Sie mochte ihn vielleicht nicht oft sehen, aber er war einfach sehr präsent.
    Sie wusste zum Beispiel, dass er tagsüber meistens im Haus blieb. Sie hörte seine Schritte auf den Dielen. Sie erinnerten sie stetig daran, dass sie weder vollkommene Ungestörtheit noch totale Isolation genoss.
    Wenn sie ihn sah, schwang jedes Mal ein gewisses Maß an Vertrautheit mit, das sich nicht vermeiden ließ. Sie lebten schließlich im gleichen Haus. Ihre Seelen teilten sich diesen Raum, auch wenn ihre Körper selten im gleichen Zimmer waren. Und er hatte sie schon zweimal berührt. Und diese Berührungen waren wie Öltropfen, die, einmal verschüttet, nie wieder ganz weggewischt werden konnten.
    Jeden Morgen kam er gegen zehn Uhr herunter, um sein Wasser zu holen. Sie war dazu übergegangen, auf seine Schritte auf der Treppe zu horchen. Nach dem ersten Tag war er nie wieder so nachlässig gekleidet erschienen, doch war er auch nie vollkommen bekleidet. Er trug natürlich kein Halstuch, da er sich noch nicht rasiert hatte. Auch keine Weste. Meistens trug er jedoch einen Morgenmantel, sodass er nur halb so unanständig wirkte.
    Es erinnerte noch viel an seine verbrachte Nacht, wenn er gegen zehn Uhr unten auftauchte. Sein langes Haar war noch nicht zusammengebunden, sein Nacken lag frei und sein Kinn war von einem Bartschatten verdunkelt. Seine Erscheinung erinnerte sie daran, dass er jede Nacht, während sie schlief, in der Nähe war. Und sie fühlte sich durch seine Gegenwart gleichzeitig getröstet und beunruhigt.
    Die Schritte wurden ein wenig lauter. Schon bald würde er seinen kleinen Gang in den Garten antreten. Die Unannehmlichkeiten, ihr Mieter zu sein, schienen ihm nichts auszumachen. Ihre Hoffnung, dass er als Folge ihrer Reserviertheit gehen würde, schien sich nicht zu erfüllen.
    »Ich brauche mehr Nägel, Thomas. Ich habe falsch eingeschätzt, wie viele du brauchen wirst. Hier hast du etwas Geld. Bitte geh zu Mr Smith und kaufe noch ein paar.«
    Thomas legte seinen Hammer nieder. Er streckte seine junge, schwielige Hand nach dem Geld aus und verließ das Zimmer mit dem schlaksigen Gang eines Fohlens.
    Sobald er weg war, ertönten Schritte auf der Treppe. Celia beschäftigte sich gedanklich mit der Frage, welche Farbe die Regale bekommen sollten. Grün? Weiß? Sie bemühte sich, nicht daran zu denken, wie ihr Blut mit jedem seiner Schritte pulsierte.
    Zu ihrer Verärgerung musste sie sich eingestehen, dass sie sich inzwischen auf Mr Albrightons kurze Auftritte freute. Sie wollte, dass er verschwand, gleichzeitig aber wiederum auch nicht. Dass er ihre kleinen Listen, um ihn zu vertreiben, vereitelte, machte ihr nicht so viel aus, wie es das eigentlich sollte. Sie genoss ihre kurzen Gespräche und die sinnliche und gewagte Art und Weise, wie er aussah, bevor er sich ausgehfertig machte.
    Sie lachte über sich selbst. Diese alberne Vorfreude

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