Eine Liebe auf Korfu
„Nur keine Bange, Sir, ich werde gut auf die Kinder aufpassen, bis Sie Alessa zurückbringen. Und wenn Sie meine arme Freundin befreit haben, geben Sie ihr einen Kuss, der ihr endlich alles klarmachen wird!“, rief sie ihm nach, als er bereits die Treppe hinunterrannte, immer noch triefnass.
Im Stallhof der Residenz herrschte helle Aufregung, als Benedict hineinritt.
„Mylord, wo haben Sie das Tier gefunden?“, fragte der Oberreitknecht, außer sich vor Sorge. „Das beste Jagdpferd Seiner Exzellenz! Das muss dieser elende Junge gestohlen haben. Den werde ich mir vornehmen!“
„Er hat es sich nur ausgeliehen, um mich wegen eines Notfalls zu erreichen. Also darf er nicht bestraft werden. Lassen Sie einen Wagen anspannen, in fünfzehn Minuten muss ich zum venezianischen Hafen fahren.“
Während die Stallburschen ihm verwundert nachstarrten, rannte Benedict ins Haus und die Treppe hinauf. Im ersten Stock stieß er beinahe mit Lady Trevick zusammen. Erschrocken schrie sie auf, wich zurück und musterte seine nasse Kleidung. „Um Himmels willen, Lord Blakeney! Was ist passiert? Ein Unfall mit einem Boot?“
„Wussten Sie, dass Lady Blackstone lossegeln wollte – mit Alessa?“
„Ja, gewiss. Tut mir so leid, dass ich mich nicht von Ms. Meredith verabschieden konnte. Offensichtlich wird Honoria von ihrem Gemahl in Venedig erwartet und musste die Fahrt so schnell wie möglich antreten. Und da die Reparaturen am Schiff abgeschlossen waren …“
„Sie hat Alessa mit einem Trick an Bord gelockt. Ohne die Kinder. Ihre Ladyschaft wollte die beiden nicht mitnehmen. Alessa hat sich geweigert, ohne Demetri und Dora abzureisen.“
„Heiliger Himmel! Was hat Lady Blackstone gegen die Kinder einzuwenden? Nach allem, was ich gesehen habe, sind sie sehr nett und gut erzogen.“
„Anscheinend fürchtet sie einen Skandal“, erklärte Benedict grimmig. „Sie glaubt, die Leute würden Alessa für ihre Mutter halten.“
„Welch ein Unsinn!“ Ärgerlich schüttelte Lady Trevick den Kopf. „Der törichten Frau werde ich einen Skandal lie fern. Schon wegen ihres Alters können die Kinder nicht von Alexandra stammen, das sieht doch jeder. Außerdem ähneln sie ihr kein bisschen. Ich werde meiner Schwester schreiben, die in London wohnt. Dann wird die Wahrheit nach England gelangen, ein paar Wochen, bevor Honoria Blackstone dort eintrifft.“
„Aber Alessa wird nicht wünschen, dass der Ruf ihrer Familie Schaden nimmt“, warnte Benedict.
„Natürlich werde ich Honorias Dummheit nicht erwähnen. Ich werde nur erklären, die kluge, tapfere Alexandra habe zwei reizende Waisenkinder unter ihre Fittiche genommen. Welch eine romantische Geschichte! Finden Sie nicht auch?“
„Offen gestanden, das Ganze erinnert mich eher an einen Schauerroman.“ Benedict lächelte freudlos. „Wann ich zurückkommen werde, weiß ich nicht, Ma’am. Jetzt muss ich mich umziehen.“ Seufzend zeigte er auf die Pfütze hinab, die rings um seine Füße entstanden war.
„Wann Sie wieder hier eintreffen, spielt keine Rolle, Sir, solange Sie Alexandra mitbringen. Geben Sie ihr einen Kuss von mir!“
18. KAPITEL
Als Benedict den venezianischen Hafen erreichte, war Zagredes Schiff fertig zum Auslaufen. Er warf sein Gepäck an Deck. Dann eilte er die Laufplanke hinauf, in einer Hand seine Pistolenkassette, in der anderen seinen Degen. Der Graf klopfte ihm auf die Schulter und erteilte der Besatzung seine Befehle.
Wenige Minuten später verließ die Schaluppe den Hafen und umrundete die Landspitze des Old Fort. Erstaunt beobachtete Benedict, wie der Albaner dem Steuermann Anweisungen gab. „Führen Sie das Kommando, Voltar? Haben Sie keinen Kapitän?“
„Doch. Ein tüchtiger Seefahrer. Aber wenn ich auf der Jagd bin, möchte ich alles selber unter Kontrolle haben.“ Gebieterisch winkte Zagrede ein Besatzungsmitglied zu sich und rief ihm etwas zu. „Dieser Mann wird Sie in Ihre Kabine führen, mein Freund.“
Überrascht über den fast eleganten Komfort, sah sich Benedict wenig später in der Kabine um und bewunderte die schöne Täfelung, die glänzenden Messingbeschläge. Auf der Koje lag eine kostbare Decke, über einem Schreibtisch hingen Lampen an Kardangelenken. Er kleidete sich um und zog die bequeme Seemannskleidung an, die er während der Schiffsreise durch das Mittelmeer und nach seiner Verletzung getragen hatte. Auf Schuhe verzichtete er, damit seine Füße an Deck besseren Halt fanden. Nachdenklich ergriff er seinen
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