Eine Liebe auf Korfu
gestürzt? Jetzt möchte ich mich hinlegen.“
„Ja, selbstverständlich“, stimmte Dr. Cobb besänftigend zu. „Dieser nette Mann wird Sie in Ihre Kabine führen.“
Behutsam ergriff ein Besatzungsmitglied Alessas Arm.
Eine halbe Stunde später lag sie in einer Koje. Nur widerstrebend hatte Lady Blackstones unfreundliche Zofe sie entkleidet und gewaschen. Der Doktor erschien und drängte ihr ein beruhigendes Getränk auf, das er selbst gebraut hatte. Dann wurde sie endlich in Ruhe gelassen.
Wer mochte wissen, was geschehen war? Tante Honoria hatte Lady Trevick wahrscheinlich erklärt, die Maßnahmen seien nötig, um einen Skandal zu vermeiden. Weder Kate noch die Kinder würden wissen, was sich ereignet hatte. Wenn sie nichts von ihr hörten, würden sie voller Sorge in die Residenz gehen, sich nach ihr erkundigen und erfahren, sie sei abgereist. Ohne ein Wort …
Wie verzweifelt und gekränkt würden sie sein … Als sie sich das vorstellte, kämpfte Alessa mit den Tränen und biss sich auf die Lippe. Demetri würde eine tapfere Miene zur Schau tragen. Aber er würde sich verraten, verwirrt und verloren fühlen. Und die kleine Dora, die schon einmal verlassen worden war? Würde sie diese neue bittere Enttäuschung jemals verkraften?
Aber sie befanden sich in Kates Obhut, und die Freundin würde merken, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie würde ihnen versichern, Alessa sei nicht freiwillig abgereist, und gut für sie sorgen.
Wer wusste sonst noch Bescheid? Wie eine schwarze Wolke kehrte die Erinnerung zurück. Benedict, denn er hatte ihrer Cousine die Nachricht gebracht. Und Frances war von ihrer Mutter über den Plan informiert worden, sofort abzufahren. Benedict hat mich so seltsam angesehen – ein Abschied?
Er hatte es gewusst und sie belogen und hintergangen – nach all den Versprechungen. Von dem Mann, den sie liebte, war sie schmählich getäuscht und betrogen worden, weil er Respektabilität und Konvention schützen wollte.
Wütend zerrte sie das Kissen unter ihrem Kopf hervor und schlug mit beiden Fäusten darauf. Von Anfang an hatte er sich für ihre Reise nach England eingesetzt und immer wieder betont, wie wichtig es sei, dass sie sich der Londoner Gesellschaft anpassen würde. Und jetzt …
Während sie in der Koje lag, nahm sie die schwankenden Bewegungen des Schiffs nur vage wahr. Ich muss fliehen, zu den Kindern zurückkehren und mit ihnen nach England fahren. Dort werde ich meine Tante anprangern und in rettungslose Verlegenheit stürzen. Und Benedict Casper Chancellor, Earl of Blakeney, wird wünschen, er hätte niemals das Licht der Welt erblickt.
„Sind Sie verrückt? Wie wollen Sie sich da herauslavieren?“ Erbost wanderte Benedict auf den Decksplanken der Ghost umher. Mehrere Männer kamen an Bord, mit sonderba ren, antiquierten langläufigen oder modernen Gewehren gerüstet. In allen Gürteln steckten Dolche und Messer. Und diese Albaner sahen so aus, als wüssten sie genau ihre Waffen zu benutzen.
„Herauslavieren?“ Grinsend stand Zagrede neben einigen Brotkörben, die unter Deck gebracht werden sollten. „Woraus?“
„Zum Beispiel haben Sie einen englischen Earl entführt, von Ihren weiteren Absichten ganz zu schweigen.“
„Mein lieber Benedict, Sie haben mein Schiff freiwillig betreten, im hellen Tageslicht, vor den Augen der engli schen Wachtposten im Fort. Und wir werden genau das tun, was Sie wollten – wir verfolgen das Handelsschiff Plymouth Sound.“
Jetzt verließen sie den Hafen, die seltsamen grauen Segel blähten sich, die Lafetten der Geschütze polterten.
„Um Himmels willen, Sie müssen nicht auf das englische Schiff feuern!“ Benedict packte den Arm des Grafen. „Holen Sie es einfach nur ein. Dann gehe ich an Bord und erkläre dem Kapitän, Alessa sei zu der Reise gezwungen worden. Das ist alles, was ich will.“
„Was Sie wollen.“ Die Augen zusammengekniffen, inspi zierte Zagrede die Trimmung der Segel, während die Ghost aus dem Meeresarm glitt. „Und ich will dieses Schiff, mit samt allen Damen, die sich darauf befinden.“
„Sind Sie lebensmüde?“ Als der Graf zwischen den Männern hindurchging, um die Takelungen zu prüfen, blieb Benedict an seiner Seite. „Diese Damen gehören zur Familie eines britischen Diplomaten und stehen unter dem Schutz des Lord High Commissioners. Wenn er von Ihrem Verbrechen erfährt, wird er Sie zur Rechenschaft ziehen. Glauben Sie denn, nach diesem Schurkenstreich könnten Sie Ihre Geschäfte in
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